„Das Vortor zur Hölle“, oder die „hässlichste Stadt in Baden-Württemberg“ – die Stadt Pforzheim trägt viele dieser inoffiziellen Titel. Ein kleiner Kreis aus der SWR3-Redaktion findet aber: Ganz so ist es nicht.
In Umfragen steigt die Stadt immer wieder auf den Thron der „hässlichsten“ in Deutschland, Sängerin Nina Chuba sagte bei einem Besuch: „Sieht aus wie ein Gefängnis!“. Die Rede ist von Pforzheim, einer Stadt in Baden-Württemberg, zwischen Karlsruhe und Stuttgart – auf der badischen Seite an der Grenze zu Württemberg. Und: Direkt am bekannten Stau-Hotspot an der A8. Pforzheim wird auch Goldstadt genannt, hat etwa 125.000 Einwohner – und einen verdammt schlechten Ruf. Zu recht?
Pforzheim vor und nach dem Luftangriff 1945
Pforzheim „Vor 1945“ – diese Schilder finden sich in der Stadt an vielen Stellen. Dahinter steckt eine Aktion, die die Geschichte der Stadt vermitteln soll. Sie weist aber gleichzeitig auf das Trauma durch den Zweiten Weltkrieg hin.
Zugegeben: Diese Stadt sah mal anders aus und sie gehört jetzt auch nicht mehr zu denen, deren Charme die Menschen nach den ersten Schritten über die Stadtgrenzen direkt packt. Aber: Sie wird dem negativen Ruf nicht gerecht und hat auch ihre wirklich schönen Ecken – finden zumindest diese SWR3-Redakteurinnen:
1. Mein Lieblingsort in Pforzheim: Das Kupferdächle
Eines meiner ersten Konzerte habe ich dort erlebt. Es war irgendeine alternative Band, deren Namen ich leider nicht mehr weiß. Aber woran ich mich sehr gut erinnere: An den Abend, an die Menschen, mit denen ich dort war und an die Location. Das Kupferdächle liegt fast schon idyllisch am Rande von Pforzheim an der Nagold und lädt regelmäßig junge Menschen ein, Kunst, Kultur und Musik kennenzulernen.
Mit DEM Getränk schlechthin: KiBa (Kirsch-Bananen-Saft) konnte man auch ganz ohne Alkohol einen wunderbaren Abend verbringen. In lauen Sommernächten lud der angrenzende Park dazu ein, dort mit Freunden zu sitzen und ist in meiner Erinnerung an Pforzheim fest verankert.
Das Kupferdächle bietet für jugendliche und junge Menschen noch mehr Raum der kreativen Entfaltung: Foto- oder Theatergruppen laden zum Mitmachen ein und zeigen bei Ausstellungen oder Veranstaltungen, wie kreativ Pforzheims junge Generation ist.
2. Mein Lieblingsort in Pforzheim: Der Enzauenpark
Mit dem Enzauenpark verbinde ich von klein auf viele Erlebnisse. Als Kind insbesondere die Besuche auf dem Wasserspielplatz. Später dann habe ich vor allem viele EM- und WM-Fußballspiele beim Public Viewing im Biergarten – übrigens dem größten in der Umgebung – gesehen.
Neben der Funktion als Veranstaltungslocation oder als Ausflugsziel mit Kindern ist der Park einfach wunderschön, um mit Freunden oder der Familie an der Enz zu spazieren, mit dem Rad zu fahren oder auch allein mit einem guten Buch zu entspannen.
Der Enzauenpark liegt am Stadtrand von Pforzheim. Direkt am Parkausgang befindet sich außerdem der Gasometer, ein alter Gasspeicher, der heute unter Denkmalschutz steht. Innen gibt es heute immer wechselnde 360-Grad-Ausstellungen.
3. Mein Lieblingsort in Pforzheim: Der Wallberg
Einer meiner Lieblingsorte in Pforzheim ist der Wallberg, auch Monte Scherbelino genannt. Von dort gibt es in alle Richtungen eine wunderschöne Aussicht über die ganze Stadt. Der Wallberg war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg eine Erhöhung – allerdings mit 378 Metern kleiner. Die Trümmer der zerstörten Stadt wurden dort aufgetürmt, insgesamt sollen es 1.650.000 m³ Schutt gewesen sein. Nach Angaben der Stadt Pforzheim wuchs der Berg dadurch um 40 Meter.
In der Mitte des Wallbergs wurden Gedenktafeln auf hohen Pfeilern angebracht – sie zeigen die Stadt vor und nach dem Krieg und sind damit ein Mahnmal für den Frieden. Das macht diesen Ort für mich so besonders: Ich finde ihn wunderschön, auch wenn er aus etwas Furchtbarem entstanden ist. Und er erinnert daran, wie wertvoll Frieden ist.
Was ist euer Lieblingsort in Pforzheim? Wohnt ihr auch in einer Stadt, die keinen guten Ruf hat? Schreibt es uns in die Kommentare!