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Johannes Seiler
Johannes Seiler

Seit knapp einer Woche hängen in Reutlingen Plakate, auf denen sich über die Stadt lustig gemacht wird. Jetzt kam eine Zusatzinfo – die Stadt hat Details zu der Kampagne verraten.

In Reutlingen hängen seit Dienstag viele Plakate, auf denen mit Sprüchen die Stadt runter gemacht wird: „Leben, wo keiner Urlaub macht.“, „Reutlingen kannst du nicht mögen“ und „Wir müssen dir leider mitteilen: Du bist in Reutlingen“ sind nur drei der vielen Sprüche. Klar war bereits, dass die Stadt Reutlingen hinter der Kampagne steckt. Doch warum das Ganze? Das hat die Stadt am Montag auf einer Pressekonferenz verraten.

„Reutlingen kannst du nicht mögen. Nur lieben!“

Bisher war unter jedem Spruch der Satz, „Reutlingen kannst du nicht mögen“, zu lesen. Unter diesem Motto lief die Kampagne anfangs. Nun kam ein entscheidender Zusatz: „Nur lieben.“ Es handelt sich also um eine Imagekampagne. Die Stadt Reutlingen hat dafür extra eine Website gebaut und am Montag veröffentlicht. Auf dieser heißt es, dass für manche, Reutlingen Liebe auf den zweiten Blick wäre.

Reutlingen verbindet uns – und doch haben wir alle unsere eigene, einzigartige Geschichte.

Aus diesem Grund erzählen acht Einheimische ihre „Reutlinger Liebesgeschichte“. Vom Schüler, über den Eventmanager, bis hin zum Profifußballer verraten die Personen ihre Story, die sie mit der Stadt verbindet. Doch auch andere Personen sind eingeladen mitzumachen. Beim Stadtfest solle ein Fotozelt aufgestellt werden, um weitere Reutlingerinnen und Reutlinger zu befragen. Auch einen Instagram-Kanal hat die Stadt gestartet.

Bisher kostete die Kampagne rund 25.000 Euro. Das seien pro Reutlinger Einwohner umgerechnet 20 Cent, erklärt das Stadtmarketing.

Hier gibt's die Bildergalerie der Plakate:

"Wir müssen dir leider mitteilen, du bist in Reutlingen", steht auf einem Schmähplakat, das in Reutlingen aufgetaucht ist.
Wer mit dem Zug nach Reutlingen kommt, wird beispielsweise von diesem Plakat begrüßt. Bild in Detailansicht öffnen
"Was hat die Schwäbische Alb eigentlich verbrochen, dass man ihr Reutlingen vor die Füße gebaut hat?". Dieser Spruch steht auf einem Plakat in Reutlingen.
Auf diesem Plakat werden die Schwäbische Alb und Reutlingen gemeinsam geschmäht. Bild in Detailansicht öffnen
"Reutlingen kannst du nicht mögen" steht auf einem Schmähplakat an einer Reutlinger Bushaltestelle.
Reutlinger, die auf den Bus warten, müssen sich mit diesem Plakat auseinandersetzen. Bild in Detailansicht öffnen
"Wie immer hier: Es geht nix". An einer Litfaßsäule in Reutlingen ist ein Schmähplakat aufgetaucht - es ist eines von vielen in der Stadt.
Auch an Litfaßsäulen in Reutlingen sind solche Sprüche zu lesen. Bild in Detailansicht öffnen
"Leben, wo keiner Urlaub macht". Dieser Spruch steht auf einem Schmäh-Plakat am Reutlinger Bahnhof.
Reisende können bei der Ankunft in Reutlingen dieses Schmäh-Plakat lesen. Bild in Detailansicht öffnen
"Reutlingen feiert sich für die engste Straße der Welt. Das sagt alles", steht auf einem Schmäh-Plakat, das in Reutlingen aufgetaucht ist.
Auch Reutlinger Sehenswürdigkeiten sind nicht sicher vor den Sprüche-Klopfern. Bild in Detailansicht öffnen
"Er ist eine 10 von 10. Aber er kommt aus Reutlingen" - dieser Spruch steht auf einem der Schmäh-Plakate in Reutlingen.
Auch eine Variante, allerdings eher für ein jüngeres Publikum in Reutlingen. Bild in Detailansicht öffnen
"Große Achalm, nichts dahinter". Auch dieses Schmäh-Plakat ist in Reutlingen aufgetaucht.
Auch der Reutlinger Hausberg muss herhalten. Bild in Detailansicht öffnen
"Nichts ist so langweilig wie ein aufregender Tag in Reutlingen", steht auf einem Schmäh-Plakat, das in Reutlingen aufgetaucht ist.
Damit auch die Autofahrer keine Langeweile bekommen. Bild in Detailansicht öffnen
"Herzlich Willkommen und tut uns Leid" - so lautet der Spruch dieses Schmäh-Plakats, das in Reutlingen aufgetaucht ist.
Nicht gerade freundlich, wie Reutlingen die Menschen am Bahnhof begrüßt. Bild in Detailansicht öffnen

