Zwei Wochen ist das Jahrhundert-Unwetter in Spanien nun her. Die Aufräumarbeiten laufen noch. Es werden auch immer noch Menschen vermisst. Und: König Felipe will das Flutgebiet noch einmal besuchen.
Bei den Überschwemmungen sind mehr als 220 Menschen ums Leben gekommen. Es werden immer noch 20 Personen vermisst. In der schwer verwüsteten Region helfen rund 20.000 Militärangehörige und Polizisten sowie viele Freiwillige bei den Bergungs-und Aufräumarbeiten.
Unsere Korrespondentin Franka Welz ist in Valencia und hat in der SWR3 Morningshow, wie es dort gerade aussieht und wie es den Menschen geht:
Felipe kündigt Besuch im Katastrophengebiet an: Was erwartet den König?
Am Dienstag ist ein weiterer Besuch von König Felipe geplant. Diesmal will er unter anderem einen Militärstützpunkt in Bétera unweit der Provinzhauptstadt Valencia besuchen. Von dort aus werden die Bergungs- und Aufräumaktionen des Militärs koordiniert.
Ob der König und seine Frau Letizia auch noch einmal einen von der Überschwemmung betroffenen Ort besuchen, ist nicht bekannt. Dazu weiß Franka Welz: „Wenn sie das vorhaben, dann wurde das noch nicht kommuniziert. Womöglich auch um mögliche Störer daran zu hindern, sich darauf vorzubereiten.“
Nach Überschwemmungen in Spanien: Felipe und Königin Letizia mit Schlamm beworfen
Bei seinem letzten Besuch im Katastrophengebiet gab es einen unschönen Zwischenfall. Felipe und Königin Letizia hatten zwei verwüstete Orte in der Region besucht, die von dem Unwetter besonders schwer getroffen worden waren. Dabei wurden die beiden beschimpft und auch mit Schlamm beworfen.
SWR3-Korrespondentin Franka Welz berichtet, was bei dem Ortstermin los war:
Felipe zeigt Verständnis für die Wut
Das Königspaar zeigte nach den Schlammwürfen großes Verständnis. Felipe anschließend:
Auch Königin Letizia konnte die Menschen verstehen: „Natürlich empfinden sie das so. Natürlich sind sie wütend“, sagte sie dem Fernsehsender ABC. Hier sieht man das Königspaar bei der Diskussion mit einer wütenden Frau:
Mit Schlamm beschmiert trösten Felipe und Letizia anschließend Betroffene:
Medien: Rechtsextreme haben Tumulte in Spanien angestachelt
Die spanische Polizei ermittelt Medienberichten zufolge gegen rechtsextreme Gruppen, die die Tumulte während des Besuchs des spanischen Königspaars in der Katastrophenregion bei Valencia vorbereitet haben sollen. Hinweise darauf gebe es in sozialen Netzwerken der rechten Szene, berichtete das öffentlich-rechtliche Fernsehen und beruft sich auf Polizeiquellen.
Nach den verheerenden Unwettern laufen noch immer die Aufräumarbeiten. Die Behörden befürchten, weitere Tote in der überfluteten Tiefgarage eines Einkaufszentrums in Valencia zu finden. Die Rettungskräfte hätten sich zuerst auf die besser zugänglichen Orte an der Oberfläche konzentriert, sagte Verkehrsminister Puente. Es gebe aber noch viele überflutete Erdgeschosse, Keller und Tiefgaragen. Bisher wurden von offiziellen Stellen 218 Todesopfer bestätigt. Laut Justizbehörden werden in der östlichen Region Valencia noch 89 Menschen vermisst.
Katastrophe in der Region Valencia Interview mit deutschem Helfer: "Das Ahrtal, mal 10"
Die Bilder aus Spanien rufen in Rheinland-Pfalz Erinnerungen an die Flut 2021 wach. Der SWR hat mit einem Helfer von damals gesprochen, der derzeit auch in Spanien hilft.
Spanische Regierung verspricht 10 Milliarden Euro Hilfe
Die spanische Regierung will die Flutopfer im Osten und Süden des Landes mit mehr als 10 Milliarden Euro unterstützen. Das sei nur ein erster Schritt, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez. Es handle sich unter anderem um Direkthilfen und Bürgschaften für Haushalte und Unternehmen. Besonders betroffen von den Unwettern ist die Provinz Valencia.
- SWR3 Interview mit Mainzer Studentin in Valencia
- Was ist passiert?
- Kamen die Unwetter-Warnungen rechtzeitig?
- Mainz will Parnterstadt Valencia helfen – auch Freiburg spendet
SWR3 Interview: Mainzer Studentin berichtet von Lage in Valencia
Seit September ist Josefine Joneleit für ein Auslandssemester im spanischen Valencia. Doch an das Studieren kann sie gerade nicht denken. Die Uni hat geschlossen und täglich erreichen die Studentin neue Warnmeldungen, erzählt sie im Interview mit SWR3. Auch die Supermärkte seien direkt ausverkauft gewesen.
Es gebe eine große Hilfsbereitschaft in Valencia: Dazu zählten Sammelstellen für Klamotten oder Essen. Es sei sogar möglich, in die betroffenen Gebiete zu fahren und dort zu helfen.
