Am Anfang laufen Zebras durch die Nacht. Schwarz-Weiß gefilmt. Was das soll, wird erst sehr viel später klar, aber es ist gruselig schön, wie auch die Begleitmusik. Weniger schön ist die offensichtliche Familientragödie, mit der es Leitmeyer und Batic zu tun haben. Mutter erschossen, Stiefvater fast und der kleine Sohn Quirin wird tieftraumatisiert vor einer Klinik gefunden.
Quirin sagt nichts. Der Stiefvater auch nicht, der liegt im Koma, aber die Kommissare kommen schnell dahinter, dass hinter seiner Geschichte mehr steckt. Denn neben der aktuellen Bauchschuss-Wunde, hat er eine ältere Schussverletzung. Diese erste Narbe führt zu einem zweiten, zu einem älteren Familiendrama, in dem der jetzt Schwerverletzte selber der Täter war. Er löschte vor 15 Jahren fast seine ganze Familie in Augsburg aus, ein erweiterter Selbstmord, den er nur knapp überlebte. Daher die Narbe. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Auch damals überlebte ein Kind. Die siebenjährige Ella. Sie konnte weglaufen – aber nicht vor ihrer Geschichte. Als Leitmeyer und Batic klar wird, daß Ella sich unter einem anderen Namen in München aufhält, kapieren sie auch, dass sie es offenbar mit einem Mehrgenerationen-Trauma zu tun haben.
Hört sich düster und konstruiert an, aber welcher Tatort ist das nicht? Wenn die Geschichte originell erzählt wird, dann ist das wurscht. Regisseur Markus Imboden hat das nämlich klasse hingekriegt mit immer leicht veränderten Rückblenden in die Vergangenheit von Ella, in die geschundene Psyche des kleinen Mädchens. Ein starkes Stilmittel, dass den Krimi spannend und nicht so leicht durchschaubar macht. Noch ein Pluspunkt: Der bewährte, in den letzten Münchner-Folgen etwas vernachlässigte Charme, das lässige Gefrotzel zwischen den Kommsissaren und Assistenten Kalli, hier isses wieder, unaufgeregt als ein nettes Hintergrundrauschen. Und ich bin mir sicher, zwischen Leitmeyer und Fallanalytikerin Lerch, da geht bald was.
Richtig guter Sonntag-Abend-Krimi. Von mir kriegt „Einmal richtig Sterben“ vier von fünf Elchen.