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Autor/in
Felix Lorenz
SWR3-Redakteur Felix Lorenz vor einer Holzwand.

Von 24 Produkten im Test kann die Stiftung Warentest nur 5 empfehlen – und das auch nur mit Einschränkung! Daran schuld: fehlende Datengrundlage und Nebenwirkungen.

Wie immer unsere Service-Leistung für alle, die wenig Zeit haben: das Fazit.

Mittel gegen Halsschmerzen bei Stiftung Warentest: Diese Mittel wurden getestet

Die Erkältungssaison ist in vollem Gange. (Jeder gute Artikel über das Großthema „Erkältung“ braucht diesen Satz übrigens.) Ein guter Zeitpunkt, um auf die rezeptfreien Hilfsmittel von Drogerie, Apotheke und Co. zu schauen – dachte sich auch die Stiftung Warentest und lud 24 Mittel gegen Halsschmerzen zu sich ins Testlabor ein.

Mit dabei auch große Namen wie Dobendan, Isla und Neo-angin. Alle getesteten Produkte versprechen Symptomlinderung bei Halsbeschwerden wie Schmerzen oder Heiserkeit. Stiftung Warentest unterscheidet zwischen zwei Produktarten.

Arzneimittel oder Medizinprodukt – was empfiehlt Stiftung Warentest?

Arzneimittel nehmen mit ihren Wirkstoffen direkten Einfluss auf unseren Körper, zum Beispiel auf unser Immunsystem. Dadurch können sie aber auch starke Nebenwirkungen haben.

Medizinprodukte wirken in der Regel physikalisch, zum Beispiel indem sie einen Schutzfilm auf die Schleimhäute in unserem Hals legen. Die Medizinprodukte im Test (9 von 24 getesteten Produkten) schätzt die Stiftung Warentest als gut verträglich ein.

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Ergebnisse und Empfehlungen – kein Arzneimittel besteht den Test?

Nun zum eher ernüchternden Ergebnis: Von den 15 getesteten Arzneimitteln kann die Stiftung Warentest kein einziges empfehlen. Neben der nicht ausreichend nachgewiesenen therapeutischen Wirksamkeit kommt bei vielen Produkten das Risiko von Nebenwirkungen und allergischen Reaktionen hinzu.

So zum Beispiel bei „Dolo-Dobendan 1,4 mg/10 mg Lutschtabletten“, „Dorithricin Halstabletten Classic“ und „Dobendan Direkt Flurbiprofen 8,75 mg Lutschtabletten“. Bei den ersten beiden kann der Wirkstoff „Benzocain“ allergische Reaktionen hervorrufen. Beim letzteren ist es der Wirkstoff „Flurbiprofen“.

Zudem ist bei den Produkten mit Schmerzmitteln (Benzydamin und Flurbiprofen) nicht ausreichend nachgewiesen, dass sie tatsächlich bei Halsbeschwerden besser helfen, als ein Scheinmedikament.

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Desinfizierende Präparate wie z. B. „Laryngomedin N Spray“ und „Neo-angin Halstabletten zuckerfrei“ dringen laut den Testern nicht tief genug in die Schleimhäute vor, um die Bakterien zu beseitigen, die beseitigt werden sollen. Stattdessen trifft es auch die Bakterien, die wir aktiv in und auf unserer Schleimhaut wollen. Dadurch kann die Mundflora negativ beeinträchtigt werden.

Auch Mittel mit lokalen Antibiotika werden nicht empfohlen, da die Wirksamkeit des Antibiotikums in den tieferen Schleimhautschichten nicht nachgewiesen werden kann. Zudem sind Halsbeschwerden aufgrund von bakteriellen Infektionen sehr selten, eine Anwendung von Antibiotika also ohnehin in den allermeisten Fällen sinnlos.

Eine Empfehlung mit Einschränkung spricht die Stiftung Warentest tatsächlich nur für fünf Medizinprodukte aus. Drei von „Isla“, und jeweils eins von „Ipalat“ und „Gelorovoice“.

Gegen Halsschmerzen: „Isla“, „Ipalat“, „Gelorevoice“ – sind sie den Preis wert?

Hoffnung gibt es bei den neun getesteten Medizinprodukten. Dort bekommen wenigstens fünf der neun getesteten Produkte das Testergebnis: „Mit Einschränkung geeignet, um Halsbeschwerden unterschiedlicher Ursache zu lindern.

Zu diesen halbwegs empfohlenen Mitteln gehören Isla (z. B. Isla Moos Pastillen), Ipalat und Gelorevoice. Sie kämpfen zwar ebenso mit einer unzureichenden Datengrundlage und sollten ihre therapeutische Wirksamkeit noch besser belegen. (Die bisherigen Studien weisen methodische Fehler auf.) Dafür haben sie aber weniger Nebenwirkungen und Allergie-Risiken als beispielsweise die getesteten Arzneimittel.

Allerdings stellt sich nicht nur Stiftung Warentest sondern auch uns die Frage: Sind diese Produkte wirklich ihren Preis wert oder tut es vielleicht auch ein Halsbonbon von einem beliebigen Discount-Hersteller zum Bruchteil des Preises?

Häufig können schon wirkstofffreie Lutschbonbons die Halsschmerzen lindern, die deutlich preiswerter sind.

Ooooder ihr macht euch einfach selber ein paar Bonbons daheim. 👇

Stiftung Warentest: Kein Unterschied bei Kinder-„Junior Produkten“ für Halsschmerzen

Im Test auffällig: Viele Produkte gibt es in einer „Junior“ Ausführung. Tatsächlich konnte aber kein Unterschied zu den Produkten für Erwachsene festgestellt werden.

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Mittel gegen Halsbeschwerden im Test bei Stiftung Warentest – Fazit und Extratipp

Für manche vielleicht wenig überraschend, für andere vielleicht doch: Die allermeisten Produkte gegen Halsbeschwerden sind ihr Geld nicht wert. Normale, günstigere Halsbonbons (oder Kaugummis) ohne Wirkstoffe tun den Job auch (Speichelfluss anregen und den Rachenraum feucht halten), bei Schmerzen wie sonst auch zu Ibuprofen oder Paracetamol greifen, wenn es nicht besser wird, zum Arzt gehen.

In den allermeisten Fällen werden Halsbeschwerden durch Erkältungsviren verursacht. Diese verheilen in der Regel innerhalb einer Woche von selbst. Also: überlegt euch, welche Produkte euch wie viel Geld wert sind, trinkt genug, wascht euch die Hände und falls ihr doch krank auf der Couch liegt, Radio anmachen und SWR3 genießen. ❤️

Einen Extratipp hat uns Anke Kapels von der Stiftung Warentest im SWR3 Interview noch mit auf den Weg gegeben: Beim nächsten Bonbon-Einkauf gerne mal zu den sauren Varianten greifen. Die sorgen nämlich nicht nur für das schrecklich-schöne Gefühl im Mund, sondern regen auch den Speichelfluss deutlich stärker an.

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