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Christian Kreutzer
Christian Kreutzer

Das Weltraumteleskop „Euclid“ soll Dunkle Materie und Dunkle Energie erforschen. Dabei schafft es faszinierende Bilder aus den Tiefen des Alls. Die ersten hat die ESA jetzt präsentiert.

Vor vier Monaten ist „Euclid“ aufgebrochen und hat schon geliefert. Beziehungsweise: Was heißt „geliefert“? „Euclid“ hat Rekorde gebrochen, Tore aufgestoßen neue Einblicke gewährt. Dabei steht seine Mission erst am Anfang.

Auf den Fotos, die am Dienstag im Europäischen Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt gezeigt wurden, sind Galaxien in einer Schärfe zu sehen, wie noch nie zuvor. Dank seines weiten Blickwinkels kann das „Euclid“-Teleskop riesige Teile des Universums hochauflösend festhalten. Hier die ersten fünf Bilder – sie lassen die Forscher jubeln:

Die Reise beginnt „in der Nähe“: Wir sehen den Pferdekopfnebel im Sternbild Orion in bestechender Schärfe. Er ist rund 1.500 Lichtjahre entfernt.
Die Reise beginnt „in der Nähe“: Wir sehen den Pferdekopfnebel im Sternbild Orion in bestechender Schärfe. Er ist rund 1.500 Lichtjahre entfernt. Bild in Detailansicht öffnen
Jetzt sind wir schon über 7.000 Lichtjahre von der Erde entfernt – aber immer noch in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße: „Euclid“ zeigt uns den Kugelsternhaufen NGC 6397 im Sternbild Altar.
Jetzt sind wir schon über 7.000 Lichtjahre von der Erde entfernt – aber immer noch in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße: „Euclid“ zeigt uns den Kugelsternhaufen NGC 6397 im Sternbild Altar. Bild in Detailansicht öffnen
Und wir sind raus aus der Milchstraße. Was wir jetzt sehen, ist 1,6 Millionen Lichtjahre entfernt, aber so scharf, als wäre es nebenan: Die Zwerggalaxie NGC 6822, auch „Barnards Galaxie“ genannt. Warum „Zwerggalaxie"? Ihr Durchmesser von rund 8.000 Lichtjahren ist für eine Galaxie klein. Zum Vergleich: Unsere Milchstraße, die auch keine von den ganz Großen ist, hat einen Durchmesser von rund 100.000 Lichtjahren.
Und wir sind raus aus der Milchstraße. Was wir jetzt sehen, ist 1,6 Millionen Lichtjahre entfernt, aber so scharf fotografiert, als wäre es nebenan: Die Zwerggalaxie NGC 6822, auch „Barnards Galaxie“ genannt. Warum „Zwerggalaxie"? Ihr Durchmesser von rund 8.000 Lichtjahren ist für eine Galaxie klein. Zum Vergleich: Unsere Milchstraße, die auch keine von den ganz Großen ist, hat einen Durchmesser von rund 100.000 Lichtjahren. Bild in Detailansicht öffnen
Die „Verborgene Galaxie“: Sie ist elf Millionen Lichtjahre weit weg und hat einen Durchmesser von rund 60.000 Lichtjahren. Gasschleier schwirren zwischen ihr und uns herum, deshalb ist sie schwer zu fotografieren (deshalb „verborgen“). „Euclid" hat diese Aufnahme mit seiner Infrarotkamera möglich gemacht.
Die „Verborgene Galaxie“: Sie ist elf Millionen Lichtjahre weit weg und hat einen Durchmesser von rund 60.000 Lichtjahren. Gasschleier schwirren zwischen ihr und uns herum, deshalb ist sie schwer zu fotografieren (deshalb „verborgen“). „Euclid" hat diese Aufnahme mit seiner Infrarotkamera möglich gemacht. Bild in Detailansicht öffnen
Jetzt geht's richtig weit raus: Im Vordergrund sieht man Galaxien (die hell leuchtenden Punkte) aus dem sogenannten „Perseus-Cluster“, einem Galaxienhaufen in mehr als 200 Millionen Lichtjahren Entfernung. Eigentlich ein Katzensprung: Im Hintergrund befinden sich mehr als 100.000 weitere Galaxien, die bis zu zehn Milliarden Lichtjahre (!) entfernt sind und bislang noch nie beobachtet wurden. Die ESA sagt: Das ist erst der Anfang. Mehr als eine Million Bilder wie dieses soll „Euclid" in den kommenden sechs Jahren aufnehmen.
Jetzt geht's richtig weit raus: Im Vordergrund sieht man Galaxien (die hell leuchtenden Punkte) aus dem sogenannten „Perseus-Cluster“, einem Galaxienhaufen in mehr als 200 Millionen Lichtjahren Entfernung. Eigentlich ein Katzensprung: Im Hintergrund befinden sich mehr als 100.000 weitere Galaxien, die bis zu zehn Milliarden Lichtjahre (!) entfernt sind und bislang noch nie beobachtet wurden. Die ESA sagt: Das ist erst der Anfang. Mehr als eine Million Bilder wie dieses soll „Euclid" in den kommenden sechs Jahren aufnehmen. Bild in Detailansicht öffnen

