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Jessica Brandt
Jessica Brandt

Warum sollte ich mich bei der Europawahl beteiligen? Wo findet Europa auch bei uns direkt vor der Haustür statt? Wir haben mit Menschen aus Europa gesprochen.

Beim Einkaufen, bei der Führerscheinprüfung oder bei der Entscheidung, vielleicht in einem anderen Land zu arbeiten: Die Europäische Union ermöglicht und regelt viele Dinge, die in unserem Alltag mal sichtbarer und mal unsichtbarer wahrnehmbar sind. So kurz vor der Europawahl wollen wir auf einzelne Geschichten einen Blick werfen, aber auch den Sorgen und Ängsten, die in Europa im Moment herrschen, eine Stimme geben.

Europawahlen ab 16 Jahren

Aktiv an der Zukunft von Europa teilhaben. Das ist dieses Jahr bereits für Jugendliche möglich. Bei dieser Europawahl dürfen Menschen ab 16 Jahren wählen. Wir wollen von Jugendlichen wissen: Geht ihr überhaupt wählen? Wie seht ihr Europa und was bewegt euch? Antworten auf diese und andere spannende Fragen gab es am 5.6. in einer Livesendung mit Schülern einer Mannheimer Schule. Dort hatten Jugendliche am Vormittag im Rahmen eines Projektes die Möglichkeit, Lokalpolitiker zu ihren Wahlprogrammen zu fragen. Im Anschluss daran haben wir mit den Erstwählern gesprochen.

Die Mannheimer Schülerin Giulia sieht die Europawahl und das Wahlalter ab 16 Jahren als etwas Besonderes an und sagt im Interview:

Neben Giulia haben wir auch mit anderen Schülern der Mannheimer Carl-Benz-Schule gesprochen und gefragt, ob sie nun wählen gehen, da es das erste Mal in Deutschland möglich ist.

Ich freue mich jetzt nicht wirklich aufs Wählen. Ich bin eher neutral gestimmt. Ich gehe halt wählen, weil man es halt macht.

Die 17-jährige Susanna sieht in der Europawahl ab 16 Jahren eine Chance:

Es ist unsere Zukunft. Deshalb sollten mehr Jüngere wählen gehen. Wir müssen mit den Entscheidungen leben, die andere treffen, die vielleicht dann nicht mehr da sind.

Welche weiteren Gedanken Schülerinnen und Schüler aus Mannheim haben, hört ihr hier:

Nachdem die Schülerinnen und Schüler sich einen Tag lang sehr intensiv mit dem Thema Europawahl auseinandergesetzt haben, hat SWR3-Reporter Josh Kochhann nachgefragt, was ihr Fazit ist:

Erasmus: Europa als junger Mensch erleben

Janina ist Erasmus-Studentin und trägt eine rote Tasche über ihrer Schulter

Seit vielen Jahren gibt es die Möglichkeit, über das Erasmus-Programm der EU in anderen Ländern zu lernen und zu arbeiten. Das Angebot gilt sowohl für Azubis als auch für Studenten, die im Ausland neue Erfahrungen sammeln wollen. Eine von ihnen, die derzeit über das Erasmus-Programm in Frankreich studiert, ist Janina. Sie ist 23 Jahre alt, studiert im 7. Semester Mediapublishing in Stuttgart an der Hochschule der Medien und ist seit Januar (und bis Ende Mai) in Montpellier in Frankreich. Ursprünglich kommt sie aus dem Raum Ulm.

Natürlich ist das größte Thema der finanzielle Aspekt. Man muss sich auf Stipendien bewerben und weiß vor Abreise gar nicht, ob man das Stipendium wirklich bekommt. Man kann nicht so richtig kalkulieren, wie viel Geld man monatlich zur Verfügung hat und man muss entweder arbeiten, viel gespart haben oder Eltern haben, die da wirklich Unterstützung liefern können. Ganz besonders, wenn man in Länder fährt, die teurer sind als Deutschland.

Janina hingegen konnte die Vorteile des Erasmus-Programm genießen. Natürlich gibt es auch bei diesem Programm jede Menge Formulare, die man ausfüllen muss. Allerdings wusste Janina von Beginn an, dass ihre finanzielle Unterstützung auch verfügbar ist. Sie musste kein Geld vorstrecken und entspannt in ihre Auslandssemester starten.