Manche Städte haben einen schlechten Ruf. Auf den zweiten Blick gibt es dort aber doch einige schöne Orte zu Entdecken.

Gründe aus der SWR3-Redaktion Die „hässlichste Stadt Deutschlands“ – und warum sie diesen Titel nicht verdient hat

Die „hässlichste Stadt in Baden-Württemberg“ – solche inoffiziellen Titel trägt die Stadt Pforzheim. Ein kleiner Kreis aus der SWR3-Redaktion findet aber: Ganz so ist es nicht.

Was sagen die Reutlinger zu den Plakaten?

Unsere Kollegin Judith Hüwelmeier von SWR Aktuell hat sich vor der Auflösung umgehört und die Reutlinger nach ihrer Meinung zu den Plakaten befragt. Die Antworten: durchwachsen. Einige Leute geben den Plakaten Recht und nehmen die Aktion mit Humor. Andere wiederum sind angefressen und meinen die eigene Stadt runter zu machen würde sich nicht gehören.

Wir haben euch gefragt, welche Sprüche man für eure Stadt auf Plakate setzen könnte. Das kam dabei raus:

In den Kommentaren zur Community-Edition habt ihr noch ein paar mehr Ideen gehabt, zum Beispiel:

  • Heidelberg – wo Radfahrer nicht am Leben hängen!“ (SWR3-Instagram-Userin Dani)
  • Siegen ist schlimmer als verlieren.“ (So wurde SWR3-Instagram-User Leon damals in Siegen begrüßt.)

Kuriose Marketing-Kampagnen

Auch andere Städte haben schon mit kuriosen Marketingaktionen Aufsehen erregt. Um die Stadt Bielefeld hält sich seit Jahren eine Verschwörungstheorie, dass es die Stadt gar nicht gäbe. Entstanden ist diese durch den damaligen Informatikstudent Achim Held, der sich damit über Verschwörungstheorien lustig machen wollte.

Um diesem Mythos einen Riegel vorzuschieben, lobte die Stadt Bielefeld im Jahr 2019 einen Wettbewerb aus: Wer beweisen kann, dass es Bielefeld nicht gibt, sollte eine Million Euro erhalten. Die Stadt erhielt rund 2000 Einsendungen – keine von ihnen hätte die Nichtexistenz beweisen können. Bielefeld erklärte den Wettbewerb daraufhin für beendet und das Preisgeld blieb unangetastet.

„Dumb Ways to Die“

Auch dem Zugbetreiber „Metro Trains Melbourne“ gelang eine außergewöhnliche Kampagne. Das Unternehmen wollte Unfälle verhindern, bei dem Menschen zu Schaden kommen, weil sie zu nahe an den Gleisen stehen. Sie produzierten ein Video in denen Comicfiguren zu Tode kamen – die Musik dazu war ein absoluter Ohrwurm. Innerhalb kürzester Zeit ging das Video viral. Kleiner Ohrwurm gefällig und Flashback ins Jahr 2013? Bitteschön!

Unsere Quellen

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