Der Tatort „Schweigen“ mit Kommissar Falke ist nur schwer zu ertragen, so das Fazit in unserer Kritik von Tatort-Checkerin Simone Sarnow. Also anschauen oder doch besser lassen?
❗ ACHTUNG, TRIGGERWARNUNG ❗
In „Schweigen“ geht es um sexuellen Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche – und damit um ein schwer zu ertragendes Thema. Wenn du unsicher bist, ob dich das Thema zu sehr mitnimmt, kannst du hier gern aussteigen. Du kannst den Text auch von einer Vertrauensperson lesen lassen oder mit ihr gemeinsam lesen.
Wenn du dir lieber einen anderen Fall anschauen willst, weitere Tatort-Kritiken gibts hier, inklusive Links zur ARD Mediathek:
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Tatort „Schweigen“ ist „ab der ersten Minute kein Fall für jeden“
Im aktuellen Fall am 1.12. muss Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhrig) zum ersten Mal ohne Kollegin Grosz auskommen. Um ihren Tod zu verarbeiten, nimmt er sich eine Auszeit im Kloster, weit weg von Hamburg. Aber da gibt es einen Toten. Und schon beginnt ein richtig schwerer Fall.
Unsere Tatort-Checkerin Simone Sarnow sagt ganz klar: „Das ist ab der ersten Minute kein Fall für jeden.“ Dennoch gibt es hier eine Kritik – auch wenn sie ihr diesmal besonders schwergefallen ist:
Das passiert im Hamburger Tatort „Schweigen“
Pfarrer Otto hat mit den Jungs im Ort Fußball trainiert, jetzt ist er tot – verbrannt in einem Wohnwagen. Nicht nur die Gemeinde, auch Kommissarin Pötter (Lena Lauzemis), die als Zuständige vor Ort den Fall übernimmt, ist geschockt. Denn sie sagt: Der Pfarrer war beliebt und er hat den Kids aus schwierigen Familien mit dem Training Hoffnung gegeben, auch ihren Kindern.
Keine Ruhe im Kloster für Kommissar Falke
Kommissar Falke, der eigentlich im Kloster Ruhe und Abstand finden wollte, kann das Ermitteln nicht lassen und findet in einem abgelegenen Keller jede Menge Fotos – von Kindern. Nicht erst da zieht sich einem der Magen zusammen … denn wenn wir Falke ins Gesicht gucken FÜHLEN wir, was ER auf den unzähligen Bildern sieht. Und frei nach dem Motto: „Es ist nicht passiert, was nicht passiert sein darf“, werden Taten ignoriert.
Als Kind missbraucht – Betroffene berichten „In dieser Sekunde ist etwas in mir gestorben“
Der brutale Missbrauch an mehreren kleinen Kindern in Münster hat bundesweit für Entsetzen gesorgt. SWR3 hat mit Betroffenen gesprochen, die als Kind selbst zum Opfer wurden und bis heute unter den Folgen leiden.
Sünden werden in der Kirche hier vertuscht und runtergespielt
Zumindest hält Kommissarin Pötter das gefundene kinderpornografische Material erstmal nicht für tatrelevant. Und wie reagiert die Kirche? Mit wegducken, vertuschen und runterspielen. Es sei ja niemand frei von Sünde, auch Pfarrer nicht.
Aber die Opfer, die sind real. In diesem Fall bekommen sie ihr Gesicht durch Daniel (Florian Lukas), der sich auch Jahrzehnte nach den Übergriffen noch fragt: Warum ich?
Mir ging es eigentlich die ganze Zeit wie Falke – man will nur schreien … und so brüllt der Atheist Falke in der Kirche seine ganze Wut raus:
Fazit der Tatort-Kritik: Top Schauspieler, ekelhafte Realität
Dieser Hamburger Tatort spielt passend zum Thema viel mit düsterer Atmosphäre, ist schauspielerisch top und spiegelt großartig (die in diesem Fall leider ekelhafte) Realität wider. Und trotzdem: Selten ist mir eine Bewertung so schwergefallen, weil es für mich einfach mehr Drama als Tatort ist.
Deshalb gebe ich 3 Elche für „Schweigen“. Und jeder muss selbst entscheiden, ob er sich dieses schwere Thema geben will.
Aber eins ist Fakt: