Wie gehe ich damit um, wenn mich ein fremdes Kind stört? Darf ich das Kind maßregeln? Antworten haben wir von Familienexpertin Kira Liebmann im Interview erhalten.
- Fremde Kinder maßregeln – darf ich das?
- Wie spreche ich an, wenn mich ein fremdes Kind nervt?
- Wie gehe ich damit um, wenn mein eigenes Kind andere nervt?
- Wie geht es dem Kind in der Situation?
- Wie steht ihr zu dem Thema? Verratet uns eure Meinung!
Ein Kind wirft auf dem Spielplatz ständig einen Ball nach einem. Im Supermarkt nimmt es Lebensmittel aus meinem Wagen und wirft sie auf den Boden. Im Restaurant krabbelt es unter dem Tisch herum und zieht einem an der Hose.
Solche Situationen gibt es oft, doch Familienexpertin Kira Liebmann hat einen Rat für die Betroffenen in solchen Situationen: „Gerne auf die Eltern zugehen und sagen: 'Das, was ihr Kind gerade macht, stört mich. Können Sie es bitte zurückrufen?'“
Fremde Kinder selbst maßregeln? Darf ich das?
In manchen Situationen kommt es natürlich auch einmal vor, dass die Eltern vielleicht dann zu dem Kind, das gerade etwas macht, das für eine andere Person unangenehm oder störend ist, etwas sagen, daraufhin aber nichts passiert. Da darf ich ja dann wohl etwas sagen, oder? Ja, meint Kira Liebmann:
Das fremde Kind einfach anzufassen und direkt mit ihm schimpfen oder es maßregeln? Davon rät die Therapeutin ab. Die Eltern seien verantwortlich für das Kind und sollten in erster Linie auch angesprochen werden. „Das Kind macht nur das, was die Eltern erlauben. Das dürfen wir nie vergessen“, sagt Kira Liebmann. In die Erziehung sollte man sich in dem Fall nicht direkt einmischen, sondern zunächst auf die Eltern zugehen.
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Wie spreche ich an, dass mich ein fremdes Kind nervt?
Das Kind zu bewerten oder abzuwerten, sollte in einem Gespräch mit den Eltern vermieden werden. Wer hört schon zu, wenn dir jemand sagt, dass das eigene Kind blöd ist?
Kira Liebmann gibt daher den Tipp: „Bei mir selber bleiben. Das heißt, ich gehe zum Beispiel zu der Mutter des Kindes und sage: 'Mich stört es. Ich würde hier gerne mit meiner Familie essen. Das ist im Moment nicht möglich, wenn ihr Kind um meinen Tisch herumläuft. Könnten Sie bitte schauen, dass es aufhört?'“
Das Kind selbst sollte dabei nicht abgewertet werden oder beleidigt werden, denn das Ziel ist ja, eine friedliche Lösung zu erzielen. Das ginge meist besser, wenn man mit Ich-Botschaften arbeitet und weder das Kind noch die Mutter oder die Eltern bewertet. Eine deeskalierende Ansprache sorgt nämlich in der Regel für mehr Verständnis beim Gegenüber, so die Therapeutin.
Wie reagiere ich, wenn die Eltern nichts unternehmen?
„Mein Kind darf das machen. Da haben Sie sich gar nicht einzumischen.“ So oder so ähnlich könnten Eltern in den Momenten durchaus reagieren. Auch wenn ich selbst davon gestört bin, sehen die Eltern des fremden Kindes kein Problem. Kira Liebmann rät dann, zum Restaurantbesitzer zu gehen oder zu jemandem gehen, dem man die Verantwortung übertragen kann.
Wenn es diese Möglichkeit nicht gibt, rät Liebmann dazu, direkt mit dem Kind zu sprechen. „Bitte lass das. Mich stört das. Kannst du das bitte dort hinten weitermachen?“, könne man in der Situation auch zu dem Kind direkt sagen. Natürlich wäre die Gefahr einer Eskalation gegeben, allerdings gibt die Therapeutin zu bedenken:
Die Wahl ist natürlich nicht immer leicht, aber man dürfe durchaus die eigenen Grenzen aufzeigen und klarmachen, dass diese gerade überschritten werden, so Liebmann. Das Recht, seine eigenen Grenzen zu wahren, hat jeder in dieser Situation.
Wie gehe ich dann auf das fremde Kind zu?
Zwei Punkte seien hier entscheidend, wenn ich mit dem fremden Kind interagiere, so Kira Liebmann:
- Blickkontakt suchen
- sich auf die Ebene des Kindes begeben
Wie gehe ich damit um, wenn mein eigenes Kind jemand anderen stört?
Eltern werden sicherlich auch den Fall kennen, dass sie selbst schon angesprochen wurden, weil das eigene Kind vielleicht etwas getan hat oder jemanden stört. Auch hier hat die Familienexpertin einen Tipp, wie ich in solchen Situationen reagieren kann: „Ich empfehle, auf der Sachebene zu bleiben. Auch wenn mein Gegenüber mich persönlich angreift. Wenn ich selbst auch anfange, persönlich zu werden, kommen wir komplett vom Ziel des Gespräches ab.“
So schwer es in diesen Situationen sein mag, sollte ich den eigenen Stolz runterschlucken und sich diese Fragen stellen: Was passiert gerade? Nur so ist es möglich, mit dem Gegenüber gemeinsam eine Lösung zu finden. Wenn ich selbst anderer Meinung bin, ist es natürlich schwer, hier ruhig zu bleiben und die Sachebene im Blick zu halten. Doch die Therapeutin hat auch hier einen Denkanstoß, den sie in den Situationen mitgibt:
In diesem Moment könne die Person, die sich gestört fühlt, die Situation nur akzeptieren und gehen, da keine Einsicht kommen werde. Ein Kompromiss sei in diesem Fall nicht möglich, so Kira Liebmann.
Wie geht es dem Kind in den Situationen, wenn es gemaßregelt wird?
Daher sei es wichtig, Kindern Grenzen und Regeln beibringen, da nur so unsere Gesellschaft funktioniere, so die Therapeutin.