Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist Politiker Wolfgang Schäuble gestorben. Am Freitag fand die Trauerfeier in seiner badischen Heimat Offenburg statt.
Der CDU-Politiker war am Abend des 26. Dezember im Kreise seiner Familie zu Hause in Offenburg friedlich eingeschlafen. Am Freitag haben Familie, Freunde und Wegbegleiter bei einer Trauerfeier Abschied nehmen können.
Trauergottesdienst für Wolfgang Schäuble in Offenburg
Den Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche leitete die evangelische Landesbischöfin von Baden, Heike Springhart. Unter den Trauergästen waren unter anderem CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), beide hielten einen Nachruf.
Kretschmann würdigte Wolfgang Schäuble als Gestalter Europas, leidenschaftlichen Demokraten und großen Sohn des Landes.
Offenburg: Großes militärisches Ehrengeleit für Schäuble
Soldaten des Wachbataillons beim Verteidigungsministerium nahmen vor der Stadtkirche in Ehrenformation Aufstellung. Das Heeresmusikkorps Koblenz spielte Schäuble zu Ehren mehrere Musikstücke, darunter die deutsche Nationalhymne und den Trauermarsch aus dem Oratorium „Saul“ von Georg Friedrich Händel. Hunderte Menschen verfolgten das Geschehen. Nach dem Gottesdienst wurde der Sarg in einem Trauerzug durch die Offenburger Innenstadt bis zu Schäubles letzter Ruhestätte auf dem historischen Waldbachfriedhof gebracht.
Anspruch auf ein Großes militärisches Ehrengeleit haben nur wenige Personen: etwa verstorbene hochrangige Bundeswehrsoldaten und Personen, deren Verdienste eine militärische Würdigung rechtfertigen, und Politiker mit besonderem Bezug zur Bundeswehr.
Das komplette „SWR Extra“-Sendung zur Trauerfeier für Wolfgang Schäuble kannst du dir hier ansehen:
Seit den 80er Jahren war Schäuble einer der Topleute der CDU
Wolfgang Schäuble wurde 81 Jahre alt. Der Politiker war seit den 1980er Jahren Bundesminister in verschiedenen Ressorts, Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, CDU-Parteichef und von 2017 bis 2021 Bundestagspräsident.
Zum Gedenken an Wolfgang Schäuble hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch einen Staatsakt angeordnet. Er soll am 22. Januar in Berlin stattfinden. Der Bundestag wird ihn demnach ausrichten.
Wolfgang Schäuble tot: Was war die Todesursache?
Dem 81-Jährigen ging es nach SWR-Informationen in den Wochen vor Weihnachten nicht gut. Wolfgang Schäuble sei an einer langen, schweren Krankheit gestorben. Er sei zudem schwer erkältet gewesen und habe in seiner Heimat und in Berlin auf die Teilnahme an Terminen verzichtet, die ihm immer wichtig waren.
Wolfgang Schäuble: Gefürchtet für seinen trockenen Humor
Viele von uns hat Wolfgang Schäuble ein Leben lang begleitet. Er war einfach immer da – und auch berüchtigt für seinen trockenen Humor. Insbesondere seine englischen Sprüche sind vielen im Kopf geblieben, weiß SWR3-Reporterin Corinne Schwager.
Legendär auch Wolfgang Schäubles Antwort auf die Frage, warum er immer so finster schaue:
Wolfgang Schäuble gestorben: Politiker trauern
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf der Plattform X, mit Schäuble verliere Deutschland „einen scharfen Denker, leidenschaftlichen Politiker und streitbaren Demokraten“. Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte ihren Parteikollegen „eine überragende Persönlichkeit“. Als junge Ministerin sei Schäuble ihr ein politischer Lehrmeister gewesen, als Minister ein Anker ihrer ersten drei Kabinette. Gespräche mit ihm seien für sie immer eine intellektuelle Bereicherung gewesen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Wolfgang Schäuble als „Glücksfall für die deutsche Geschichte“ gewürdigt. Mit ihm habe man einen großartigen Politiker verloren, der Historisches für Deutschland erreicht habe, so Steinmeier. Ähnlich äußerte sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Der CDU-Politiker habe „durch seine Taten und sein Vorbild wie kaum ein anderer die bundesdeutsche Demokratie geprägt“.
