Zwei Wochen nach dem mutmaßlichen Mord an zwei Polizisten sind beide Opfer beigesetzt worden. Sie waren bei einer Fahrzeugkontrolle erschossen worden.

Die tödlichen Schüsse auf den Polizisten und die Polizistin bei Kusel haben weltweit für Entsetzen gesorgt. Groß war deshalb auch die Anteilnahme an den beiden Trauerfeiern. Nachdem bereits am Dienstag der 29-Jährige Polizist im Saarland beigesetzt wurde, war nun die Trauerfeier für seine 24-jährige Kollegin Yasmin B. – die junge Frau war Polizeianwärterin. (Am 21. Juni hat der Prozess begonnen.)

Kusel: Polizisten wurden bei Fahrzeugkontrolle erschossen

Der Polizeikommissar und eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin waren am 31. Januar während einer Fahrzeugkontrolle bei Kusel erschossen worden. Der Hauptverdächtige Andreas S. habe die junge Frau zuerst mit einem Schuss mit der Schrotflinte schwer verletzt und sie dann untersucht, um herauszufinden, ob sie Notizen bei sich habe, die ihn belasten könnten.

Das haben Ermittler im Mai über die Verkehrskontrolle Ende Januar mitgeteilt. Dabei habe der 38-Jährige gemerkt, dass die junge Frau noch lebe und ihr daraufhin in den Kopf geschossen, um sicher zu gehen, dass sie wirklich tot ist. Er habe mit den Schüssen auf die beiden Polizisten vertuschen wollen, dass er gewildert habe. Die Staatsanwaltschaft will ihn nun vor Gericht sehen und hat deshalb gegen ihn Anklage erhoben.

Darum hat es so lange gedauert, bis Verstärkung da war

Der Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei, Jürgen Schmitt, hatte im Februar erklärt, warum es zwölf Minuten dauerte, bis zwei andere Streifenwagen am Tatort waren, obwohl die später getöteten Beamten gemeinsam mit den Besatzungen zwei weiterer Fahrzeuge unterwegs waren.

Polizisten mussten erst Schutzausrüstung anlegen

Wenn Polizisten an einen Tatort geschickt würden und klar sei, dass dort geschossen werde, müssten diese zunächst anhalten und ihre Schutzausrüstung anlegen, so Schmitt. Dazu gehörten schwere Schutzhelme, Westen sowie eine Maschinenpistole. Das führe zu einer gewissen Zeitverzögerung, erklärte der Polizeiinspekteur.

Ihm zufolge waren an dem Morgen nach der Kontrolle mit tödlichem Ausgang andere Streifen um 4:32 Uhr am Tatort. Beide Opfer, ein 29-jähriger Oberkommissar und seine 24 Jahre alte Kollegin, seien zu dem Zeitpunkt bereits tot gewesen und hätten massive Verletzungen am Kopf aufgewiesen.

Die zwei Beamten waren demnach uniformiert in einem zivilen Polizeiauto unterwegs und observierten mit den Besatzungen zwei weiterer Polizeiwagen eine Person. Nach früheren Angaben der Polizei ging es darum, eine Serie von Eigentumsdelikten aufzuklären.

Ausbildung bereitet auf Dienst vor

Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß (SPD) sagte, angehende Polizisten würden in Rheinland-Pfalz während ihrer dreijährigen Ausbildung „vollumfänglich“ auf ihren Dienst vorbereitet. Eine Gefahr für Leib und Leben lasse sich aber nie ganz ausschließen.

Polizei nimmt Mann wegen Mordaufruf auf Facebook fest

Derweil hat das Amtsgericht Koblenz Haftbefehl gegen einen Mann erlassen, der nach dem Doppelmord an den beiden Polizisten in sozialen Netzwerken zum Mord an weiteren Polizisten aufgerufen haben soll. Er sitzt damit rund eine Woche nach dem Aufruf in Untersuchungshaft, wie die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz am Mittwoch (9.2.) mitteilte.

Der 55-Jährige aus dem Raum Idar-Oberstein soll am vergangenen Donnerstag in Videos auf Facebook zu so genanntem Cop-Hunting aufgerufen haben. Hintergrund sei der Doppelmord an den Polizisten im Landkreis Kusel gewesen.

Andreas S. soll schon 2004 einen Menschen mit Schrotflinte verletzt haben

Der der Tötung der beiden Polizisten beschuldigte 38-jährige Andreas S. hatte nach SWR-Informationen bereits 2004 bei einer Treibjagd eine Person mit einer Schrotladung schwer verletzt. Deswegen war ihm erstmals seine waffenrechtliche Zuverlässigkeit – also die Grundvoraussetzung für einen Waffenschein – entzogen worden. Ein zweites Mal geschah dies 2020.

Bäckerei von Andreas S. ging insolvent, Wilderei in großem Stil

Die Bäckerei des 38-Jährigen hatte Insolvenz anmelden müssen. Der Mann hatte daraufhin auf den Handel mit Wildbret umgesattelt und ging auf die Jagd. Das aber ohne gültigen Jagdschein und ohne eigenes Revier. Deswegen soll er in großem Stil gewildert haben – vor allem in den Kreisen Kusel, Kaiserslautern und Südliche Weinstraße sowie in der französischen Grenzregion. Dabei nutzte er nach SWR-Informationen modernste Nachtsicht- und Zieltechnik und setzte vier Jagdhunde ein.

Es könnten bis zu 500 Reviere betroffen sein. Offenbar hat der Tatverdächtige auch tonnenweise Wild erlegt. In Bezug auf die Wilderei wurde er aber nie verurteilt, weil man ihm nichts nachweisen konnte.

Der Saarforst Landbetrieb soll ihm große Mengen des Wilds abgekauft, dann aber vor zwei Jahren alle entsprechenden Verträge gekündigt haben.

Mutmaßlicher Mord an Polizisten – das ist im Fall Kusel passiert

Am Morgen des 31. Januuar 2022, gegen 4:20 Uhr am Morgen, sollen die beiden Polizisten auf der Kreisstraße 22 zwischen Ulmet und Mayweilerhof eine Verkehrskontrolle durchgeführt haben. Dabei sollen die Schüsse gefallen sein.

Kusel

Getötete Polizisten in Kusel Verdächtiger soll „gewildert“ haben – aber was ist das überhaupt?

Einer der beiden Verdächtigen im Fall der getöteten Polizisten von Kusel soll in rund 500 Jagdrevieren heftig gewildert haben. Aber was ist Wilderei überhaupt und was denken Jäger darüber? Ein Experte erklärt.

Nach Angaben der Polizei konnten die beiden Streifenpolizisten noch selbst eine Funkmeldung absetzen mit den Worten: „Die schießen.“ Vorher hatten sie ihre Kollegen noch per Funk informiert, dass sie im Kofferaum des Fahrzeugs totes Wild gefunden hätten. Die beiden Beamten waren bei der Kontrolle mit einem zivilen Fahrzeug unterwegs, sagte Polizeisprecher Erfort.

Als die alarmierten Kollegen am Tatort eintrafen, war die Beamtin bereits tot, der andere Beamte starb wenig später an seinen Verletzungen.

Die Kollegen hier sind sehr betroffen. Einige kannten die getöteten Beamten persönlich.

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