Zwei Wochen nach dem Jahrhundert-Hochwasser in Spanien sind immer noch 16 Menschen verschwunden. Helfer spüren ihren Leichen in den Sümpfen vor Valencia nach – Bilder einer traurigen Suchaktion.

Die „Albufera de Valencia“ ist ein riesiger Süßwassersee wenige Kilometer südlich der Stadt. Sandbänke trennen das malerische Naturschutzgebiet vom nahegelegenen Mittelmeer. In diesen Tagen durchstreifen hunderte Polizisten und Feuerwehrleute in wasserdichter Kleidung das Feuchtgebiet.

Suche nach Flutopfern: Ein Militärsanitäter leuchtet mit einer Taschenlampe ins Innere eines in der Albufera angespülten Autos. Ein Teil des Hochwassers ist durch die Albufera abgeflossen – und hat wohl viele Opfer mitgenommen.
Suche nach Flutopfern: Ein Militärsanitäter leuchtet mit einer Taschenlampe ins Innere eines in der Albufera angespülten Autos. Ein Teil des Hochwassers ist durch die Albufera abgeflossen – und hat wohl viele Opfer mitgenommen. Bild in Detailansicht öffnen
Unter einem düsteren Himmel laufen zwei Dutzend Polizisten in Reihen mit Such-Stöcken durch ein überflutetes Feld.
Unter einem düsteren Himmel laufen zwei Dutzend Polizisten in Reihen mit Such-Stöcken durch ein überflutetes Feld. Bild in Detailansicht öffnen
Strapaziös: Feuerwehrleute aus dem Baskenland helfen bei der Suche nach Leichen in der Albufera von Valencia.
Strapaziös: Feuerwehrleute aus dem Baskenland helfen bei der Suche nach Leichen in der Albufera von Valencia. Bild in Detailansicht öffnen
Viele der Suchenden tragen Schutzkleidung: Neben den Toten sind auch Öl und andere Stoffe ins Wasser gelangt.
Viele der Suchenden tragen Schutzkleidung: Neben den Toten sind auch Öl und andere Stoffe ins Wasser gelangt. Bild in Detailansicht öffnen
Eine Wüste aus bräunlichem Wasser – so stellt sich die Albufera nach dem Unwetter dar.
Eine Wüste aus bräunlichem Wasser – so stellt sich die Albufera nach dem Unwetter dar. Bild in Detailansicht öffnen
Spuren in einem Kanal: Wem mag die Puppe gehört haben?
Spuren in einem Kanal: Wem mag die Puppe gehört haben? Bild in Detailansicht öffnen
Suche vom Pferd aus: Ein Polizst reitet langsam durchs Schilf.
Suche vom Pferd aus: Ein Polizst reitet langsam durchs Schilf. Bild in Detailansicht öffnen
Ist es Müll oder eine Spur von einem der Vermissten? Ein Feuerwehrmann überprüft ein Objekt im Wasser.
Ist es Müll oder eine Spur von einem der Vermissten? Ein Feuerwehrmann überprüft ein Objekt im Wasser. Bild in Detailansicht öffnen

Mit langen Stöcken stochern sie in braunen Tümpeln, durchwühlen metertiefen Schlick oder tauchen durch die zahlreichen Kanäle. Drohnen surren über dem Gebiet, Echolote werden eingesetzt. Der Grund: Hier entlang ist ein Teil des Hochwassers aus den Dörfern und den südlichen Außenbezirken von Valencia ins Meer abgeflossen – und hat wohl viele Opfer mitgenommen.

Bis zur Brust im Schlamm: Suche in der Albufera vor Valencia

Mindestens 224 Menschen sind vor mehr als zwei Wochen gestorben – davon 216 in Valencia. 16 wurden am Freitag immer noch vermisst. Wenn überhaupt, dann werde man ihre Leichen hier in der Albufera finden, vermuten die Behörden. Viele Helfer stehen bei der Suche bis zur Brust im Schlamm:

El ideal de servicio. La perseverancia. La abnegación. El espíritu de equipo . . . Nuestro ideario presente en cada intervención. 📽️ Búsqueda de desaparecidos en la #Albufera#dana #Valencia pic.twitter.com/19tL4I30xH

