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Ferdinand Vögele
Ferdinand Vögele
Kira Urschinger
Kira Urschinger
SWR3

Sommer und Festival-Zeit, das heißt: viele Menschen, heftige Feierei und oft auch viel Alkohol – und die Gefahr, Opfer von K.O.-Tropfen zu werden. So kannst du dich schützen.

Nina wurde mit K.O-Tropfen betäubt und vergewaltigt

Ninas Fall ist besonders erschütternd: Bei einem Besuch im Club wird sie mit K.O.-Tropfen ausgenockt. Das nächste an was sie sich erinnert, ist ihre Vergewaltigung im Park nebenan. Ein Mann liegt auf ihr, ein anderer steht daneben.

Bei der Polizei will man ihr erst nicht glauben. K.O.-Tropfen gäbe es gar nicht, bekommt sie sogar zu hören.

Die ganze Geschichte von Nina, warum sie kein Opfer sein will und ihren Kampf für Gerechtigkeit, lest ihr hier:

„Ich würde diesen Tag nicht ungeschehen machen wollen“ Vergewaltigung mit K.O.-Tropfen: So stark hat Nina den Horror überlebt!

Nina hat den Horror erlebt: Eine Vergewaltigung unter K.O.-Tropfen. Die Polizei glaubt ihr zunächst nicht. Hier erzählt sie ihre Geschichte und du findest Hilfsangebote.

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Polizei Baden-Württemberg: Fälle von K.O.-Tropfen nehmen wohl zu

Es ist tatsächlich schwierig, genaue Zahlen zu K.O.-Tropfen-Fälle zu bekommen. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz teilt auf unsere Anfrage mit: „In den vergangenen Jahren gab es im Zusammenhang mit Sexualdelikten zwar Fälle bzw. Verdachtsfälle von Verabreichung sogenannten K.O. Tropfen in Rheinland-Pfalz, ob sich dieser Verdacht im Rahmen der Ermittlungen allerdings bestätigt hat, kann nicht mit validen Zahlen abgebildet werden, da dieses wie beschrieben nicht gesondert erhoben wird.

Beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg sieht es etwas anders aus. Dort gibt es Zahlen für Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung und Straftaten gegen persönliche Freiheit bei denen K.O.-Tropfen beteiligt waren. Insgesamt sind die Zahlen von 2015 bis 2021 rückläufig (von insgesamt 121 erfassten Fällen auf 38) mit einem noch deutlicheren Rückgang seit der Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns.

Doch 2022 scheint es eine Trendumkehr zu geben, schreibt die Polizei: „Im Vergleich zum Vorjahr sind die Halbjahreszahlen (2021 im oberen einstelligen Bereich) 2022 tendenziell rund um das Dreifache angestiegen.

Generell geht man bei K.O.-Tropfen von einer ziemlich hohen Dunkelziffer aus. Laut dem Weißen Ring liegt das daran, dass die meisten Betroffenen erst zu spät oder gar nicht bemerkten, dass sie Opfer geworden sind. K.O.-Tropfen lassen sich leider auch nur wenige Stunden im Blut nachweisen. Wieder andere würden sich aus Scham gar nicht erst trauen, zu Polizei zu gehen.

Was sind eigentlich K.O.-Tropfen?

K.O.-Tropfen sind Substanzen oder Lösungen, die einem Opfer ohne dessen Zustimmung verabreicht werden. Die Absicht des Täters: Das Opfer ruhigzustellen beziehungsweise eine Willenslosigkeit oder Wehrlosigkeit herbeizuführen. In einem Papier des Bundesministeriums für Inneres heißt es, ein Schlafzustand sei genauso möglich wie eine rauschartige Wirkung. Es gäbe nicht DAS K.O.-Mittel, es handle sich vielmehr um unterschiedliche Substanzen. Die Wirkung der K.O.-Mittel tritt im Schnitt 10-30 Minuten nach dem Trinken ein.

Auch wenn K.O.-Tropfen meist in Zusammenhang mit Frauen besprochen werden, sind Männer genauso betroffen. Die betäubenden Mittel können für Folgetaten wie Vergewaltigungen oder auch Raub benutzt werden – diesen Taten können Männer wie Frauen zum Opfer fallen.

Zur zahlenmäßigen Verteilung Frauen und Männer sind aktuell keine Angaben möglich. Klinikum Nürnberg

Belastbare Daten zur Häufigkeit von K.O.-Tropfen-Fällen gäbe es nicht. Die Behörden gehen offenbar von einer hohen Dunkelziffer aus.

Dennoch heißt es vom Bundesinnenministerium: „Die Meldungen zu K.O.-Tropfen-Fällen haben weltweit in den letzten Jahren bedeutend zugenommen.

