Zwei Wochen nach dem Jahrhundert-Hochwasser in Spanien sind immer noch 16 Menschen verschwunden. Helfer spüren ihren Leichen in den Sümpfen vor Valencia nach – Bilder einer traurigen Suchaktion.
Die „Albufera de Valencia“ ist ein riesiger Süßwassersee wenige Kilometer südlich der Stadt. Sandbänke trennen das malerische Naturschutzgebiet vom nahegelegenen Mittelmeer. In diesen Tagen durchstreifen hunderte Polizisten und Feuerwehrleute in wasserdichter Kleidung das Feuchtgebiet.
Mit langen Stöcken stochern sie in braunen Tümpeln, durchwühlen metertiefen Schlick oder tauchen durch die zahlreichen Kanäle. Drohnen surren über dem Gebiet, Echolote werden eingesetzt. Der Grund: Hier entlang ist ein Teil des Hochwassers aus den Dörfern und den südlichen Außenbezirken von Valencia ins Meer abgeflossen – und hat wohl viele Opfer mitgenommen.
Bis zur Brust im Schlamm: Suche in der Albufera vor Valencia
Mindestens 224 Menschen sind vor mehr als zwei Wochen gestorben – davon 216 in Valencia. 16 wurden am Freitag immer noch vermisst. Wenn überhaupt, dann werde man ihre Leichen hier in der Albufera finden, vermuten die Behörden. Viele Helfer stehen bei der Suche bis zur Brust im Schlamm:
ESA-Bilder der Lagune von Albufera vor und nach dem Unwetter – am oberen Bildrand sieht man Valencia:
Rund die Hälfte der Unwetter-Toten von Valencia war 70 und älter
Am Donnerstag hatten die Behörden bekannt gegeben, dass viele ältere Menschen zu den Opfern gehören: Rund die Hälfte der Toten sei 70 Jahre und älter gewesen. Das älteste Opfer war 104.
25 Ausländer waren unter den Toten, darunter Menschen aus Rumänien, Marokko, China, Großbritannien, Ecuador, Venezuela, der Ukraine, den Niederlanden, Tunesien, Kolumbien und Paraguay.
Unsere Korrespondentin Franka Welz ist in Valencia und hat am Dienstag (12. November) in der SWR3 Morningshow erzählt, wie es da aussah – zwei Wochen nach dem Unglück:
Neuer Regenschock in Südspanien am Mittwoch
Am Mittwoch der zurückliegenden Woche schien es schon wieder loszugehen: Da galt dann in der Provinz Málaga im Süden von Spanien die höchste Unwetterwarnstufe. Mehr als 4.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Wieder zeigten Videos Menschen die durch kniehohes Wasser waten, Autos, die bis zu den Fenstern in den Fluten standen und Wassermassen, die sich einen Weg durch die Straßen bahnten:
Auch Valencia war wieder schwer betroffen. Dort fielen in der Nacht zum Donnerstag 110 Liter Regen pro Quadratmeter. „Die Nacht war schwierig. So viel Regen haben wir noch nie erlebt“, sagte Jordi Mayor, der Bürgermeister der Küstenstadt Cullera südlich von Valencia, am Donnerstag. Doch schon am gleichen Morgen verkündete der spanische Wetterdienst: „Das Schlimmste ist vorüber.“
Nach Überschwemmungen in Valencia: Felipe und Königin Letizia mit Schlamm beworfen
Am 3. November hatte das Königspaar, Felipe und Letizia, die Katastrophen-Region besucht. Dabei kam es zu einem unschönen Zwischenfall: Felipe und Königin Letizia hatten zwei verwüstete Orte in der Region besucht, die von dem Unwetter besonders schwer getroffen worden waren. Dabei wurden die beiden beschimpft und auch mit Schlamm beworfen.
SWR3-Korrespondentin Franka Welz berichtet, was bei dem Ortstermin los war:
Felipe zeigt Verständnis für die Wut
Das Königspaar zeigte nach den Schlammwürfen großes Verständnis. Felipe anschließend:
Mit Schlamm beschmiert trösteten Felipe und Letizia anschließend Betroffene:
Das ist bei der Flutkatastrophe passiert:
- Was ist passiert?
- SWR3 Interview mit Mainzer Studentin in Valencia
- Kamen die Unwetter-Warnungen rechtzeitig? Regionalpräsident räumt Fehler ein
Was ist passiert?
- Extreme Niederschläge hatten Ende Oktober binnen weniger Stunden zahlreiche Flüsse in reißende Ströme und Straßen in Flüsse verwandelt, die Häuser zerstörten und Bäume, Menschen sowie Fahrzeuge mit sich rissen.
- Der Wetterdienst Aemet sprach von einem „historischen Unwetter“, dem schlimmsten solcher Art in der Region Valencia.
- Mancherorts fiel innerhalb eines Tages so viel Regen wie sonst in einem Jahr – in einigen Orten der Region Valencia Aemet zufolge bis zu 400 Liter pro Quadratmeter.
SWR3 Interview: Mainzer Studentin berichtete von der Lage in Valencia
Seit September ist Josefine Joneleit für ein Auslandssemester im spanischen Valencia. Wir waren zum Beginn des Unglücks mit ihr in Kontakt. Die Uni hatte geschlossen und täglich erreichten die Studentin neue Warnmeldungen. Auch die Supermärkte seien direkt ausverkauft gewesen.
Das komplette SWR3 Interview mit Josefine vom 31.10. gibt es hier:
Spanien: Kamen Unwetter-Warnungen rechtzeitig? Regionalpräsident räumt Fehler ein
Seitdem läuf die Diskussion darüber, ob die Behörden die Warnmeldungen an die Menschen rechtzeitig und intensiv genug herausgegeben haben. Der Wetterdienst Aemet hatte schon am Dienstagmorgen gegen 7:30 Uhr vor einer sehr hohen Gefährdung der Bevölkerung gewarnt.
Die eigentliche Handy-Warnmeldung an die Bevölkerung, ähnlich unserem Warndienst Katwarn, ging allerdings erst Dienstagabend um 20:10 Uhr heraus. Da waren die ersten Flüsse nach stundenlangem Regen aber bereits über die Ufer getreten und einige Orte überflutet. „Und da waren Leute anscheinend noch auf dem Heimweg oder haben versucht, ihre Autos in Sicherheit zu bringen. Sie waren sich offenbar der Lage einfach nicht bewusst“, berichtet unser Korrespondent.
Am Freitag (15. November) räumte der Präsident der Region Valencia, Carlos Mazón, Fehler im Umgang mit der Flutkatastrophe ein und bat um Entschuldigung für die verspätete Hilfe für die Betroffenen.
„Ich werde Fehler nicht leugnen“, sagte Mazón von der konservativen Volkspartei (PP) in einer Rede vor dem Regionalparlament in Valencia. Seine Fraktion habe die Einsetzung einer Untersuchungskommission durch das Regionalparlament beantragt.
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