Seit Wochen werfen Fans Tennisbälle in der Bundesliga – jetzt haben sie ihr Ziel erreicht: Die DFL hat sich umentschieden.
Spielzeug-Autos auf dem Rasen, Harry Potter im Fadenkreuz und ständig neue Tennisbälle: So protestierten die Fans in den vergangenen Wochen gegen den Milliarden-Deal der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit einem Investor. Am Mittwoch dann die Nachricht: Der Deal ist geplatzt.
Damit reagiert die DFL nicht nur auf die Fanproteste, sondern auch auf den wachsenden Frust unter den Managern, Trainern und Spielern über die andauernden Spielunterbrechungen. „Ich glaube, es ist ein bisschen so eine Machtprobe, was ich brutal bedaure“, sagte zum Beispiel Mainz-05-Sportvorstand Christian Heidel.
- Sind die Fan-Proteste in der Bundesliga jetzt zuende?
- Warum sind ausgerechnet Tennisbälle aufs Spielfeld geflogen?
- Proteste am Wochenende: Unter anderem Mainz-05-Spiel unterbrochen
- Bisher noch keine Spielabbrüche in der Bundesliga
- Warum die ganzen Proteste in der Bundesliga?
- Erste Reaktionen vom VfB Stuttgart und der DFL auf Fanproteste
Fansprecher: Kann nicht für Ende der Proteste garantieren
Fansprecher Thomas Kessen kann trotz des geplatzten Deals nicht garantieren, dass die Proteste in den Stadien jetzt enden. Das „eine oder andere lustige Plakat“ werde man am Wochenende bestimmt sehen, sagte der Sprecher des Fan-Dachverbandes Unsere Kurve der Deutschen Presse-Agentur.
Von weiteren provozierten Unterbrechungen von teils über 30 Minuten geht Kessen aber nicht aus: „Ich wäre zumindest sehr überrascht, wenn das jetzt noch jemand macht“, sagte er.
Fan-Proteste in der Bundesliga: Warum gerade Tennisbälle auf den Rasen werfen?
Seit Wochen protestieren die Fußball-Fans gegen die Pläne, Investoren in die Bundesliga zu holen – zum Beispiel, indem sie Tennisbälle aufs Spielfeld werfen. Aber warum gerade Tennisbälle? Die Antwort ist simpel: Weil die sich gut werfen lassen. Zwei Mainzer Fanclubs gehen davon aus, dass die Fans die Bälle leicht ins Stadion schleusen können und beim Werfen niemand verletzt wird.
Sinn des Protestes ist nicht, die Spieler abzuwerfen, sondern das Spiel zu unterbrechen. Dazu benutzen die Fans aber nicht nur die gelben Fusselbälle, sondern auch Goldtaler, andere Süßigkeiten oder Flummis – ebenfalls Gegenstände, die sich leicht werfen lassen.
Neu ist der Protest mit Tennisbällen im Fußball übrigens nicht: Schon 2016 flogen Borussia Dortmund im Pokalspiel in Stuttgart Tennisbälle um die Ohren. Damals ging es auch um Geld – allerdings um die Kohle der Fans. Das Bündnis „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ hatte zu dem Protest aufgerufen und wollte damit gegen die seiner Ansicht nach zu hohen Ticketpreise demonstrieren.
Dass dabei das ein oder andere Bonbon übersehen wird, kann man sich noch vorstellen. Wie aber schmuggeln die Fans Tennisbälle oder sogar ferngesteuerte Autos an den Ordnern vorbei? Das weiß SWR-Sportreporter Stefan Kersthold.
Proteste am Wochenende: Mainz-05-Spiel öfter unterbrochen
Unter anderem das Spiel der Mainzer am Samstag gegen den FC Augsburg (1:0) war wegen der Aktionen von den Rängen mehrfach unterbrochen worden. „Irgendwann müssen wir alle die Köpfe einschalten, müssen miteinander reden und es erklären“, forderte Heidel.
Die Fans sehen das anders: Sie finden die Proteste unterhaltsam. So schreibt das zumindest Flori0910 bei Twitter. Das Investoren-Thema sei „das Lustigste, was der Bundesliga hätte passieren können.“
Warum protestieren die Fans der Bundesliga?
Die DFL hat im Dezember 2023 ganz knapp dafür abgestimmt, einen Investor ins Boot zu holen: Die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde mit 24 von 36 Stimmen exakt erreicht. Bei dem Deal ging es vor allem darum, die Auslandsvermarktung zu stärken. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen der DFL sollte der Investor eine Milliarde Euro zahlen.
Diesen Milliarden-Deal unterstützen viele Fans nicht. Schon vor und direkt nach der Abstimmung hatten sie dagegen protestiert, weil sie durch den Investoreneinstieg eine Wettbewerbsverzerrung befürchten. Jetzt hat die DFL den Deal abgesagt.
Proteste in der Fußball-Bundesliga: Bisher keine Spielabbrüche
Immerhin: Der befürchtete Spielabbruch in der Fußball-Bundesliga ist bisher ausgeblieben, doch bei Trainern und Spielern schwindet das Verständnis. „Es muss so schnell wie möglich eine Lösung gefunden werden. Noch diese Woche, nicht nächste Woche. So kann es nicht weitergehen“, schimpfte der genervte Nationalspieler Niclas Füllkrug im ZDF.
Füllkrug schob den Fans eine Mitverantwortung für das Unentschieden von Borussia Dortmund beim VfL Wolfsburg (1:1) zu. Das Spiel sei „kaum bewertbar. Es ist ultraschwer, so an Top-Leistung zu kommen“. Es sei „irgendwann mal gut“, meckerte auch BVB-Kapitän Emre Can: „Wir leiden extrem darunter.“
Sechsmal sorgten die Anhänger dort mit Flummis und Tennisbällen für eine Unterbrechung, kaum eine Partie verlief störungsfrei. In Köln und Rostock flitzten Funkautos über den Rasen, in Hannover nahmen die Fans nach Geschäftsführer Martin Kind, dessen Abstimmungsverhalten der zentrale Streitpunkt ist, Zauberlehrling Harry Potter ins Fadenkreuz. „Angst, Potter?“ war auf einem Banner zu lesen – eine Anspielung, gezielt auf Matt Potter, den Chef des einzig verbliebenen potenziellen DFL-Investors CVC.
Es gab aber auch Verständnis für die Fan-Proteste. Wolfsburgs Torschütze Yannick Gerhardt sagte, Proteste wirkten nur, „wenn sie auch nerven“. Diese seien „in Ordnung, solange sie kein Selbstzweck sind“, meinte auch DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig im ZDF-Sportstudio, er warnte jedoch: „Es beginnt zu kippen.“
VfB Stuttgart und DFL reagierten auf die Proteste der Fußballfans
Der Präsident des VfB Stuttgart, Claus Vogt, hat wegen der Fanproteste dazu aufgefordert, noch einmal abzustimmen. Im Dezember hatte sich der VfB für einen Investor ausgesprochen. Vogt zufolge sei eine neue Abstimmung notwendig, um die Interessen der Fans ernst zu nehmen und im Sinne der Demokratie zu diskutieren.
Die DFL veröffentlichte am 8. Februsr 2024 ein Statement, in dem sie die „vielen Chancen für die Clubs [und] keine Nachteile für Fans“ betont. Es werden keine Anteile verkauft, es gebe keinen Kontrollverlust und „daher auch keinen Anlass für Horrorszenarien“.
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