Mehr als vier Tage nach Hoteleinsturz in Kröv: Familienvater im künstlichen Koma

Ärzte haben einen niederländischen Familienvater ins künstliche Koma versetzt. Er war bei dem Hotel-Einsturz im Mosel-Ort Kröv, der zwei Menschen das Leben gekostet hat, verletzt worden. „Der Zustand ist nicht gut“, sagte ein Sprecher der Polizei Trier am Sonntag in Kröv.

Der Mann werde in einem Trierer Krankenhaus auf der Intensivstation behandelt. Es handele sich um „Verletzungsbilder, die nach längerem Verschüttet-Sein auftreten können“. Nähere Angaben wollte er aus Gründen des Persönlichkeitsrechts nicht machen.

Bei einem Gottesdienst am Vormittag in Kröv haben Einsatzkräfte und Bürger für den Niederländer gebetet. Auch am Sonntag ging der Abriss des instabilen Hotelgebäudes weiter. Laut Polizei werden ständig Trümmerteile und Schutt abtransportiert.

Hotel eingestürzt: Sieben Menschen gerettet – Niederländer darunter

Insgesamt hatten die Rettungskräfte nach dem Einsturz am Dienstagabend bis Mittwoch sieben verschüttete Personen lebend aus dem Hotel retten könnten. Unter den Geretteten befand sich auch die dreiköpfige Familie aus den Niederlanden mit ihrem zweijährigen Kleinkind.

Mutter und Kind scheint es gut zu gehen. Der Vater war erst deutlich später, als die beiden gerettet worden. Vor allem bei der Rettung des Keinkinds hatte es Jubel gegeben:

Ich habe mich noch nie so gefreut, ein Kind zu sehen. Wir hatten alle Tränen in den Augen.

Die Erleichterung war groß, als auch die letzte Verschüttete aus den Trümmern geholt werden konnte:

Helfer begeister vom Zusammenhalt in Kröv

Auch als die Frau herausgetragen wurde, applaudierten die Einsatzkräfte, erzählt Martin Rolf, der erste Beigeordnete der Gemeinde Kröv. Trotz des schrecklichen Unglücks ist Rolf aber auch begeistert von dem großen Zusammenhalt in der Gemeinde.

Die Eisdiele hat Kaffee gekocht und umsonst Eis rausgegeben für die Rettungskräfte. Die Restaurants haben Essen gekocht, weitere Hotels- oder Zimmervermieter haben die evakuierten Menschen aufgenommen.

Die Rettung der Frau markierte auch das Ende eines kräftezehrenden und emotionalen Einsatzes. Sebastian Grauer berichtet aus Kröv:

Kröv: Leiche des Hotelbesitzers am Samstagmorgen geborgen

Zwei Personen sind bei dem Unglück ums Leben gekommen – eine Frau und ein Mann. Die Leiche der Frau war am Mittwoch geborgen worden, den Mann holten die Einsatzkräfte in der Nacht zum Samstag aus den Trümmern. Bei dem Mann handele es sich laut Polizei um den Besitzer des Hotels.

Hotel in Kröv eingestürzt: Bergung war schwierig

Die Bergung gestaltete sich sehr schwierig, da das Hotel einsturzgefährdet ist. „Die gesamte Gebäudestruktur gleicht einem Kartenhaus“, so Teusch. Wenn man an der falschen Karte ziehe, stürze das Gebäude ein. Deshalb hätten die Einsatzkräfte sehr vorsichtig vorgehen müssen.

Auch der neue rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer und RLP-Innenminister Michael Ebling (beide SPD) machten sich vor Ort ein Bild der Lage. Was Ebling besonders bewegt hat, sagte er im SWR-Interview:

Hotel in Kröv eingestürzt: Das ist passiert

Am späten Dienstagabend stürzten Teile des Hotels ein. Die Einsatzkräfte wurden gegen 23 Uhr zu Hilfe gerufen. Am Unglücksort sieht man, dass Teile des mehrstöckigen Fachwerkgebäudes eingestürzt sind. Mehrere Personen wurden dabei verschüttet.

Rund 250 Helfer unter anderem von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) waren vor Ort – darunter Spezialkräfte und eine Rettungshundestaffel. Auch mit Drohnen wurde der Unglücksort untersucht. Angrenzende Häuser waren direkt nach dem Unglück aus Sicherheitsgründen evakuiert worden, falls das Hotel weiter eingestürzt wäre.

So sieht es am Unglücksort im Kröv aus:

Hotelgast: Boden unter den Füßen ist weggesackt

Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich laut Polizei 14 Menschen in dem Gebäude. Fünf Personen konnten sich selbst retten oder von den Einsatzkräften kurz nach dem Einsturz in Sicherheit gebracht werden. Ein Hotelgast erzählte, er sei auf der Toilette gewesen, als der Boden unter ihm absackte. Die Menschen aus dem Hotel werden zusammen mit Anwohnern von Seelsorgern betreut.

Richard Schneider aus Kröv erzählt im Interview, wie er den Einsturz des Hotels erlebt hat:

Ermittlungen nach Hotel-Einsturz eingeleitet

Wie es zu dem teilweisen Einsturz des Hotels kommen konnte, ist bislang unklar. Die Staatsanwaltschaft Trier hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Am Donnerstag machte sich ein Gutachter ein Bild der Lage, untersuchte das Gelände um das Gebäude und betrat Teile des Hotels. Seine erste Bewertung hat ergeben, dass das Gebäude noch immer stark einsturzgefährdet ist. Am Freitag hat eine Spezialfirma mit Abrissarbeiten begonnen.

Bei dem Hotel handelt es sich um ein sehr altes Haus. Die Grundsubstanz des Gebäudes stammt aus dem 17. Jahrhundert. In den 1980er Jahren wurden zwei Geschosse darüber gebaut. Deswegen wurde damals eine Betondecke eingezogen, um die weiteren Stockwerke zu tragen. Oberstaatsanwalt Peter Fritzen sagte bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, dass es Anfang der Woche noch Bauarbeiten in dem Hotel gegeben habe. Ob diese allerdings mit dem Einsturz in Zusammenhang stehen, müsse erst geklärt werden. 

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