Nach den ersten Wochen und Monaten blickt sie auf die bisherigen Erfahrungen zurück und stellt auch fest, dass sie schon etwas mit nach Hause nehmen möchte, was sie vor Ort gelernt hat:

In Frankreich nehmen sich die Leute mehr Zeit und sind einfach lockerer drauf und sind mit mehr Genuss im Alltag oder schätzen mehr die kleinen Dinge. Das ist etwas, was ich mitnehmen möchte.

Europa und alles rund um die Europawahl im Radio

Wir haben das Thema Europa und die anstehende Europawahl auch im Radio vielseitig umgesetzt und wollen mit euch ins Gespräch kommen.

Grenzgänger: EU sorgt für Erleichterung in der Arbeitswelt

Katerina ist sogenannte Grenzgängerin, trägt einen roten Mantel und lacht in die Kamera

In Bonn geboren, in Freiburg aufgewachsen, lebt Katerina jetzt in Straßburg und pendelt nach Offenburg zum Arbeiten. Warum das nur durch Regelungen der Euopäischen Union möglich ist und warum Katerina als Grenzgängerin gerne in Europa legt, erfahrt ihr hier.:

Die Art und Weise, wie Franzosen und Französinnen Wert legen auf gutes Essen und auf gute Paterserie“, findet Katerina einfach wunderbar, weshalb sie einfach in Frankreich geblieben ist. Damals. Als sie eigentlich nur für ein Praktikum aus Deutschland nach Frankreich gereist ist. Von Straßburg pendelt sie nach Offenburg zur Arbeit. 

Mir ist es sehr bewusst, dass das ohne Europa so nicht ginge und dass das vor gar nicht allzu langer Zeit nicht ging. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass wir von Freiburg aus nach Straßburg gefahren sind und man seinen Pass zeigen musste.

Aber nicht alles ist so einfach wie der Grenzübergang: Das Wohnen und Arbeiten in verschiedenen Ländern bringt dennoch viel Bürokratie mit sich, sagt Katerina. „Weil man ja ganz offiziell diesen Grenzgänger-Status in beiden Ländern anmelden muss. Das heißt, man muss das beim Finanzamt, bei der Krankenkasse etc. melden.“ Dabei geht es oftmals um die Zuständigkeit. Welches Land ist in welchem Land für welche Dinge zuständig?  

Als Grenzgängerin pickt man sich eigentlich jeden Tag die Rosinen aus den Vorteilen beider Länder raus und das ist ein ganz schöner Luxus, finde ich.

Wahl-O-Mat für Euopawahl nutzen

Will ich selbst vielleicht auch so frei arbeiten können und welche Partei unterstützt solche Vorhaben? Mit dem Wahl-O-Mat könnt ihr checken, welche Partei euren Einstellung am nächsten steht. Zudem informieren wir euch hier über Aktuelles zur Europawahl:

CDU liegt vorne, Ampel verliert Vorläufiges Ergebnis der Europawahl 2024: So hat Deutschland gewählt 🗳️

Das neue Europäische Parlament wurde gewählt. Wie das vorläufige Ergebnis bei der Europawahl ausgefallen ist und wie SWR3Land gewählt hat, hier lesen!

3 kuriose EU-Regeln

Europa begegnet uns übrigens auch oft im Alltag, selbst wenn wir es gar nicht so genau merken. Dabei beschäftigt sich die EU unter anderem mit Fragen wie diesen: Woher kommen die Erdbeeren in der Marmelade? Welchen Durchmesser muss eine Schwarzwälder Kirschtorte haben? Wann darf ich das Handy am Steuer nutzen? Was darf im Hotel für Gäste wie verpackt werden? Klingt komisch? Hat aber gute Gründe! Hier sind drei kuriose Regeln und die Hintergründe dazu:

  • Ursprung der Erdbeeren in der Marmelade: Die Frühstücksrichtlinie regelt, dass Angaben zur Herkunft der Produkte vermerkt werden muss.
  • Duschgel-Verpackung in Hotels: Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, Müll zu reduzieren.
  • Verkehrs-Regelungen: Bis 2025 keine Verkehrstoten mehr. Das ist ein weiteres Ziel der EU, weshalb darüber nachgedacht wird, die Fahrprüfungen zu überarbeiten.

Was hat die EU mit mir zu tun?

Die EU selbst hat sich diese Frage gestellt und eine Website ins Leben gerufen, auf der ihr euch umschauen könnt. Kurz, knapp und mit wenigen Klicks erfahrt ihr, in welchen Bereichen eures Lebens die EU Einfluss hat und zeigt auf, welche Vorteile dadurch entstehen konnten.

