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Kira Urschinger
Kira Urschinger
Kristof Kien
Kristof Kien

Da ist dieser eine Mensch, mit dem es nie zu einer Beziehung gereicht hat – den du aber auch nie ganz vergessen hast. Ein Beziehungscoach gibt Tipps für den Umgang damit.

Backup-Partner oder -Partnerin – was ist das?

Ein Backup-Partner oder eine Backup-Partnerin ist jemand, der oder die eigentlich echt Potential gehabt hätte: super Mensch, da hat vieles gepasst, beidseitig. Aber irgendwie ist nie was draus geworden. Vielleicht wegen eines Wohnortwechsels oder weil es einfach schlechtes Timing war. Weil man gerade noch in einer Trennungsphase hing, die erst verarbeitet werden wollte oder weil man es sich selbst verboten hat – zum Beispiel die Beziehung mit der besten Freundin oder einem Arbeitskollegen. Und nun ist das alles eigentlich lange her, aber so richtig vergessen kann man diesen einen Menschen doch nicht. In unregelmäßigen Abständen denkt man an die Zeit zurück und wünscht sich vielleicht insgeheim, dass es damals anders gelaufen wäre.

Jugendliebe oder Urlaubsflirt – loslassen ist schwer

Auch wenn nicht gern drüber gesprochen wird – vor allem, wenn man eigentlich in einer Beziehung lebt, der oder die andere vielleicht ebenfalls längst verheiratet ist: Viele Menschen haben so einen Backup-Partner, unabhängig vom Geschlecht oder dem aktuellen Beziehungsstatus. Egal ob Jugendliebe oder Urlaubsflirt – so richtig losgelassen hat man nie, auch wenn das Leben weiterging.

Warum halten wir an dieser weit zurückliegenden Begeisterung fest?

Beziehungscoach Emanuel Albert hat in der SWR3-Morningshow erläutert, weshalb so viele Menschen an jemandem festhalten, der oder die eigentlich weit in der Vergangenheit liegt:

Wir sind häufig in unserer Jugend oder Kindheit jemandem begegnet und wir haben uns hart in diese Person verknallt. Und dann hat es nicht geklappt. Aber wir träumen. Wir sind ja Wesen, die sehr stark in ihren Emotionen sind. Und dort hat sich der wie eingenistet. Und auch diese Hoffnung vom Hollywood-Traum, dass man sich dann nach Jahren irgendwo auf dem Timesquare trifft und dann zusammen glücklich wird. Unsere Psyche liebt so etwas wie Geschichten, die weitergesponnen werden. Und während das Leben weitergeht, halten wir daran fest und wächst diese Pflanze in uns weiter.

Der Traum kann sich auch dann halten, wenn man selbst längst in einer anderen Partnerschaft lebt. Der Beziehungscoach hält das für schwierig. Vor allem dann, wenn es in der Beziehung anfängt zu kriseln, ist der Backup-Partner im Zweifel eine Schwachstelle, die Folgen haben kann:

Für eine gesunde Beziehung ist es leider ein Störgeräusch. Es ist wie ein Unkraut, das neben der gesunden Pflanze wächst und Nährstoffe klaut, Wasser und Licht klaut. Das heißt, für viele Beziehungen ist das eine Bedrohung. Und wenn eine Beziehung in eine schwere Phase kommt, trennen sich solche Leute teilweise leichter, weil sie ja eben diesen Backup-Partner haben.

Wie geht man am besten mit der alten Liebe um?

Tatsache ist: Der Mensch, mit dem es nie so richtig geklappt hat, wirkt im Nachhinein vielleicht auch perfekter als er oder sie wirklich gewesen wäre. Denn einen echten Realitätscheck hat die Verbindung ja nie erhalten. Und wer schon mal eine längere Beziehung geführt hat, weiß, dass es mehr braucht um zusammen zu sein als ein bisschen Verliebtheit. Albert rät daher, zunächst sich selbst zu reflektieren, welchen Platz der Backup-Partner oder die -Partnerin einnimmt – um dann auch rigorose Entscheidungen zu treffen, wenn es sein muss:

Für alle, die merken, dass es eigentlich ein Unkraut ist, das die ganze Zeit neuen Beziehungen den Platz, die Sonne, das Licht, den Dünger raubt – dann heißt es: rausreißen. Das ist möglich. Es ist anstrengend und es braucht mental eine ganz klare Entscheidung: 'Ich will das und ich arbeite daran'.

Hat eine Backup-Liebe gar keine Zukunft?

Zurück zu den Hollywood-Träumen, denn das ist ja die Hoffnung, die den Backup-Partner immer noch im Kopf bleiben lässt: Wenn man sich nun doch wieder begegnet, hat die unerfüllte Liebe wirklich nur im Film eine Chance? Albert fällt aus seiner Erfahrung in der Beratung ein klares Urteil:

Das Schlimme ist, dass es fast nie funktioniert. Eigentlich ist der Schlusssatz für mich: Wenn es noch nicht passiert ist, dann soll es auch nicht sein. Hätte es sein sollen, wäre man zusammengekommen.

Klingt hart, aber vielleicht hilft es auch, sich diesen Gedanken noch einmal richtig klarzumachen, um die Backup-Liebe endlich komplett loszulassen – vor allem dann, wenn sie einen belastet und verhindert, dass man mit jemand anderem glücklich werden kann.

Tipps: So kannst du leichter loslassen!

An Menschen oder Ideen und Hoffnungen festhalten zu wollen, ist menschlich. Wie also gelingt es, loszulassen? Das ist zunächst natürlich eine individuelle Sache und hat laut Experten auch viel mit den eigenen Erfahrungen mit Bindung zutun. Oft kann es helfen, sich ganz konkret zu verdeutlichen, warum einem der andere nicht gut tut. Besser also den Fokus darauf richten, warum es nicht gut gewesen wäre, zusammen zu sein und darauf, was alles nicht gepasst hätte, als die Erinnerung stetig zu romantisieren.

Ein Forscherteam der Universität Hamburg hat außerdem mit Experimenten gezeigt, dass es Menschen leichter fällt, Dinge abzuschließen, wenn sie das Gefühl haben, dass nichts mehr offen ist. Es kann also helfen, einen richtigen Abschluss zu finden und ein Ende zu setzen. Das gilt laut den Wissenschaftlern unabhängig davon, ob man beispielsweise das Ende einer Beziehung selbst gewählt hat oder ob es durch äußere Umstände erzwungen wurde, wie zum Beispiel einen Umzug. Wichtig ist: Wer das Gefühl hat, alles getan oder gesagt zu haben, was er oder sie konnte, um einen guten Abschluss zu machen, kann leichter Abschied nehmen und nach vorne blicken.

Können Männer und Frauen einfach nur Freunde sein?

Oft ist dieser Mensch, mit dem es nie so richtig geklappt hat, auch jemand, mit dem man befreundet war oder ist. „Wenn ich mit 35 noch nicht verheiratet bin, dann heiraten wir“ – dieses Versprechen ist vermutlich auch schon oft zwischen besten Freunden gesagt worden. Aber gibt es das überhaupt, eine echte Freundschaft zwischen Mann und Frau oder endet das immer irgendwie in mehr oder weniger glücklichen Hormonausschüttungen? Dieser Frage ist Psychologin Pia Kabitzsch für den Youtube-Kanal psychologeek schon einmal nachgegangen:

„Männer und Frauen können keine Freunde sein“ | psychologeek

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