In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland zwar deutlich zurückgegangen. Trotzdem wurden zum Beispiel 2018 laut Kriminalstatistik der Polizei immer noch rund 97.500 Fälle erfasst. Um sich vor einem Einbruch zu schützen und die Wohnung oder das Haus sicherer zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Michael Göbel, Einbruchschutzberater der Polizei Tuttlingen, hat wichtige Tipps:
1. Selbstgekaufte, günstige Alarmanlagen und Kameras
„Sich selbst einzudecken ist immer schwierig. Wir von der Polizei empfehlen grundsätzlich nur zertifizierte Produkte, die geprüft sind. Diese leisten dann auch gegen mechanische Einwirkungen von außen Widerstand.“
2. Empfehlenswerte Produkte gegen Einbruch
„Pilzkopfverriegelungssysteme für Fenster und Fenstertüren können wir empfehlen. Außerdem sind abschließbare Fenstergriffe oder entsprechende Aufschraubtechnik – ein sogenannter Panzer oder Querriegel – grundsätzlich gut. Eine innenliegende Mehrfachverriegelung kann man ebenfalls einbauen, die den Standards entsprechen. Was diese Nachrüstung kostet, ist schwer zu sagen. Dabei kommt es ganz auf das Fenster an. Im Schnitt kostet das bei einem einflügeligen Fenster ungefähr zwischen 250 und 400 Euro.“
3. Die kostenlose Sicherheits-Beratung zu Hause
„Die Polizei bietet einen kostenlosen Check für Wohnungen und Häuser an. Jeder Landkreis hat eine Beratungsstelle, bei der man einen Termin vereinbaren kann. Die Kollegen kommen zu einem nach Hause und beraten einen produktneutral.“
Gaunerzinken – Kritzeleien als Kommunikation unter Einbrechern
Seltsame Zeichen, die mit Kreide an den Briefkasten, die Hauswand oder an die Mauer vor dem Haus gemalt wurden, sind die sogenannten „Gaunerzinken“. Sie tauchen immer wieder mal auf und sollten ein Warnzeichen für uns sein. Denn Diebe kommunizieren darüber. Zwar tauchen sie in Zeiten von WhatsApp und Co seltener auf, es gibt aber immer wieder Einbrecher, die so auf potentielle Einbruchsziele hinweisen. Die Polizei empfiehlt in diesem Fall:
- Schaut euch in der direkten Nachbarschaft um. Gibt es weitere ähnliche Zeichen in der Umgebung?
- Sprecht mit Nachbarn, ob sie verdächtige Personen gesehen haben.
- Macht ein Foto vom Gaunerzinken und meldet euch auf jeden Fall bei der Polizei.
Ganz wichtig: die Kreidezeichen bedeuten nicht immer, dass akute Einbruchgefahr besteht, sagt die Polizei.
Tipps: Was tun, was lassen, wenn man nicht zuhause ist?
Oft stellt sich gerade im Sommer die Frage: Fenster kippen, ist das okay? Oder die Rollläden runterlassen? Die Polizei hat hier ganz klare Tipps und Regeln, damit man es Einbrechern nicht unnötig leicht macht.
Darauf solltet ihr achten:
- Fenster und Balkontüren auf jeden Fall geschlossen halten. Abschließbare Fenstergriffe verwenden und nach dem Abschließen: Schlüssel wegräumen, nicht sichtbar irgendwo in der Nähe liegen lassen. Wenn durch ein gekipptes Fenster der Einbruch möglich wird, könnte das als grob fahrlässiges Handeln ausgelegt werden. Eine Versicherung kann dann Leistungen kürzen. Ob ein gekipptes Fenster grob fahrlässig ist, hängt davon ab, wie lange man weg war und wie gut einsehbar das Fenster ist. Gitter vor den Fenstern schrecken Einbrecher definitiv ab.
- Haus- oder Wohnungstür in jedem Fall abschließen, nicht nur ins Schloss ziehen.
- Schlüssel niemals draußen verstecken. Laut Polizei kennen Einbrecher alle Verstecke.
- Leitern ins Haus oder in die verschlossene Garage räumen. Sie kann sonst Einbrechern leicht als Einstiegshilfe dienen, wenn die Leiter einfach draußen liegt. Auch Mülltonnen können genutzt werden, um damit in den ersten Stock oder auf einen Balkon zu klettern. Mülltonnen also am besten auch ins Haus oder die abschließbare Garage stellen.
- Rollläden sollten nur nachts geschlossen sein, auf keinen Fall tagsüber. Denn das gibt das Signal: „Ich bin nicht zuhause.“ Elektrische Rollläden entsprechend programmieren.
- Postet nichts zu eurer Reise oder den Reiseplänen in den Sozialen Netzwerken – zumindest nicht öffentlich für alle sichtbar.
- Kontaktdaten besser im Koffer leicht sichtbar auf einem Zettel oder Aufkleber vermerken, anstatt es draußen am Gepäck anzubringen.
- Keine Abwesenheitsnotizen im Hausflur, an der Klingel oder auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Wenn ihr ein Paket erwartet, am besten einen Nachbarn bitten, das Paket anzunehmen.
Allgemein gilt: Wer einen netten Nachbarn oder Freunde in der Nähe hat, sollte sie um Hilfe bitten: Dort den Schlüssel hinterlegen, Briefkasten leeren lassen, Rollläden morgens aufmachen, Blumen gießen. Und Bescheid geben, wie lange man genau weg ist.
Tipps und Tricks: So tut ihr, als wärt ihr zuhause
Sind Einbrecher nicht sicher, ob jemand zuhause ist oder nicht, sehen sie eher davon ab einzubrechen. So könnt ihr es ihnen schwerer machen:
- Ein Paar alte Schuhe oder Gummistiefel vor der Tür stehen lassen.
- In mehreren Räumen das Licht per Zeitschaltuhr oder SmartHome an- und ausgehen lassen. Am besten in unregelmäßigen Abständen.
- Türklingel ausschalten, wenn das geht. Oder einen Klingel-Unterbrecher-Schalter anschaffen. Wenn er eingeschaltet ist, dann verhindert er, dass die Türklingel läutet. Der Einbrecher weiß dann nicht, ob wirklich niemand da ist oder ob nur die Klingel nicht gehört wurde.
- Es gibt inzwischen auch Fernsehsimulatoren. Das sieht dann so aus, als würde ein Fernseher laufen. Das am besten per Zeitschaltuhr oder App steuern.
- Hört ihr nachts Geräusche aus dem Garten oder flüsternde Stimmen, macht euch bemerkbar. Licht anmachen oder laut etwas rufen wie "Ruf die Polizei", das schreckt die potentiellen Einbrecher ab.
Die Polizei hat außerdem auf der Webseite von Zuhause sicher auch eine ausführliche Checkliste als PDF zusammengestellt. Weitere Infos und Tipps gibt es auch bei der Initiative K-EINBRUCH.