Nur ein tragischer Haushaltsunfall beim Aufhängen der Lampe oder doch ein Mord? Im neuen Rostocker Polizeiruf liefen ganz schön viele Storys gleichzeitig. In „Diebe“ sind zwar richtig gute Schauspieler zu sehen. Spannend war der neue Polizeiruf dagegen nur teilweise.
Im Rostocker Team ist ordentlich was los. Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Melly Böwe (Lina Beckmann) hatten erst vor zwei Monaten ihren letzten Fall („Nur Gespenster“) – jetzt kommt „Diebe“. Für das neue Team König und Böwe ist es der vierte Polizeiruf – seit dem Ausstieg von Bukow. Dabei wachsen die beiden Ermittlerinnen einerseits als Team zusammen. Gleichzeitig zeigt sich in dieser Folge, wie komplett unterschiedlich sie ticken.
Der vierte Rostocker Polizeiruf ohne Bukow
Die ersten sieben Minuten verwirren. Eine Mutter, die mit ihrer Tochter zuerst liebevoll spielt und dann mitten in der Nacht aufsteht. Während Mascha Kovicz in einem Club mit einem Mann tanzt, klaut das 5-jährige Mädchen Holli die Brieftasche des Mannes.
Von dem Geld kauft sich Mascha Heroin, das sie sich in einer Toilettenkabine spritzt, während Holli vor der Tür geduldig wartet. Schließlich verschwinden die beiden, brechen in ein Haus ein. Packen Lebensmittel ein und entdecken eine Leiche.
Polizeiruf aus Rostock: Haushaltsunfall oder Mord?
Vera Bödecke liegt tot in ihrem Wohnzimmer. Neben einer Leiter unterhalb einer Lampe. Was auf den ersten Blick nach einem typischen Haushaltsunfall aussieht, ist nach Auswertung der Spuren und der Obduktion der Leiche ein Mord. Neben dem deutlich jüngeren, ärmeren Ehemann Konrad Bödecke gerät schnell die Junkie-Mama Mascha in Verdacht. Aber ist sie wirklich fähig, einen Mord zu begehen? Sie weiß auf jeden Fall etwas – da sind sich die beiden Ermittlerinnen einig.
SWR3 Polizeiruf-Kritik: Kommissarin Böwe ist emotional zu nah dran
Melly Böwe, die selbst sehr jung Mutter geworden ist, hat Mitleid mit der drogenabhängigen Mascha, will ihr helfen, einen Entzug zu machen, vertraut ihr. Ermittler Kollegin König dagegen hat nicht den Hauch von Mitleid. Sie ist sich sicher:
und fordert von Böwe:
In diesem Polizeiruf Rostock sind mir zu viele Erzählungen gleichzeitig. Da ist einerseits der Mord an der Frau mit dem deutlich jüngeren Taxi-fahrenden Ehemann. Dann die Junkie-Mama, die ihre 5-jährige Tochter zwar über alles liebt, sie aber für ihre Sucht als Mit-Diebin missbraucht.
Ein geschleckter Finanzberater und ein neuer Staatsanwalt, die irgendwie mit „drinstecken“. Und dann noch die privaten Probleme von Ermittlerin König, die mit ihrem Vater versucht klarzukommen, der auf einmal auftaucht und sich vorher 40 Jahre nicht hat blicken lassen.
Ganz schön viel Stoff für eine Folge. Ich finde, dadurch leidet zum Teil die Spannung, etliche Szenen wirken sehr langatmig. Allerdings spielen vor allem die Ermittlerinnen Böwe und König und die Drogen-Mama ihre Rollen derart gut, dass ich vom Ende doch überrascht war. Es wird spannend, ob das Verhalten von Böwe in der nächsten Folge Konsequenzen hat.
Drei von fünf Elchen.