„Im Schatten“ heißt der neue Polizeiruf aus Rostock. Das ungleiche Team aus dem körperlich massiven Kommissar Sascha Bukow und der körperlich filigranen LKA-Ermittlerin Katrin König muss sich nicht nur um jede Menge Drogen kümmern, sondern auch um sich selbst. SWR3 Tatort-Checker Peter Knetsch sagt: trocken, rau, ungekünstelt!
Gleich zu Beginn drei Tote: Eine verdeckte Ermittlung von Kripo und Zoll geht irgendwie schief. Ein Kokain-Schmuggler wird im Einsatz erschossen, dessen Freundin liegt tot in der gemeinsamen Wohnung und kurz darauf wird der Zoll-Einsatzleiter mit einer Kugel im Kopf unter einer Brücke gefunden. Nach so viel Elend müssen sich Bukow und König erst mal herzhaft betrinken und um ein Haar kommt Bukow seiner Kollegin ein bisschen zu nahe. Aber Katrin König ist auch besoffen noch nüchtern und hält ihn auf Abstand. Noch! Es ist unter anderem genau dieses zunehmende Knistern zwischen der Profilerin König und Raubein Bukow, das dieses Team so spannend macht.
Charly Hübner starker Kommissar Bukow
Überhaupt Bukow: Darsteller Charly Hübner taumelt brillant durch diesen Krimi wie ein angeschossener Tanzbär: Nach der Trennung von seiner Frau läuft es auch mit seinen Jungs immer schlechter, sie wollen kaum noch etwas mit ihm zu tun haben. Außerdem hat sein Vater, der alte Hafen-Clubchef, Krebs und Bukows Sinn- und Lebenskrise wird immer tiefer. Diese düstere Stimmung passt zum Fall, ein dickes Kaliber. Es geht um die kalabresische Mafia. Rostock ist offenbar deren Drogen-Hauptumschlagsplatz in Europa und die Polizei muss weitgehend zuschauen.
Machtlos gegenüber der Mafia
Was bleibt, ist Zynismus. Profilerin König kann dem Rostocker Ober-Mafioso allenfalls eine Portion Geistesgestörtheit an den Kopf werfen, von wegen Doppelmoral der sogenannten „ehrenwerten Gesellschaft“. Eine Provokation, so desillusionierend wie der generelle Kampf gegen die Mafia. Schade, dass genau dieses Thema – die Machtlosigkeit der Polizei gegen die organisierte Kriminalität – schon letzte Woche im Dortmund-Tatort im Mittelpunkt stand. Aber dafür können die Rostocker ja nix. Wie immer ist der Ton in diesem Krimi trocken, rau, ungekünstelt. Kein einziger Dialog, der nicht sitzt – das ist große Kunst. Der Rostocker Polizeiruf kommt auch im 14. Fall so authentisch daher, wie kaum ein anderer Sonntagskrimi im Ersten. Von mir gibt es 4 von 5 Elchen.