Sorgen und Ängste vor der Europawahl

Die aktuellen politischen Entwicklungen sorgen bei vielen Menschen für Ängste – nicht nur bei uns in Deutschland. Wir haben mit unseren Korrespondenten in ganz Europa euch gefragt, welche Sorgen und Ängste ihr im Moment habt. Am Dienstag, den 4.6.2024 wollen wir uns im Radio von 8 bis 18 Uhr diesen Gedanken widmen. Und auch die SWR3-Community teilt ihre Gedanken mit uns:

Wir müssen etwas tun – gemeinsam, damit wir hier ein starkes Gegengewicht – das ist nicht negativ gemeint – aufbauen können gegenüber Amerika. Das sind ja auch nur 'United States'. Die haben das Vereinigte Amerika. Wir schaffen das halt nicht und deswegen müssen wir was tun.

In Luxemburg herrscht übrigens Wahlplicht für Luxemburger Staatsbürger zwischen 18 und 75. Briefwahl ist auf Antrag möglich. EU-Bürger müssen sich vorab als Wähler registrieren lassen, dann aber auch Wahlplicht.

Ich mache mir Sorgen, dass undemokratische Kräfte Europa spalten, schwächen oder weniger demokratisch machen könnten.

Es wäre gut, wenn wir Rumänen mehr im Ausland akzeptiert werden, um dort zu arbeiten, denn ich glaube, wir sind in einigen Sachen gut, z.B. IT. Aber auch Medizin, aber wir werden in den anderen Ländern nicht akzeptiert, sondern als minderwertiges, schlecht regiertes Land angesehen. Ich glaube, in den anderen Ländern sieht man uns in keinem guten Licht und das müsste verbessert werden.

Meiner Meinung nach liegen die riesigen Erfolge, die Europa erzielt hat, in seiner Geschichte, einer Geschichte, die bezeugt, dass Frieden möglich ist. Europa wurde nach einem Weltkrieg geboren, mit einem gemeinsamen Markt und dem Willen, in Frieden zu leben. 

Ich sehe die Zukunft Europas durchaus ein bisschen kritisch. Gerade, weil jetzt auch die Europawahl ansteht und doch gewisse Parteien einen gewissen Aufschwung erleben. Und das macht mir durchaus Sorgen.

Ich glaube schon, dass wir uns gegenseitig helfen können, gerade auch in schweren Zeiten, so wie wir es in der Vergangenheit getan haben.

Ich wünsche mir wirklich, dass wir sowohl als Land als auch als europäische Union vereint sind und ich wünsche mir, dass es in den nächsten Jahren besser ist als jetzt: ohne Krieg und in Frieden.

Dies ist wahrscheinlich das Fehlen gleicher Arbeitsbedingungen und die unterschiedliche soziale Situation. Zum Beispiel, wenn es um Mütter von Kleinkindern geht. Ich möchte, dass es in gewisser Weise einheitlich ist, damit wir als europäische Mütter auch eine Gemeinschaft, eine Gemeinschaft und die Erfahrung spüren können, für unsere Lieben zu sorgen.

Ich merke den Europa-Gedanken maximal, wenn ich den Brief zu den Europawahlen nach Hause geschickt bekomme.

Was ich an Europa liebe, ist, dass man sich frei bewegen kann, dass man frei Geschäfte machen kann. In dieser Hinsicht wurde bereits eine gewisse Integration erreicht. Es gibt Debatten darüber, ob diese Integration in bestimmten anderen Bereichen weiter vertieft werden sollte. Ich denke, militärische Integration wäre wichtig. Insgesamt denke ich, dass die Europäische Union eine positive Sache ist.

Ich bin Mathilde, ich lebe in Frankreich, genauer gesagt in Marseille, und meiner Meinung nach ist die Europäische Union nicht so sehr spürbar. Zumindest auf meiner Ebene. Wenn ich in einem Restaurant arbeite, spüre ich die Europäische Union nicht so sehr, wenn man bedenkt, dass ich in Marseille lebe. Es ist eine kosmopolitische Stadt, die viele Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern beherbergt. Nach mir. Ich war Studentin und als Studentin habe ich es als Studentin in Straßburg gespürt, umso mehr, weil es eine europäische Hauptstadt ist. Dort habe ich es also durch die Universität gespürt. Aber jetzt ich in Marseille war, habe ich es nicht so sehr gespürt, außer dass ich relativ leicht in verschiedene Länder reisen kann, zum Beispiel nach Portugal, Deutschland, Italien und Spanien. 

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