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Johannes Seiler
Johannes Seiler
Max Stokburger
Max Stokburger

Fans zeigten sowohl bei einem Fanmarsch als auch im Stadion den Wolfsgruß, um ihre Unterstützung für Merih Demiral zu zeigen. Auf einer Fanmeile gab es Schlägereien zwischen Fans.

In Berlin traf am Samstagabend im Viertelfinale der Euro 2024 die Türkei auf die Niederlande. Die Türkei verlor mit 1:2 und ist damit ausgeschieden. Doch schon vor Anpfiff gab es einige Aufregungen: Bei einem türkischen Fanmarsch in Berlin zeigten viele Fans den Wolfsgruß und solidarisierten sich mit dem Spieler Demiral. Daraufhin beendete die Polizei den Fanmarsch und forderte sie auf, getrennt zum Stadion zu laufen.

Während National-Hymne: Wolfsgruß wird gezeigt

Auch im Stadion war die Geste oft zu sehen. Während der Nationalhymne hielten tausende Fans ihre Arme hoch und formten mit ihren Händen einen Wolf. Auch Mesut Özil, deutscher Weltmeister von 2014, solidarisierte sich mit Demiral und teilte am Samstag ein Bild des Spielers beim Zeigen des Grußes bei Instagram. Beim Spiel saß Özil dann unmittelbar hinter dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.

Türkei gegen Niederlande: Schlägerei auf der Fanmeile in Berlin

Auf der Fanmeile in Berlin ist es während des Spiels zu Schlägereien zwischen den Fans beider Mannschaften gekommen. Auf einem Video, das die Berliner Zeitung bei X postete, war zu sehen, wie Anhänger der Mannschaften aufeinander zurennen und es zu einzelnen Rangeleien kommt. Außerdem fliegen Becher aus den Fanlagern. Schließlich werden sie von Ordnern und anderen Menschen getrennt, die schlichten wollen. Der Vorfall soll sich nach dem 2:1-Siegtreffer der Niederländer ereignet haben. Polizisten seien erst nach dem Abpfiff dazugekommen, hieß es in einem weiteren Post.

Die Nerven in Berlin Fanmeile liegen blank. pic.twitter.com/bBmtGaeNZk

Merih Demiral zeigt Wolfsgruß

Im Vorfeld des Viertelfinales gab es eine politische Debatte rund um den Wolfsgruß. Was war passiert? Am Freitagmittag (5. Juli) teilte die UEFA mit, dass der türkische Nationalspieler Merih Demiral für zwei Spiele gesperrt wird. Somit verpasste der 26-Jährige das Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande und hätte auch in einem möglichen Halbfinale gefehlt. Zur Begründung sagte die UEFA, Demiral habe eine Sportveranstaltung für eine Bekundung nichtsportlicher Art genutzt. Außerdem die allgemeinen Verhaltensgrundsätze nicht eingehalten und die grundlegenden Regeln des guten Benehmens verletzt.

Merih Demiral zeigt Wolfsgruß bei Achtelfinal-Spiel

Auslöser für die Sperre: Am Dienstagabend (2. Juli) hatte Demiral im Achtelfinalspiel gegen Österreich für einen Eklat gesorgt und nach einem Tor den sogenannten Wolfsgruß als Jubel gezeigt. Das sorgte bei vielen für Aufregung, weil die Geste ein Symbol der türkischen rechtsextremistischen Gruppe „Graue Wölfe“ ist. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich dazu auf X. Sie schrieb, dass solche Symbole in deutschen Stadien nichts zu suchen hätten.

Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel. Wir erwarten, dass die UEFA den Fall untersucht und Sanktionen prüft.https://t.co/65yoSUAAQJ

Wofür steht der Wolfsgruß?

Der Wolfsgruß ist ein Handzeichen und imitiert den Kopf eines Wolfes. Der Gruß ist ein Symbol und Erkennungszeichen der in der Türkei in den 1960er-Jahren gegründeten rechtsextremistischen Bewegung „Graue Wölfe“. Die Bewegung wird in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet und als ultranationalistisch, rassistisch und gewalttätig eingestuft. In Deutschland hat die rechtsextremistische Gruppe mehr als 12.000 Anhänger, verboten ist sie nicht.

UEFA leitete Ermittlungen nach dem Spiel ein

Am Mittwoch (3. Juli) hatte die UEFA gegen den türkischen Nationalspieler ein Untersuchungsverfahren eingeleitet und wegen „unangemessenem Verhalten“ ermittelt. Demiral selbst hatte zu seinem Jubel gesagt: „Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun.“ Es stecke „keine versteckte Botschaft“ dahinter.

Reaktion auf Wolfsgruß

  • Neben Politikern haben sich auch Aktivisten und Journalisten zu Wort gemeldet. So schrieb der türkische Exiljournalist und Autor Can Dündar auf X: „Glückwunsch, Merih! Mit einem einzigen Zeichen hast du die 100-prozentige Freude auf fünf Prozent verringert.
  • Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GbV) sprach im Zusammenhang mit der Geste von Demiral von einem „absoluten Skandal“. Sie forderte von der türkischen Nationalmannschaft, dass sie sich öffentlich vom „Zeigen des rechtsextremen Symbols“ distanziert. Der Gruß sei ein Symbol von Unterdrückung und Verfolgung.
  • Das türkische Außenministerium war mit der Untersuchung der UEFA überhaupt nicht einverstanden. Es werde lediglich ein „historisches und kulturelles Symbol“ beim Feiern eines Sportereignisses verwendet, so das Ministerium. Außerdem warf die türkische Regierung Deutschland nach der Kritik am Wolfsgruß „Fremdenfeindlichkeit“ vor.

Türkische Ultras rufen zu Wolfsgruß auf

Auf X hatten türkische Ultras dazu aufgerufen, beim Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande auf der Tribüne den Wolfsgruß zu zeigen. Die türkische Ultra-Gruppierung betonte, der Wolfsgruß sei nicht rassistisch zu verstehen, sondern „das nationale Symbol des Türkentums“. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte sich angekündigt und verfolgte das Spiel im Stadion in Berlin. Die Polizei sprach von einem „Nonplusultra-Hochrisikospiel“. Rund 3.000 Beamte sollten im Einsatz sein.

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