Jeder quatscht mit jedem, Handys klingeln, mittendrin eine hilflose Referendarin, die sich nicht anders zu helfen weiß, als den Schülern Handys und Tablets abzunehmen. „Null Bock heißt null Punkte!“, ruft sie. Alle lachen. Das hat noch nichts Bedrohliches, außer für die Referendarin vielleicht.
Spannungsaufbau nach traditioneller Art
Dann huschen Schüler durchs Schulhaus, Lehrer und Hausmeister tuscheln, die Helikoptermutter wartet im SUV auf ihren Sohn, während im Autoradio „I don't like Mondays“ von den Boomtown Rats läuft. Das Lied über eine 16-jährige Amokschützin. Die Helikoptermutter rotiert jetzt durch die Schule, die Referendarin sitzt mittlerweile im Rektorat, und jeder weiß, dass gleich etwas passiert. Nur was? Würde ich das jetzt verraten, dann hätten die Polizeirufmacher auch gleich die ersten zehn Minuten des Films wegschneiden können und Sie könnten am Sonntagabend ausnahmsweise schon um 21.35 Uhr ins Bett gehen. Wäre aber schade, denn den Spannungsaufbau finde ich echt gelungen. Deswegen kleiner Zeitraffer: Katastrophe. Sirenengeheul. Ermittlung.
Polizeiruf mit philosophischem Touch
Kommissarin Lenski entdeckt Videomitschnitte aus dem Klassenzimmer mit der Referendarin als Opfer. Die Rektorin Dr. Strasser ist extrem tough. „Wenn Sie in diesem Beruf“, so sagt sie, „Schwäche zeigen, dann rächt sich das.“
Und Lenskis Kollege, Revierpolizist Wolle, hat anscheinend in Philosophie aufgepasst, wenn er zitiert: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, sie legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. Wer hat das gesagt?“ fragt er Lenski und gibt auch gleich die Antwort: “Sokrates. Im fünften Jahrhundert vor Christus.“
Mit Philosophie überraschen hier mehrere, auch der Hausmeister der Schule, der sich durch schnelles Dünnemachen verdächtig gemacht hat. Er hatte einen Termin, sagt er, bei seinem Professor. Der Hausmeister studiert Philosophie und will grade seinen Doktor machen.
Stellenweise zu sehr in die Länge gezogen
Überzeugend wie immer für mich das Duo Lenski/Krause. Allerdings ist „Hexenjagd“ nicht ihr bester Polizeiruf geworden. Dafür gibt es für mich zu viele Szenen, die unnötig lang sind. Die Problematik mit überbehütenden, ehrgeizigen Eltern kennen wir und die Lehrerkonferenz müsste keine zehn Minuten dauern. Um den Charakter der Rektorin herauszuarbeiten hätte auch ihr Satz „Wenn man glaubt, man kann nicht mehr, hat man noch 40 Prozent“ genügt.
Verliert an Tempo, dennoch gelungen
Anfangs spannend, dann gewisse Längen, ein überzeugendes Ermittlerteam und eine nette Idee, nämlich in einer kurzen Sequenz wieder den einsamen brandenburgischen Wolf ums Haus streunen zu lassen.