Vor allem in der Union war Schäuble ein von allen geachteter Politiker und Mensch. CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf X, die Nachricht von Schäubles Tod erfülle ihn mit großer Trauer. „Ich verliere mit Wolfgang Schäuble meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte.“
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai schrieb, Deutschland verliere eine wahre politische Persönlichkeit. „Er hat Großes geleistet für Deutschland und Europa.“
Baden-Württembergs CDU-Vize Daniel Caspary schrieb: „Mit Schäuble verlieren Europa, Deutschland und die CDU einen großen Staatsmann, dessen Hingabe an Europa und seine beeindruckende politische Karriere uns allen ein bleibendes Vermächtnis hinterlässt.“
Offenburg trauert um Ehrenbürger Schäuble
Wolfgang Schäuble war Ehrenbürger von Offenburg. Dort reagierten die Stadt und Region mit Trauerbeflaggung und großer Betroffenheit auf den Tod des Politikers. Schäuble repräsentiere wie kein anderer die Werte und Ansprüche Offenburgs als Freiheitsstadt, sagte Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) zu dessen Tod. Trotz seiner Position als Staatsmann von Weltrang sei Schäuble tief in seiner Heimat verwurzelt und immer ansprechbar gewesen.
Wolfgang Schäuble tot: Das war sein Leben
Wolfgang Schäuble wurde am 18. September 1942 in Freiburg geboren. Er hat Rechts- und Wirtschaftswissenschaften studiert und war promovierter Jurist. 1965 trat er in die CDU ein. 1984 hatte er als Bundesminister für besondere Aufgaben zum ersten Mal ein Regierungsamt übernommen. Als Bundesinnenminister verhandelte er 1990 maßgeblich die Staatsverträge zur deutschen Vereinigung.
In den 1990er Jahren war Schäuble als Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag eine wichtige Stütze für den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Nach der Wahlniederlage der Unionsparteien 1998 kam es aber zum Bruch der Politiker.
Wolfgang Schäuble: Rückzug aus CDU-Spitze nach Spendenaffäre
Die CDU-Spendenaffäre trieb Schäuble nach nicht einmal 18 Monaten im Februar 2000 dazu, den Parteivorsitz aufzugeben. Er zog sich damals auch aus der Spitze der Fraktion zurück. Davor hatte Schäuble zugegeben, dass er 1994 eine Barspende in Höhe von 100.000 Mark vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber entgegengenommen hat.
Ein Jahrzehnt später spielte Schäuble auf der politischen Bühne wieder in vorderster Reihe mit. Angela Merkel berief Schäuble zum Bundesinnenminister. Vier Jahre später – 2009 – wechselte er ins Finanzressort. In der zurückliegenden Wahlperiode von 2017 bis 2021 war Schäuble Bundestagspräsident.
Früherer Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot
Wolfgang Schäuble: dienstältester Bundestagsabgeordneter
Neben allen politischen Ämtern, die Schäuble bekleidete, war er auch der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte seit 1871. Im November 1972 wurde der gebürtige Freiburger im Wahlkreis Offenburg zum ersten Mal in den Bundestag gewählt. Fast 50 Jahre lang hatte er ohne Unterbrechung das dortige Direktmandat inne.
Attentat auf Wolfgang Schäuble: Politiker seit 30 Jahren gelähmt
Seit mehr als 30 Jahren war der evangelische Christ Schäuble vom dritten Brustwirbel abwärts gelähmt. Schäuble war auf den Rollstuhl angewiesen, nachdem am 12. Oktober 1990 ein psychisch kranker Attentäter bei einer Wahlkampfveranstaltung in Oppenau bei Offenburg auf ihn geschossen hatte.
Schäuble war seit 1969 mit seiner Frau Ingeborg verheiratet und hatte vier Kinder. Seine Tochter Christine ist mit Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) verheiratet. In einem gemeinsamen Interview von Schäuble und Strobl sagte der Politiker, man sei familiär zwar eng verbunden, trenne das aber klar von der Politik.
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Hinweis: Zwischenzeitlich stand im Artikel, Schäuble sei in Gengenbach gestorben. Richtig ist, dass er in Offenburg gestorben ist.
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