Ariane will K.O.-Tropfen im Club nehmen || PULS Reportage

So wirken K.O.-Tropfen – die wichtigsten Symptome

Aber wie kann ich merken, dass ich K.O.-Tropfen verabreicht bekommen habe? Ansehen könne man das dem Drink jedenfalls nicht, sagen Toxikologen. Geruch und Farbe verraten eigentlich nichts über den Drogencocktail. Der leicht bittere oder pfeffrige Geschmack sei für die Betroffenen oft schwierig zu identifizieren, da das K.O.-Mittel meist in sehr geringen Mengen zugefügt wurde. Je nachdem, welche Substanz in dem Mittel enthalten ist, kann es außerdem auch völlig geschmacksneutral sein.

Mediziner haben Faktoren gesammelt, von denen die Opfer selbst sagen, dass sie diese Veränderungen wahrgenommen hätten. Diese bemerkte Wirkung kann je nach verabreichter Substanz variieren.

Es gibt aber eine Hinweisliste, die sensibilisieren kann:
  • unter Umständen nimmt man einen ein ekligen, bitteren Geschmack wahr
  • Verwirrtheit und Benommenheit
  • Schwindel
  • Schläfrigkeit
  • Bewusstseinsstörung bis zur Bewusstlosigkeit
  • Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens
  • Gefühl, seine Handlungen nicht entsprechend dem Willen ausrichten zu können
  • erniedrigte Herzfrequenz, Hypotonus
  • Verlust der Muskelkontrolle
  • Übelkeit
  • Enthemmung

Einige Auswirkungen sind sehr ähnlich einem alkoholischen Rausch. Besonders wichtig ist es deshalb, dass jeder Partybesucher aufmerksam ist, wenn er oder sie etwas Komisches beobachtet. Hat da jemand was in ein Getränk getan? Ist die Frau, die gerade erst stocknüchtern zur Tür rein kam, wirklich nach zwei Drinks schon bewusstlos?

Experten fordern dazu auf, die Augen offen zu halten und als Beobachter lieber einmal zu viel nachzufragen und einzugreifen, als zu schnell zu denken: „Ach, die hat wahrscheinlich Drogen genommen – vermutlich ist das ihr Freund – wird schon nichts passiert sein.

7 Tipps: So kannst du dich vor K.O.-Tropfen schützen

1. Lass dein Getränk nicht alleine!

Die Polizei rät dazu, beim Feiern grundsätzlich die Drinks nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Also: Nicht auf die Tanzfläche verschwinden und den Cocktail an der Bar zurücklassen.

2. Sei vorsichtig mit Fremden

Natürlich lernt man auf Partys neue Leute kennen – so hat schon so manche Lovestory begonnen. Die Polizei warnt aber davor, sich von Fremden einfach so auf ein Getränk einladen zu lassen. Vor allem, wenn es sich um ein offenes Getränk handelt – also einen Longdrink oder ein Glas Wein. Besser: eine Flasche Bier, die vom Barkeeper frisch geöffnet wird.

3. Nicht zögern, den Notarzt rufen

Wenn dir irgendetwas komisch vorkommt oder du jemanden beobachtest, der neben sich steht und eigentlich gar nicht viel Alkohol getrunken hat: unter 112 den Rettungsdienst rufen. Wichtig: Die Notrufnummern funktionieren, auch wenn dein Handy kein Guthaben mehr hat.

4. Bewusstlos? Sofort handeln!

Wenn jemand gar nicht ansprechbar oder bewusstlos ist, muss sofort ein Notarzt mit alarmiert werden. Es besteht möglicherweise Lebensgefahr. Wichtig: Die Atmung und Puls kontrollieren, bei Bedarf stabile Seitenlage. Bei Atem- oder Herzstillstand: Wiederbelegung bis der Notarzt da ist.

5. Beweisaufnahme im Krankenhaus ist wichtig

Wenn einem Opfer von K.O.-Tropfen möglicherweise auch Gewalt widerfahren ist, zögere nicht, die Polizei zu rufen (110). Die Polizisten können zur Beweisaufnahme eine sofortige Untersuchung in einem Krankenhaus veranlassen. Das ist wichtig, um den Tathergang später nachvollziehen zu können.

6. Nicht warten!

Wichtig ist, wann immer du das Gefühl hast, dass bei dir etwas nicht stimmt oder bei deinen Freunden, sofort aktiv zu werden und den Notarzt verständigen – am besten gleich am Telefon sagen, wenn du den Verdacht hast, dass es sich um K.O.-Tropfen handeln könnte. Denn K.O.-Mittel sind (je nach Substanz mit Abweichungen) im Blut circa 6 bis 8 Stunden nachweisbar, im Urin 12 Stunden bis maximal 14 Stunden nach Einnahme. Da muss schnell gehandelt werden. Deshalb wird auch empfohlen, Urin in einem sauberen Glas kühl aufzubewahren, um es später untersuchen zu lassen.

