Tracking ist ein Trend, der in einer Welle von Fitness, Gesundheit und Selbstoptimierung Einzug in unseren Alltag gehalten hat – und viele so schnell auch nicht mehr loslässt.
Was ist Self-Tracking?
15 Millionen Deutsche vermessen sich selbst. Per Self-Tracking dokumentieren sie jeden Schritt, jeden Kilometer oder jede Kalorie. Technisch ist das heute möglich – mit Uhren, Apps und sogar Matratzen, die Schlafdauer und -qualität aufzeichnen.
Soziologe: Warum machen wir Self-Tracking?
Soziologe Stefan Selke beschäftigt sich seit Jahren mit dem Self-Tracking. Für ihn ist zumindest einer der Beweggründe klar: Kontrolle.
Er sagt auch: Wir vermessen uns schon seit Jahrhunderten, weil der Mensch sich eben vergleichen wolle und dafür Werte brauche, mit denen er sich innerhalb einer Gruppe positionieren kann. Das ständige Vermessen kann, egal in welchem Jahrhundert, aber auch negative Folgen haben.
Das bedeutet, Menschen orientieren sich dann nur noch an einem bestimmten Wert und nicht mehr an dem eigentlichen Ziel, zum Beispiel insgesamt gesünder zu leben. Warum? Weil Noten leichter zu vergleichen sind als Bildung an sich. Und Schritte sind leichter zu vergleichen als die Gesamtfitness. Vergleichen spielt beim Self-Tracking eine große Rolle.
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Gefahr von Sportsucht durch Self-Tracking?
Der Vergleich mit anderen und mit sich selbst kann aber auch gefährlich werden. Das zeigt ein Blick auf die Social-Media-Plattform Instagram. Unter #Sportsucht berichten viele von ihren Erfahrungen. Auch Selke sagt: „Self-Tracking kann zum Verlust der eigenen Intuition führen. Also dazu, nur noch auf Werte zu schauen und nicht darauf, was der eigene Körper gerade braucht.“
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Tracking im Schlaf – funktioniert das wirklich?
Morgens beim Blick auf die Smartwatch erfahren, wie gut der eigene Schlaf war – auch hier ist Vorsicht geboten. Denn die Zahlen seien nicht immer verlässlich, sagt Joachim Maurer. Er leitet den Bereich Schlafforschung an der Uni-Klinik Mannheim.
Wer den Schlaf trackt, ohne aber Schlafprobleme zu haben, der könne sich auch selbst zum Patienten machen, so Joachim Maurer. Denn wenn das Smartphone, die Smartwatch oder gar die smarte Matratzenauflage vermeintlich schlechte Werte anzeigen, könne das das eigene Körpergefühl durcheinander bringen und die Selbsteinschätzung verschlechtern.
Versicherungen profitieren von Self-Tracking
Während sich die Selbsteinschätzung verschlechtert, versuchen Versicherungen, ihre Kunden mit Trackern besser einschätzen zu können. Beim Aufzeichnen von Schlaf, Sport und Ernährung werden nämlich ganze Verhaltensprofile abgeleitet. Und die können wiederum Auskunft darüber geben, ob im Schichtdienst oder überhaupt gearbeitet wird. Auf Basis dieser Daten bieten Versicherungen dann häufig besondere Tarife an, wenn das Leben gesundheitsbewusst geführt wird - man wird quasi mit geringeren Beitragskosten „belohnt“. Das Konzept heißt „pay as you live“.
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Das System wurde in den USA entwickelt, die ein völlig anderes Versicherungssystem als Deutschland haben. Und hier liegt auch der größte Kritikpunkt: Unser Versicherungssystem ist auf Solidarität aufgebaut. Mit den festgelegten Beiträgen unterstützen Gesunde die Personen, die auf die Hilfe angewiesen sind. Wer wegen einem fortgeschrittenen Alter oder Krankheiten den laut Tracker gesunden Lebensstil nicht erfüllen kann, wäre deshalb ein Versicherter zweiter Klasse. Gerade in der Langfristperspektive sei das problematisch.
Bodytracking im Sport – wie geht es richtig?
Wer sich endlich doch mal überwindet, Sport zu treiben anstatt gemütlich auf dem Sofa zu sitzen, möchte doch am Ende aber auch sehen, was geschafft wurde – egal ob mit oder ohne Versicherungsboni. Dagegen spricht grundsätzlich nichts; Tracking kann motivieren. Trainingswissenschaftler Lars Donath empfiehlt aber, sich vorher zu überlegen, was überhaupt das Ziel der gesteigerten Motivation sein soll:
Ohne Ziel setzen die Zahlen schnell unter Druck. Das gilt nicht nur für die Dauer für die angesetzte Joggingstrecke, sondern auch bei vermeintlichen Gesundheitswerten. Sagt der Tracker, man lebe gesundheitsschädlich oder ist quasi fast schon ein Profisportler, muss das noch lange nicht der Realität entsprechen. Diese Einschätzungen beruhen nämlich nicht auf medizinischen Daten. Den Besuch beim Arzt ersetzt der Tracker also auf keinen Fall – weder im Guten, noch im Schlechten.
Schlafforscher Joachim Maurer sieht aber auch Vorteile im Tracking des Schlafs, denn die „smarten“ können etwas, das im Labor nicht möglich ist: Langzeitbeobachtungen.
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