„Der letzte Flügel ist entfaltet“, jubelt die Nasa. Das James-Webb-Teleskop war an Weihnachten ins All gestartet und soll Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall liefern.
Es ist der letzte große Schritt vor Inbetriebnahme des Weltraumteleskops James Webb. Das Teleskop hat seine letzte Spiegelplatte ausgeklappt, schreibt die Nasa auf Twitter – und ist begeistert:
Der über sechs Meter große Hauptspiegel des Weltraumteleskops wurde laut Nasa vollständig ausgefahren. Vor wenigen Tagen war der Sonnenschutz des Teleskops aufgespannt worden, dann folgten die Spiegelsysteme.
Bis das James-Webb-Teleskop aber wirklich mit der Arbeit starten kann, müssen aber noch einige weitere Schritte klappen – das soll in den nächsten fünf Monaten passieren. Wissenschaftler erhoffen sich von den Aufnahmen des Teleskops Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren.
Weltraumteleskop James Webb – ein Mammutprojekt
Am ersten Weihnachtsfeiertag hob es ab in All: das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST). Es ist das teuerste, größte und leistungsfähigste Weltraumteleskop in der Geschichte der Menschheit.
Was kann dieses Teleskop eigentlich?
Je weiter man ins Weltall schaut, desto weiter kann man auch in die Vergangenheit blicken. Deshalb sind Wissenschaftler stets bemüht, leistungsfähigere Teleskope zu entwickeln. Denn Wissen darüber, wie das Universum entstanden ist, kann uns auch heute weiterhelfen.
Genau das soll das JWST tun: tief ins All gucken. Bisher war das Hubble-Weltraumteleskop seit 1990 ein treuer Erkunder entfernter Galaxien. Das neue Teleskop ist um ein Vielfaches leistungsfähiger. Ein 25 Quadratmeter großer Spiegel soll helfen, Bilder aus dem frühen Universum zu liefern. Für ein Entwicklungsgeld von zehn Milliarden Dollar sollte das Ding ja schon was können.
Damit erhoffen sich Wissenschaftler Erkenntnisse über die frühe Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren. Aber Aufnahmen vom JWST könnten auch helfen, bewohnbare Planeten mit Wasservorkommen in unserer „näheren“ Erdumgebung zu finden.
Wie geht es jetzt weiter mit dem JWST?
Bis wir erste Bilder sehen können, müssen wir uns noch ein Weilchen gedulden, vermutlich bis Sommer.
Innerhalb des nächsten Monats soll das JWST an seinen Einsatzort in etwa 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde fliegen – mehr als die vierfache Entfernung zwischen Mond und Erde. Bis die Infrarot-Sensoren so weit sind, das Weltall zu untersuchen, vergehen weitere fünf Monate.
Nasa-Programmdirektor Greg Robinson ist leicht angespannt: Es könne noch viel schiefgehen bis dahin. Hunderte Mechanismen müssten genau richtig funktionieren. „So etwas haben wir noch nie gemacht.“
Teleskop mit jahrzehntelanger Vorgeschichte
Die Entwicklung des Teleskops war begleitet von Problemen – und das über Jahrzehnte hinweg. Die Idee zu so einem Teleskop kam erstmals Ende der 80er Jahre auf. Es wurde geplant, getüftelt, gebaut und fehlgeschlagen.
Die Fachzeitschrift Nature nannte es das „teuerste astronomische Risiko der Geschichte“. Denn: Ursprünglich wurde mit Kosten von 500 Millionen Dollar gerechnet, am Ende war es mit zehn Milliarden Dollar also nur ein klitzekleines Bisschen teurer.
Schon 2007 sollte das JWST starten. Das wurde aber immer wieder verschoben. Jetzt, 14 Jahre später, konnte es endlich losgehen.
Mission auf zehn Jahre angesetzt
Die Lebensdauer des Teleskops schätzt die Nasa auf zehn Jahre. Denn um mal vorbeizufliegen und es zu reparieren, wenn was kaputt ist, ist es dann zu weit entfernt. Aber man hat vorgesorgt: Der Treibstofftank ist zugänglich. Falls die Menschheit in den kommenden Jahren irgendwann in der Lage sein sollte, ein Betankungsraumschiff zu dem Teleskop zu schicken.