Das rassistische Video von einer Party im Pony Club Kampen auf Sylt geht viral, im Netz reagieren viele entsetzt. Der Club hat Strafanzeige gegen die Leute erstattet – der Staatsschutz ermittelt.
Das Video zeigt junge Männer und Frauen beim Feiern im Pony Club Kampen, die dabei rassistische Parolen grölen. „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ skandieren sie über den Song „L’amour Toujours“ des italienischen DJ Gigi D'Agostino.
Moderatorin Dunja Hayali hat das Video auf X geteilt und darunter geschrieben: „Mit Hitlerbärtchen und Schampus, aber ohne ‚Ausländer‘“. Ihren Beitrag veröffentlichte Hayali am 23. Mai – „dem Tag, an dem wir das Grundgesetz feiern.“
Sylt: Video mit rassistischen Parolen ist „Schande für Deutschland“
Inzwischen gibt es viele entsetzte Reaktionen auf das Video. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärt auf X: Wer solche Nazi-Parolen gröle, sei eine Schande für Deutschland.
Comedian und Rapper Cossu gibt auf Instagram zu dem Video zu bedenken, dass Fremdenfeindlichkeit und rechte Gesinnungen nicht nur am „unteren Rand der Gesellschaft“ steckten.
Der Journalist Daniel Bröckerhoff alias „Doktor Dab“ geht in eine ähnliche Richtung. Er schreibt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit seien keine Phänomene, die vom Einkommen abhängig seien, sondern sich durch alle Gesellschaftsschichten zögen.
Vermeintlich gebildete Menschen aus wohlhabenden Familien, die dort auf Sylt „Ausländer raus“ grölen – Mashood Khan aus Hamburg schäme sich, dass wir 2024 wieder solche Videos sehen müssten, sagt er auf Instagram.
Dreyer: AfD hat Mitschuld an Party-Gegröle
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sieht die Propaganda der AfD als einen der Gründe für rechtsextremes Party-Gegröle. Sie sagte in Berlin, die Partei sei verantwortlich, dass sich in den letzten Jahren ein bestimmtes Gedankengut verbreitet habe. Der Europawahl-Spitzenkandidat der AfD relativiere Verbrechen der SS. Jeder müsse sich deshalb fragen, wohin die in Teilen rechtsextreme Partei zurzeit unterwegs sei.
Satirische Reaktionen auf rassistisches Video aus Sylt
Erste Satire gibt es auch schon zu dem Video. Der Postillon schreibt: „Gute Nachrichten: Sylt Dank Klimawandel eh bald weg.“
Und Jan Böhmermann schreibt auf X: „Ich erwarte, dass Union, FDP, Bund der Steuerzahler und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft sich DEUTLICH und ÖFFENTLICH von den unappetitlichen Vorfällen auf Sylt distanzieren!“
Pony Club Kampen Sylt stellt Strafanzeige: „Kein Platz für Nazis“
Der Inhaber des Pony Club Kampen, Tim Becker, sagte der dpa, dass man die Namen aller Beteiligten an die Polizei gegeben habe. Auf seiner Website schreibt der Pony Club Kampen: „Kein Platz für Nazis! Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung.“ Auch das Video der Überwachungskamera sei der Polizei übermittelt worden. „Auf Sylt brauchen die sich gar nicht mehr blicken lassen. Wir haben ganz viele befreundete Gastronomen“, erklärt Tim Becker. Die Personen seien identifiziert worden. Die dpa berichtet, dass mindestens zwei der Pöbler von ihren Arbeitgebern gekündigt wurden.
In der Nacht auf Samstag postete die Bar dann auf Instagram: „Hätte unser Personal zu irgendeinem Zeitpunkt ein solches Verhalten mitbekommen, hätten wir sofort reagiert. Wir hätten umgehend die Polizei verständigt und Strafanzeige gestellt. Das haben wir mittlerweile tun können.“
Bereits seit Freitag ermittele der Staatsschutz wegen Volksverhetzung und der Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen, heißt es von der Polizei.
Ähnliche Vorfälle habe es im Pony bisher nicht gegeben, sagte Becker. Eine Konsequenz sei, dass „L’amour Toujours“ künftig nicht mehr gespielt werde.
Der Song von Gigi D’Agostino erlebt momentan offenbar ein Revival unter jungen Menschen als neurechte Hymne, berichtet der NDR. Dem Landeskriminalamt Niedersachsen seien demnach Vorfälle bekannt, wo auf Partys zu dem Song ausländerfeindliche Parolen gesungen wurden.
Derweil wurde bekannt, dass zuletzt auch auf einem Schützenfest in Niedersachsen rassistisches Zeug zu dem gleichen Lied gesungen wurde. Auch hier ermittelt der Staatsschutz.
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