Ein Dreifachmord mitten am Tag. Kaum Spuren, eine Zeugin, die nicht spricht, Verbindungen zu Start-Ups und Kriegsverbrechern. Kein leichter Fall für Grandjean und Ott.
In Ihrem neuen Fall „Blinder Fleck“ bekommt es das Schweizer Team um die Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) gleich mit drei Toten zu tun – außerdem geht’s um die Überwachung der Zukunft mittels Drohnen UND um die Vergangenheit – nämlich den Bürgerkrieg in Jugoslawien. Der scheint für einige aber bis heute nicht vorbei, auf jeden Fall nicht vergessen. Ganz schön viel Story-Holz für einen Fall, sagt unsere Tatort-Checkerin Simone Sarnow:
Tatort Zürich: wenig Hinweise, keine Tatwaffe
Drei Schüsse hallen mitten am Tag über einen Waldparkplatz. Drei Menschen sind tot. Zwei Männer und eine Frau in einem SUV wurden mit jeweils einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet. Eine Motorradspur am Tatort ist der erste Anhaltspunkt. Allerdings fehlt von dem Motorrad oder einer Tatwaffe jede Spur.
Doch eine hat überlebt: die sechsjährige Ella, die Kommissarin Grandjean im Auto, versteckt unter dem Rock ihrer toten Mutter findet. Sie ist die einzige Zeugin, hat den Mord wahrscheinlich gesehen. Aber Ella ist traumatisiert und spricht kein Wort. Sie klammert sich an Grandjean, bei der sowas wie Muttergefühle aufkommen. Auf jeden Fall kümmert sie sich und vernachlässigt anfangs sogar die Ermittlungen.
Wo sind die Grenzen der Überwachung?
Die Ermittlungen führen gleich in mehrere Richtungen. Einer der Toten hatte ein Start-Up, das ein Programm entwickelt hat, mit dem man Gesichtserkennungen umgehen kann. Er weigerte sich, dieses Programm an einen Drohnenhersteller zu verkaufen, der mit KI-gestützter Gesichtserkennung das große Geld verdienen wollte. Und keinen Hehl daraus macht, dass ihm Bedenken egal sind. So sagt der Unternehmer zu der skeptischen Kommissarin Ott: „Entscheidend ist, dass die Guten die Technologie haben. Und sie Frau Ott gehören doch zu den Guten, oder? Zukünftig gehört der Himmel den Drohnen – daran werden wir beide nichts mehr ändern.“
Ist also der Streit um die Zukunft des Start-Ups das Motiv für den Mord? Oder doch der Krieg im ehemaligen Jugoslawien? Denn die Toten kamen von dort. Und ein weiterer Verdächtiger taucht auf, der wegen dortiger Kriegsverbrechen im Gefängnis saß und grade wieder frei gekommen ist.
Unsere Kritik: So gut war der Tatort „Vergebung“ aus Stuttgart
Tatort Zürich: solider Tatort, der Schwächen hat
Fakt ist: Einige können und wollen nicht vergessen, geschweige denn vergeben. Drohnen, Geld und Krieg – das sind die drei großen Themen in diesem Tatort. Da den Überblick zu behalten, ist nicht immer einfach und vieles klärt sich wirklich erst zum Schluss. Ein Plus sind die immer wiederkehrenden Drohnenaufnahmen z.B. von Ott und Grandjean.
Und auch Jungdarstellerin Maura Landert als Ella sticht heraus. Für den Umstand, dass sie praktischerweise immer genau so viel sagt, dass es den Ermittlerinnen nach und nach hilft, kann sie nichts. Auch nicht dafür, dass Ella im Polizeigebäude untergebracht wird, was nicht wirklich realistisch ist. Noch ein kleines Minus: Trotz Synchronisation war für mich Isabelle Grandjean auch diesmal wieder schwer zu verstehen. Alles in allem ist es für mich trotzdem ein solider Krimi – 3 von 5 Elchen.
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