Es war Weihnachten.
Kalte und kaputte Weihnachten.
Rail King und Vogelscheuche hatten sich in ’nen Frachtzug nach Florida geschmuggelt, saßen da und starrten durch den Dampf, der aus den Pappbechern stieg, an denen sie sich die Finger wärmten.
Sie teilten sich ihre letzte Flasche schwarzgebrannten Fusel,
teilten sich den Traum, der in dieser Flasche lag:
Kaltes Bier, dann ein Whiskey. Mein Kumpel und ich kriegen Steaks, mit Zwiebeln und Kartoffeln, so wie die anderen hier auch. Und Zahnstocher.
Und ’ne Schachtel Luckies.
Und Kaffee.
Während sich Rail King völlig besoffen am Boden wälzte und dann davon flog, so als wär er Santa Claus persönlich in seinem Rentierschlitten, der über die Stadt fliegt und an den Häusern am Fluss vorbei, wo die reichen Leute wohnen, an den Fenstern, hinter denen die Familie Weihnachten feiert, Kinder mit glühenden Wangen am Tisch, Musik in der Winterluft, und Truthahn mit Soße, und Kuchen, und Eiscreme, und Geschenke für alle und jeden und warmes weihnachtliches Licht.
Das haben die zwei Penner geträumt. Aber das einzige, was irgendwie nach warmem Licht aussah, waren ihre rotgesoffenen Augen, die sich im Bierglas wiederspiegelten.
Mein Kumpel und ich mögen den Service hier. Und da sind 10 Dollar für den Schaden, den wir angerichtet haben. Und sie haben wunderschönes Haar. Und jetzt noch zwei Doppelte, weil draußen isses kalt.
Rail King und Vogelscheuche torkelten nicht raus, sie tanzten raus. Und da hatten sie nur noch ’nen Gummiknüppel als Tanzpartner, und der tanzte den letzten Tanz mit den beiden. Die ganzen anderen Scheinheiligen, die mit ihnen in der Kneipe waren, haben sich blitzartig verdrückt. Heim. Untern Weihnachtsbaum.
Und der Pennertraum endete auf den Knien, so wie Rail King, der hinschlug wie ein Kartoffelsack, wie ein Stier beim Schlachter. Und Vogelscheuche lag über ihm und heulte sich die rotgesoffenen Augen aus.
Zwei Schiffbrüchige in einer Ecke, im gleißenden Licht einer Polizeileuchte.
Frohe Weihnachten. Und eine besinnliche Zeit.
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