Autoschlüssel sind out. Vom Kleinwagen bis zum Luxusschlitten bietet fast jeder Hersteller „Keyless Go“ an. Der Autoschlüssel kann in der Tasche bleiben. Die Türen werden bei Kontakt oder Knopfdruck im Griff geöffnet und auch der Motor startet per Knopfdruck. Die Technik dabei ist einfach: Der Schlüssel sendet ein verschlüsseltes Signal; empfängt das Auto dieses Signal, lässt es sich öffnen und starten.
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Dank „Keyless Go“ war Autodiebstahl noch nie so einfach!
Jeder Laie kann dank „Keyless Go“ jetzt zum Autoknacker werden. Die Masche ist einfach: Steht der Wagen zum Beispiel vor einem Haus oder einem Café, in dem der Schlüssel liegt, fängt ein Komplize mit einem Signalverstärker das Funksignal des Schlüssels ab und leitet es an den Dieb zum Auto weiter. Durch das verstärkte Signal wird dem Auto gemeldet, dass der Schlüssel direkt beim Auto ist und das lässt sich so öffnen und starten. Das verschlüsselte Signal muss also gar nicht geknackt werden.
Die Diebe können dann so lange fahren, bis der Tank leer ist, denn ohne Schlüssel lässt sich der Wagen nicht wieder neu starten. Meist werden die auf diese Weise gestohlenen Autos deshalb ausgeschlachtet, denn ein neues Schließsystem einzubauen, ist sehr aufwendig.
Simple Technik für jeden Dieb
Als das „Keyless Go“-System entwickelt wurde, war die Gefahr von Signalverstärkern sehr gering. Solche Geräte kosteten mehre 10.000 Euro und wurden höchstens von Geheimdiensten genutzt. Mittlerweile können Signalverstärker von Leuten mit Kenntnissen in Elektrotechnik für wenige hundert Euro gebaut werden. Wer lange genug sucht, findet auch Sets, quasi fertig für den Diebstahl, ab rund 700 Euro. Die Diebe müssen keine Hacker oder Experten mehr sein: Die angebotenen Signalverstärker kann jeder bedienen. Mit den günstigen Kosten hat die Zahl der Diebstähle in den letzten Jahren entsprechend stark zugenommen.
„Keyless Go“: Probleme mit der Versicherung
Wie viele Autos aber wirklich auf diese Art gestohlen werden, ist unklar. Ist das Auto weg und bleiben keine Einbruchspuren wie Glassplitter zurück, ist die Methode letztlich unklar.
Ein Diebstahl ohne konkrete Spuren kann auch Probleme mit der Versicherung bedeuten, denn der Vorgang muss der Versicherung plausibel erklärt werden. Ohne Spuren kann der Verdacht entstehen, dass der Wagen eventuell fahrlässig nicht verschlossen war oder gar, dass gemeinsame Sache mit den Dieben gemacht wurde, um die Versicherung zu betrügen.
„Keyless Go“ nachrüsten: Autobauer kümmern sich nicht darum
Die „Keyless Go“-Sicherheitslücke existiert von Anfang an. Bereits 2011 hatten Forscher der ETH Zürich genau dieses Aufbruchsszenario getestet. Damals hofften die Forscher noch, dass die Autoindustrie auf diese Sicherheitslücke reagieren würde. Passiert ist nichts.
Der Druck scheint hier also nicht hoch zu sein, obwohl diese Sicherheitslücke offenbar leicht zu schließen ist, denn mittlerweile gibt es Systeme von Drittanbietern, die „Keyless Go“ mit einem Zusatzchip sicherer machen.
„Keyless Go“ nachrüsten: Kosten
Dieser Chip deaktiviert das „Keyless Go“-System, sobald er fünf Meter vom Auto entfernt ist und lässt sich nicht mit einem Signalverstärker austricksen. Diese Aufrüstung kostet rund 250 Euro plus Einbaukosten. Am sichersten ist es aber, einfach auf diese Ausstattung zu verzichten oder, wenn „Keyless Go“ serienmäßig eingebaut ist, die Funktion vom Autohaus ausschalten zu lassen.
Der Artikel ist zuerst im SWR3 Magazin erschienen.