Das komplette SWR3 Interview mit Josefine von Donnerstag gibt es hier:
Was ist passiert?
- Extreme Niederschläge hatten binnen weniger Stunden zahlreiche Flüsse in reißende Ströme und Straßen in Flüsse verwandelt, die Häuser zerstörten und Bäume, Menschen sowie Fahrzeuge mit sich rissen.
- Der Wetterdienst Aemet sprach von einem „historischen Unwetter“, dem schlimmsten solcher Art in der Region Valencia.
- Mancherorts fiel innerhalb eines Tages so viel Regen wie sonst in einem Jahr – in einigen Orten der Region Valencia Aemet zufolge bis zu 400 Liter pro Quadratmeter.
SWR3 Korrespondentin Lisa Muckelberg hat mit betroffenen Menschen in Paiporta gesprochen, einem Vorort von Valencia.
Nach Unwettern in Spanien: Viel Hilfsbereitschaft bei Aufräumarbeiten
In der Region Valencia waren nach Angaben des Versorgers Iberdrola tausende Haushalte ohne Strom – mittlerweile funktioniert die Versorgung größtenteils wieder. Noch immer türmen sich vielerorts durch die Fluten zusammengeschobene Autowracks, während fassungslose Bewohner versuchen, Schlamm und Wasser aus ihren Häusern zu entfernen.
Versicherung gegen Hochwasser: Was bringt's und was nicht?
Spanien: Kamen Unwetter-Warnungen rechtzeitig?
Inzwischen hat die Diskussion darüber begonnen, ob die Behörden die Warnmeldungen an die Menschen rechtzeitig und intensiv genug herausgegeben haben. Der Wetterdienst Aemet hatte schon am Dienstagmorgen gegen 7:30 Uhr vor einer sehr hohen Gefährdung der Bevölkerung gewarnt.
Die eigentliche Handy-Warnmeldung an die Bevölkerung, ähnlich unseres Warndienstes Katwarn, ging allerdings erst Dienstagabend um 20:10 Uhr heraus. Da waren die ersten Flüsse nach stundenlangem Regen aber bereits über die Ufer getreten und einige Orte überflutet. „Und da waren Leute anscheinend noch auf dem Heimweg oder haben versucht, ihre Autos in Sicherheit zu bringen. Sie waren sich offenbar der Lage einfach nicht bewusst“, berichtet unser Korrespondent.
Die Regionalregierung in Valencia verteidigt sich und sagt, sie habe das Stufenverfahren für diese Fälle eingehalten. Solche Warnungen müssten mit Bedacht herausgegeben werden, um nicht das Gegenteil zu erreichen, nämlich vielleicht sogar Panik zu schüren. Ob eine frühere Warnung wirklich Menschenleben gerettet hätte, ist derzeit unklar.
Unwetter in SWR3Land Wie kann ich mein Haus vor Hochwasser schützen?
Im Moment häufen sich extreme Unwetter und Starkregen. Das solltet ihr tun, um euer Haus vor Hochwasser, Überschwemmungen und einem vollgelaufen Keller zu schützen.
Mainz will Partnerstadt Valencia helfen – auch Freiburg spendet
Die Stadt Mainz hat ihrer spanischen Partnerstadt Valencia nach den schweren Überflutungen Hilfe angeboten. Die Bilder aus der Region seien erschütternd, sagte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). Derzeit gebe es aber noch kein Hilfsersuchen aus Spanien.
Zahl der Todesopfer in Spanien inzwischen auf mehr als 200 gestiegen Hilfe aus Mainz für Partnerstadt Valencia nach Flutkatastrophe
Bei der Flutkatastrophe in Spanien sind inzwischen über 210 Menschen gestorben. Mainz will seiner Partnerstadt Valencia helfen. Auch Regierungschef Schweitzer bot Hilfe an.
Die Deutsch-Spanische Gesellschaft in Freiburg wird kurzfristig zum Katastrophenhelfer: Sie organisiert eine Spendenaktion für die Flutopfer rund um Valencia. Das Geld soll dem spanischen Katastrophenschutz zugutekommen.
Außerdem sind Ehrenamtliche aus der Region Freiburg im Einsatz. Die Spürhunde der Suchhundestaffel sind darauf spezialisiert, im Wasser nach vermissten Menschen zu suchen. Und auch Freiwillige der Tierrettung Südbaden sind vor Ort, um zu helfen.
Unsere Quellen
Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!
Die dpa ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel Reuters, AFP, AP und SID.
Die AFP (Agence France-Presse) ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, Reuters, AP und SID.
Die ARD - das sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender in Deutschland zusammen. Dazu gehören zum Beispiel der SWR (Südwestrundfunk), der BR (Bayerischer Rundfunk) und der WDR (Westdeutscher Rundfunk). Die ARD-Journalisten berichten in Radio, Fernsehen, Internet und über Social Media, was in ihrer Region oder auch weltweit passiert. Außerdem gibt es Redaktionen für spezielle Themen zum Beispiel die Politik in Deutschland oder Gerichtsentscheidungen in Karlsruhe oder Sendungen wie Tagesschau oder Sportschau.