An seinem 70. Geburtstag war Christoph Daum noch von einer vollständigen Genesung überzeugt. „Ein Arzt in den USA hat zu mir gesagt: Unser Ziel ist es, Sie krebsfrei zu machen - wenn du so einen Ausspruch hörst, bleibt nur krebsfrei hängen“, sagte der frühere Meistertrainer im Oktober.
Zehn Monate später hat eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Bundesliga-Geschichte ihren letzten Kampf verloren. Daum verstarb an den Folgen seiner schweren Lungenkrebserkrankung, wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Sonntagmorgen mitteilte. Seit dem Herbst 2022 hatte er gekämpft und anderen betroffenen Menschen Mut gemacht.
Christoph Daum war im vergangenen Jahr auch bei Talk mit Thees zu Gast. Dort sprach er mit Kristian Thees über besondere Momente in seinem Leben und über seine Krebserkrankung. Hier könnt ihr die Episode anhören:
Christoph Daum: „Lautsprecher der Liga“
Daum haftet in seiner Zeit in der Bundesliga schnell der Ruf als „Lautsprecher der Liga“ an. In der Endphase der Saison 1988/89 klebt er 40.000 D-Mark an die Kölner Kabinentür – es ist die mögliche Meisterprämie. Im Verlauf der Saison attackiert er Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes („Er ist völlig kaputt“, „Heynckes könnte Werbung für Schlaftabletten machen“).
Jubel, Tränen, Ausraster Warum ist Fußball so emotional?
Freude, Tränen, Ausraster – beim Fußball lassen viele Fans Emotionen raus, die sie so im Alltag eher nicht ausleben würden. Warum ist das so?
Am 20. Mai 1989, fünf Tage vor dem Spitzenspiel zwischen Köln und München (1:3), kommt es im Beisein von Heynckes zum legendären Verbal-Duell zwischen Daum und Hoeneß im ZDF-Sportstudio. Hoeneß wirft Daum vor, Heynckes beleidigt zu haben, Daum kontert, Hoeneß leide an Selbstüberschätzung.
Kokain-Skandal: „Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“
Doch neben der Dauerrivalität mit Uli Hoeneß liefert Daum auch persönlich Gesprächsstoff: Nach dem Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft bei der EM 2000 soll Daum Bundestrainer werden. Nach einem Interview von Uli Hoeneß („Der DFB kann doch keine Aktion 'Keine Macht den Drogen' starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun“) und weiteren kryptischen Aussagen vom „verschnupften Daum“ wird Daum im Oktober durch eine von ihm selbst in Auftrag gegebene Haarprobe („Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“) der Konsum von Kokain nachgewiesen. Am 20. Oktober 2000 wird er von Bayer entlassen, der DFB-Vertrag wird aufgelöst.
Langfristigen Schaden an seiner Karriere löst der Kokain-Skandal aber nicht aus. In den 2000er und 2010er-Jahren zieht er von Verein zu Verein. Unter anderem trainiert er Austria Wien, Besiktas, Fenerbahce, Eintracht Frankfurt, den FC Brügge, Bursaspor und zuletzt das Nationalteam von Rumänien.
Uli Hoeneß trauert um Christoph Daum
Die Fußballwelt reagierte mit großer Trauer auf die Nachricht. Diverse Fußballpersönlichkeiten meldeten sich zu Wort und brachten ihre Trauer zum Ausdruck. Auch Uli Hoeneß, der frühere persönliche Widersacher von Daum, äußerte sich.