7. Gemeinsam zu feiern ist am sichersten

Eigentlich klar, aber dennoch wichtig: Wer mit Freunden feiern geht, kann im Freundeskreis ja mal über K.O.-Tropfen sprechen, sich gegenseitig dafür sensibilisieren. Wenn jeder ein bisschen auf den anderen achtet und man gemeinsame Regeln aufstellt (sowas wie: „Wir gehen zusammen auf die Party, wir verlassen sie auch zusammen“), kann so manches Risiko von vorne herein vermieden werden.

Gesellschaft K.-o.-Tropfen – Was tun gegen die unsichtbare Gefahr?

Vergewaltigung und Raub nach einem K.-o.-Tropfen-Angriff betreffen meist Frauen. Liquid Ecstasy schaltet die Erinnerung aus, Anzeige erstatten nur wenige Opfer. Was schützt?

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Anderen K.O.-Tropfen verabreichen: Wer macht so was?!

Anderen K.O.-Tropfen ins Glas zu geben, liegt den allermeisten Menschen sicherlich fern. Aber wer tut so was und warum? Um diese Frage zu beantworten, haben wir mit nochmals mit Nina gesprochen, die inzwischen eine Organisation leitet, die K.O.-Tropfen-Opfern helfen will. Sie hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt und mit vielen Menschen gesprochen. Außerdem haben wir den Weißen Ring zum genau diesem Thema befragt.

Häufig steckt sexualisierte Gewalt hinter K.O.-Tropfen

Wer anderen K.O.-Tropfen gibt, tut das meist, um eine Folgetat zu begehen und ganz oft hat diese Folgetat mit sexualisierter Gewalt zu tun. Beispielsweise eine Vergewaltigung oder sexueller Missbrauch. Die K.O.-Tropfen dienen dazu, das Opfer gefügig und willenlos zu machen.

Sexualisierte Gewalt hat aber wenig mit Sexualität oder Lust zu tun, sondern es geht fast immer darum, Macht über die andere Person zu haben. „Sexualität wird missbraucht, um Macht auszuüben. Wenn eine Person regungslos ist, ist das Machtgefälle nochmals viel, viel größer“, erklärt Nina.

Ein weiteres Motiv für K.O.-Tropfen: Das Opfer bloßstellen  

Alexandra Roth, die ebenfalls Opfer von K.O.-Tropfen geworden ist und eine Initiative leitet, erklärt, dass es manchmal auch um das schiere Bloßstellen der Opfer gehen kann. Betroffene verlieren komplett die Kontrolle, verhalten sich unfreiwillig peinlich.

K.O.-Tropfen-Opfer können ausgeraubt werden

Ein dritter Grund, warum Täter ihren Opfern K.O.-Tropfen ins Glas mischen, ist um das betäubte und damit wehrlose Opfer auszurauben. Nina sagt, dass laut ihrer Erfahrung von solchen Szenarien eher Männer betroffen sind.

Und wer sind die Täter?

Es ist schwer zu sagen, wer die Täter sind. Die Statistiken zu K.O.-Tropfen sind wie oben beschrieben schwach, die Dunkelziffer wohl ziemlich hoch. Laut dem deutschlandweit tätigen Verein „Frauen gegen Gewalt e.V.“, seien es in den allermeisten Fällen aber Männer, die allgemein Gewalt gegen Frauen ausüben. Und oft kennen sich Täter und Opfer sogar, ergänzt Nina, auch wenn es gerade in ihrem Fall anders war.

ABER: Das „Monster“, wie man es aus Filmen kennt, gäbe es häufig nicht, sagt Nina mit Blick auf die Opfer-Geschichten, die sie durch die Arbeit ihres Vereins gehört hat. „Die Täter und Täterinnen sind häufig ganz gewöhnliche Menschen“.

Das bringen K.O.-Tropfen-Tests

Armbänder oder Trinkröhrchen, die die Farbe ändern, wenn man sie in den Drink hält und sich K.O.-Tropfen daran befinden – es gibt immer mehr scheinbar einfache Hilfsmittel, die Frauen und Männern eine größere Sicherheit garantieren sollen.

DASDING.de hat sie getestet und mit einem Toxikologen besprochen. Das ernüchternde Urteil des Experten: „Es hat im Wesentlichen eigentlich nicht funktioniert, muss man sagen.

Was taugen K.O.-Tropfen-Tests?Kann ich mich mit Testern wirklich vor K.O.-Tropfen schützen?Posted by DASDING on Friday, December 7, 2018

Mehr Infos und Links zum Thema K.O.-Tropfen

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