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Autor/in
Bernd Lechler
SWR3 Moderator Bernd Lechler
Christian Deinhardt

Mitte des 19. Jahrhundert erfindet Adolf Sax das polarisierendste Instrument der Pop-Musik. Aber ob Hass oder Liebe, ohne dieses Holzblasinstrument würde zumindest das Pop-Jahrzehnt der 80er komplett anders klingen.

Saxofon war quasi Pflicht in den 80ern

Wahrscheinlich sind die 1980er schuld, dieses Saxofon-Jahrzehnt, in dem von Tina Turner über Sade bis George Michael praktisch alle großen Stars mindestens einen Hit mit Saxsolo hatten und ganz selbstverständlich auch einen Saxofonisten in der Tourband. So wurde der Saxofonsound zum 1980er-Klischee, und heute hat man als junger Musikfan diese gebogene Messingkanne mit ihren vielen Klappen vielleicht noch gar nie in Aktion erlebt. Außer man mag Jazz.

Warum heißt das Saxofon so?

Dabei ist das Saxofon ein wildes Instrument mit einer noch wilderen Geschichte. Sein Erfinder, der Belgier Adolphe Sax, wollte die metallene Lautstärke der Trompete mit dem poetisch sanften Ton der Flöte verbinden. Als Sax sich in Paris den Auftrag sicherte, die französischen Militärbands mit seiner Erfindung auszurüsten, wurde er von der Konkurrenz bedroht und mit Klagen überhäuft. Es gab sogar einen Brandanschlag auf seine Fabrik.

„Teufelshorn“: Begeisterung und tiefe Ablehnung gegenüber des Saxofons

Später brandmarkte die Kirche das Saxofon als Teufelshorn, weil sich so entfesselt und lasziv damit spielen ließ. Und wegen seiner engen Verbindung zum Jazz und zur afroamerikanischen Kultur wurde es auch in der Nazizeit verunglimpft - als „bizarre Maschine“ und „näselndes, nörgelndes Tonwerkzeug“. Half zum Glück alles nichts. Von Charlie Parkers und John Coltranes revolutionären Jazz-Improvisationen bis zu den Solos von Clarence Clemons in den mitreißenden Song-Erzählungen von Bruce Springsteen hat das Saxofon alle Anfeindungen überstanden und wahrscheinlich wird auch seine anhaltende Flaute im Pop irgendwann wieder enden.

Zum bisher letzten Mal war das Saxofon übrigens ab 1989 eine Weile wieder cool. In den USA zumindest wünschten sich die Kids damals plötzlich wieder ein Sax zu Weihnachten und meldeten sich gehäuft mit Saxofon am Konservatorium an. Der Grund? Die Saxofon spielende Tochter einer gelbgesichtigen Zeichentrickfamilie im Fernsehen: Lisa Simpson.

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