In diesem Video erklärt SWR-Wissenschaftsredakteur Frank Wittig die „Euclid“-Mission und ihre faszinierenden Einzelheiten (hier der Online-Beitrag unserer Wissenschaftsredaktion):

Video herunterladen (112,7 MB | MP4)

„Euclid“: In Wahrheit geht es um Dunkle Materie und Dunkle Energie

Rund eine Milliarde weiterer Galaxien wie unsere Milchstraße soll „Euclid“ in den kommenden sechs Jahren sichten. „Euclids“ wahre Mission sind aber nicht die schönen Bilder an sich. Die Forscher wollen endlich dem Geheimnis von Dunkler Materie und Dunkler Energie auf die Spur kommen.

Dass es die beiden gibt, weiß man nur von ihrer Wirkung: Dunkle Materie verzerrt die Form von Galaxien mit seiner riesigen Masse, so dass es für Forscher erkennbar und messbar ist.

Von Dunkler Energie weiß man nur aufgrund der eigentlich verrückten Tatsache, dass sich die Milliarden Galaxien des Universums immer schneller voneinander entfernen, statt sich irgendwann nach dem Urknall wieder anzunähern. Als Dunkle Energie bezeichnen Astronomen die unbekannte Kraft, die sie auseinander treibt.

Dunkle Materie und Dunkle Energie machen 95 Prozent des Universums aus

Dazu kommt, dass die beiden Phänomene nicht gerade Nebensachen sind: Dunkle Materie und Dunkle Energie bilden zusammen einen extrem großen Anteil am Universum. Alle anderen bekannten Bestandteile wie die Galaxien machen lediglich etwa fünf Prozent aus. Bisher wissen Forscherinnen und Forscher aber nur wenig über die beiden Größen. Um dem näher zu kommen, soll „Euclid“ die Form, Position und Bewegung der Galaxien detailliert aufzeichnen.

Dies könne Aufschluss darüber geben, wie die Materie im Weltall über riesige Entfernungen verteilt ist und wie sich die Ausdehnung des Universums im Laufe der kosmischen Geschichte entwickelt hat. Daraus wiederum hoffen die Astronomen auf Eigenschaften der Dunklen Energie und der Dunklen Materie schließen zu können.

Mit zwei Super-Kameras soll „Euclid“ außerdem helfen, eine 3D-Karte des Alls zu erstellen

„Euclid“ war Anfang Juli in den Weltraum gestartet. Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist – eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für den Nah-Infrarotbereich.

Die Esa will so einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der letzten zehn Milliarden Jahre erforschen. Insgesamt sollen Daten zu Milliarden Galaxien gesammelt werden und eine 3D-Karte des Alls mit der Zeit als Komponente entstehen.

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Die ESA ist die Europäische Weltraumorganisation ähnlich der NASA in den USA.

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