ESA-Bilder der Lagune von Albufera vor und nach dem Unwetter – am oberen Bildrand sieht man Valencia:

The size of the Albufera lagoon near Valencia, before and after the torrential rain that hit the area on Tuesday.[📹 ESA]pic.twitter.com/GQlHQ1N1sA

Rund die Hälfte der Unwetter-Toten von Valencia war 70 und älter

Am Donnerstag hatten die Behörden bekannt gegeben, dass viele ältere Menschen zu den Opfern gehören: Rund die Hälfte der Toten sei 70 Jahre und älter gewesen. Das älteste Opfer war 104.

25 Ausländer waren unter den Toten, darunter Menschen aus Rumänien, Marokko, China, Großbritannien, Ecuador, Venezuela, der Ukraine, den Niederlanden, Tunesien, Kolumbien und Paraguay.

Unsere Korrespondentin Franka Welz ist in Valencia und hat am Dienstag (12. November) in der SWR3 Morningshow erzählt, wie es da aussah – zwei Wochen nach dem Unglück:

Neuer Regenschock in Südspanien am Mittwoch

Am Mittwoch der zurückliegenden Woche schien es schon wieder loszugehen: Da galt dann in der Provinz Málaga im Süden von Spanien die höchste Unwetterwarnstufe. Mehr als 4.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Para aquellos que a las 8 de la mañana estaban rajando de @AEMET_Andalucia la @AndaluciaJunta y la alerta 🔴… si no llegamos a estar hoy la mayoría en casa hay desgracias personales en Málaga y provincia…#DANA #Málaga pic.twitter.com/wj3SfMCUUr

Wieder zeigten Videos Menschen die durch kniehohes Wasser waten, Autos, die bis zu den Fenstern in den Fluten standen und Wassermassen, die sich einen Weg durch die Straßen bahnten:

Auch Valencia war wieder schwer betroffen. Dort fielen in der Nacht zum Donnerstag 110 Liter Regen pro Quadratmeter. „Die Nacht war schwierig. So viel Regen haben wir noch nie erlebt“, sagte Jordi Mayor, der Bürgermeister der Küstenstadt Cullera südlich von Valencia, am Donnerstag. Doch schon am gleichen Morgen verkündete der spanische Wetterdienst: „Das Schlimmste ist vorüber.“

Nach Überschwemmungen in Valencia: Felipe und Königin Letizia mit Schlamm beworfen

Am 3. November hatte das Königspaar, Felipe und Letizia, die Katastrophen-Region besucht. Dabei kam es zu einem unschönen Zwischenfall: Felipe und Königin Letizia hatten zwei verwüstete Orte in der Region besucht, die von dem Unwetter besonders schwer getroffen worden waren. Dabei wurden die beiden beschimpft und auch mit Schlamm beworfen.

Spain's King Felipe VI and Queen Letizia were hit in the face with mud during a visit to the flood-ravaged Valencia region. pic.twitter.com/XfSPj8RhIM

SWR3-Korrespondentin Franka Welz berichtet, was bei dem Ortstermin los war:

Felipe zeigt Verständnis für die Wut

Das Königspaar zeigte nach den Schlammwürfen großes Verständnis. Felipe anschließend:

Man muss die Wut und die Enttäuschung vieler Menschen darüber verstehen, was ihnen Schlimmes widerfahren ist, weil es schwer zu verstehen ist, wie die Mechanismen funktionieren und es die Erwartung gibt, dass man sich um die Notlage kümmert.

Mit Schlamm beschmiert trösteten Felipe und Letizia anschließend Betroffene:

Leadership when it matters.#Spain’s King Felipe VI and Queen Leticia comfort their people while visiting areas ravaged by massive flooding in #Valencia.Hundreds killed, missing. Eschewing their private security and Royal Guards, they went to help their people.@CasaReal pic.twitter.com/ks1tVpdzgF

Das ist bei der Flutkatastrophe passiert:

Was ist passiert?

