Kommissarin Lenski zickt nicht rum, hat keine Lara-Croft-Attitude, ist nett zu den Kollegen und schleppt kein Trauma mit sich rum. Ein Problem hat sie trotzdem. Tochter Almas morgendliche Kitaphobie mit viel Geschrei und Gebrüll und einem mütterlichen „Ach Alma, jetzt reicht’s!“. Das ist herrlich normal und sympathisch.
Ein seltsamer Verkehrsunfall
Der Genrewechsel vom Kitadrama zu Mord und Diebstahl glückt dann nahtlos. Eine Polizistin kommt ums Leben, als sie einen Autodieb verfolgt. Der bremst plötzlich bis zum Stillstand ab, die Polizistin hat keine Chance mehr zu reagieren, knallt auf den gestohlenen SUV und stirbt. Der Autodieb entkommt. Jetzt rennen zwei Männer durch die Nacht, stolpern, rennen weiter. Einer ist ein Verbrecher, der andere Polizist.
Aber warum rennt der Polizist dem Auto seiner Kollegin hinterher und sitzt nicht mit drin? Warum ist die Bürgerwehr vor Ort? Woher kommt die kreisrunde Wunde der Toten? Viele Stränge laufen parallel, das ist mitunter etwas verwirrend, auch wegen der polnischen Namen und der teilweise auch polnischen Dialoge. Führt uns aber doch ganz gezielt – in die falsche Richtung.
Es geht nicht nur um Mord, es geht auch immer wieder um das enge Band zwischen Eltern und Kindern. Um das Vertrauen zwischen Vater und Sohn, um das Beschützen der Familie. Und wenn Olga Lenski und ihre Tochter gemeinsam auf dem Sofa sitzen und singen, möchte man am liebsten seine Decke schnappen und auf die Couch im Fernseher umziehen. Dann wird aus dem Mord- und Diebstahlkrimi am Ende doch wieder ein Drama. Diesmal eines ohne Geschrei, diesmal ganz drastisch, ganz still.
Bonus für Lenski
Mir hat „Der Preis der Freiheit“ gut gefallen, eine unaufgeregte Kommissarin, die mit ihrem polnischen Kollegen Raczek klar kommt, und eine Geschichte, die nicht nur wegen des gesprochenen Dialekts für eine Region steht. Für „Preis der Freiheit“ gibt’s von mir mit ein bisschen Lenski-Bonus vier von fünf Elchen.