Das ist ein spannendes Phänomen. Wir reden ja vom „Blicke spüren“ oder von bohrenden oder stechenden Blicken. Es kann immer sein, dass man irgendwo einen Hinweisreiz verarbeitet, dass da etwas war, dass da jemand geschaut hat. Da gibt es eine kleine Reflektion oder ein Geräusch, und es dringt vielleicht gar nicht bis zur bewussten Wahrnehmung vor. Aber trotzdem bekommt man die Information, da könnte etwas sein.
Phänomen selektive Erinnerung
Und dann dreht man sich um und sieht tatsächlich, da schaut jemand. In der Regel wird man sich relativ oft umschauen, ob da jemand schaut. Das ist aus biologischen Gründen für uns Menschen ganz wichtig. Und wenn es jetzt das eine Mal vielleicht auch zufällig passiert, dass da gerade jemand geschaut hat und die Blicke sich treffen, dann ist es ein besonders eindrücklicher Moment und den erinnert man besonders gut. Während die ganzen anderen Momente, wo niemand geschaut hat, vielleicht nicht so gut erinnert werden. Das ist die selektive Erinnerung.
Ist übersinnliche Wahrnehmung möglich?
Und jetzt ist es natürlich noch die spannende Hypothese im Raum: die außersinnliche Wahrnehmung. Wenn man das herausfinden will, muss man Experimente machen. Die wurden auch schon gemacht, in großer Zahl. Und wenn man diese ganzen Daten zusammennimmt, dann kommt da bisher auch ein sehr kleiner Effekt raus. Allerdings zeigt uns das jetzt noch nicht, ob der einzelne Blick, den ich dann gespürt habe, wenn ich mich umgedreht habe, ob das dann ein Zufall war oder ob da was anderes dahinter steckt. Die Frage bleibt momentan noch offen.
Antwort von Professor Dr. Stefan Schmidt von der Uniklinik Freiburg, Bereich psychosomatische Medizin und Psychotherapie