  • Extreme Niederschläge hatten Ende Oktober binnen weniger Stunden zahlreiche Flüsse in reißende Ströme und Straßen in Flüsse verwandelt, die Häuser zerstörten und Bäume, Menschen sowie Fahrzeuge mit sich rissen.
  • Der Wetterdienst Aemet sprach von einem „historischen Unwetter“, dem schlimmsten solcher Art in der Region Valencia. 
  • Mancherorts fiel innerhalb eines Tages so viel Regen wie sonst in einem Jahr – in einigen Orten der Region Valencia Aemet zufolge bis zu 400 Liter pro Quadratmeter.
Menschen sammeln beschädigte Waren in einem von den Überschwemmungen betroffenen Supermarkt ein.
Menschen sammeln beschädigte Waren in einem von den Überschwemmungen betroffenen Supermarkt ein. Bild in Detailansicht öffnen
Gleise sind nach dem heftigen Unwetter in Paiporta, nahe der Stadt Valencia, von Trümmern bedeckt.
Gleise sind nach dem heftigen Unwetter in Paiporta, nahe der Stadt Valencia, von Trümmern bedeckt. Bild in Detailansicht öffnen
Menschen gehen durch überflutete Straßen.
Menschen gehen durch überflutete Straßen. Bild in Detailansicht öffnen
Auf einer Autobahn bei Valencia stapeln sich Fahrzeuge, die von den Fluten weggeschwemmt wurden.
Auf einer Autobahn bei Valencia stapeln sich Fahrzeuge, die von den Fluten weggeschwemmt wurden. Bild in Detailansicht öffnen
Autos sind durch Überschwemmungen in Valencia eingeschlossen.
Autos sind durch Überschwemmungen in Valencia eingeschlossen. Bild in Detailansicht öffnen
Fahrzeugwracks sind auf der überschwemmten Straße aufeinander gestappelt, nachdem der Sturm Dana durch das Stadtviertel La Torre in Valencia gezogen ist.
Fahrzeugwracks sind auf der überschwemmten Straße aufeinander gestappelt, nachdem der Sturm Dana durch das Stadtviertel La Torre in Valencia gezogen ist. Bild in Detailansicht öffnen

SWR3 Interview: Mainzer Studentin berichtete von der Lage in Valencia

Seit September ist Josefine Joneleit für ein Auslandssemester im spanischen Valencia. Wir waren zum Beginn des Unglücks mit ihr in Kontakt. Die Uni hatte geschlossen und täglich erreichten die Studentin neue Warnmeldungen. Auch die Supermärkte seien direkt ausverkauft gewesen.

Man merkt einfach, dass die Leute Angst haben, dass es noch eine Weile so bleibt und auch die Autobahnen zu bleiben. Es wird dauern, bis alles aufgeräumt ist.

Das komplette SWR3 Interview mit Josefine vom 31.10. gibt es hier:

Spanien: Kamen Unwetter-Warnungen rechtzeitig? Regionalpräsident räumt Fehler ein

Seitdem läuf die Diskussion darüber, ob die Behörden die Warnmeldungen an die Menschen rechtzeitig und intensiv genug herausgegeben haben. Der Wetterdienst Aemet hatte schon am Dienstagmorgen gegen 7:30 Uhr vor einer sehr hohen Gefährdung der Bevölkerung gewarnt.

Die eigentliche Handy-Warnmeldung an die Bevölkerung, ähnlich unserem Warndienst Katwarn, ging allerdings erst Dienstagabend um 20:10 Uhr heraus. Da waren die ersten Flüsse nach stundenlangem Regen aber bereits über die Ufer getreten und einige Orte überflutet. „Und da waren Leute anscheinend noch auf dem Heimweg oder haben versucht, ihre Autos in Sicherheit zu bringen. Sie waren sich offenbar der Lage einfach nicht bewusst“, berichtet unser Korrespondent.

Am Freitag (15. November) räumte der Präsident der Region Valencia, Carlos Mazón, Fehler im Umgang mit der Flutkatastrophe ein und bat um Entschuldigung für die verspätete Hilfe für die Betroffenen.

Ich werde Fehler nicht leugnen“, sagte Mazón von der konservativen Volkspartei (PP) in einer Rede vor dem Regionalparlament in Valencia. Seine Fraktion habe die Einsetzung einer Untersuchungskommission durch das Regionalparlament beantragt.

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