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Kira Urschinger
Kira Urschinger
Jochen Steiner
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.

Rund um Brustkrebs kursiert viel gefährliches Halbwissen: Stimmt es, dass das Krebsrisiko steigt, wenn ich Milch trinke? Bekomme ich auch Brustkrebs, wenn meine Mutter ihn hat? Wir machen den Faktencheck.

Jedes Jahr bekommen etwa 70.000 Patientinnen die Diagnose: Brustkrebs. Ist die Diagnose gestellt, können viele Frauen heute brusterhaltend operiert werden.

Wenn man einen großen Tumor hat, lässt sich dieser unter Umständen durch eine Chemotherapie vorab verkleinern.

Zur brusterhaltenden Operation kommt danach aber eine Strahlentherapie hinzu, um den Schutz vor einem Rückfall zu verbessern.

Die meisten Tumore in der Brust stellen sich bei der Untersuchung als gutartig heraus. Dabei kann es sich um Bindegewebsgeschwülste handeln oder um flüssigkeitsgefüllte Zysten.

Bösartige Tumore gehen fast immer vom Drüsengewebe der Brust aus. Dabei ist in Deutschland Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens daran.

SWR-Wissenschaftsredakteurinnen Anja Braun, Ulrike Till und Wissenschaftsredakteur Jochen Steiner klären auf, welche Behauptungen rund um Brustkrebs wahr und welche falsch sind.

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Mythos 1

Milch erhöht das Brustkrebsrisiko

Jein. Die Milch enthält Wachstums- und Sexualhormone, die die Kälbchen zum Aufwachsen benötigen. Deshalb warnen viele Naturheilkundler zumindest vor einem übermäßigen Milchgenuss. Die Hormone, die fürs Wachstum und die Entwicklung der Jungtiere wichtig sind, seien für erwachsene Menschen schädlich – so die Argumentation.

Tatsache ist: Es gibt zwar Beobachtungsstudien, die einen geringen Zusammenhang zwischen dem Trinken von Milch und Brustkrebs gezeigt haben. Dabei gibt es aber keinen Nachweis, dass die Milch wirklich die Ursache ist. Denn viele andere Faktoren, zum Beispiel Übergewicht, beeinflussen das Risiko auch und sind oft schwer voneinander zu trennen.

In großen Metastudien, in denen viele verschiedene Studien und der aktuelle Forschungsstand zusammengefasst werden, wird klar: Bisher ist nicht belegt, dass Milch Brustkrebs auslöst. Auch für Patientinnen, die schon Brustkrebs hatten, gibt es keinen Nachweis dafür, dass Milch das Rückfallrisiko erhöht.

Mythos 2

Smartphones verursachen Brustkrebs

Nein, weder hochfrequente Felder (wie sie von Smartphones ausgehen) noch niederfrequente Felder (durch Elektrogeräte) sind stark genug, um Atome und Moleküle direkt zu verändern. Elektromagnetische Felder können die Erbinformation in Zellen also nicht derart schädigen, dass Krebs entsteht. Ob es allerdings indirekte Effekte durch die Strahlung gibt, die das Krebsrisiko fördern, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt.

Mythos 3

Je größer die Brust, desto größer das Krebsrisiko

Jein. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass große Brüste grundsätzlich mit einem höheren Brustkrebsrisiko verbunden sind. Entscheidender ist, wie die Brust beschaffen ist.

Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe haben ein erhöhtes Risiko. Das kann bei kleinen, aber natürlich auch bei großen Brüsten vorkommen. Frauen mit großen Brüsten und sehr dichtem Gewebe haben mehr Brustdrüsenzellen, die sich zu Krebs entwickeln können – statistisch gesehen steigt damit das Risiko für Tumore.

Auch bei Frauen mit Übergewicht sind die Brüste oft vergrößert. Vor allem bei älteren Frauen ist das Krebsrisiko dann höher. Das liegt aber am Übergewicht und nicht an der Brustgröße.   

Mythos 4

Bügel-BHs erhöhen das Brustkrebsrisiko

Nein, es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass BHs – mit Bügeln oder ohne – das Brustkrebsrisiko in irgendeiner Weise beeinflussen beziehungsweise erhöhen.

Mythos 5

Meine Mutter hat Brustkrebs, bekomme ich es auch?

Jein. Die Deutsche Krebsgesellschaft gibt an, dass rund 30 Prozent der Frauen mit Brustkrebs eine familiäre Belastung aufweisen. Bei fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebsfälle können Veränderungen (Mutationen) in den Genen BRCA1 oder BRCA2 festgestellt werden. Diese „Brustkrebsgene“ steigern das Risiko für eine Erkrankung deutlich.

Trägerinnen einer solchen Mutation haben ein Risiko von bis zu 70 Prozent, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Sie können daher an einem Programm zur Früherkennung teilnehmen.

Einige betroffene Frauen entscheiden sich für eine präventive Entfernung der Brustdrüsenkörper. Ein berühmtes Beispiel ist die US-amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie. Ein solch radikaler Eingriff sollte aber erst nach ausführlichen Beratung erwogen werden.

Mythos 6

Brustkrebs kann ich vorbeugen

Nein. Es gibt kein Mittel, das eine Frau vor einer Erkrankung schützen kann. Aber es gibt einiges, was man tun kann, um das eigene Brustkrebsrisiko zu senken:

  • Vor allem Frauen, die die Wechseljahre schon hinter sich haben, sollten eine Gewichtszunahme vermeiden oder bei Übergewicht abnehmen.
  • Möglichst wenig Alkohol und viel Bewegung, vor allem nach den Wechseljahren.
  • Eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren sollte so kurz und niedrig dosiert wie möglich erfolgen. Ab fünf Jahren steigt das Krebsrisiko – vor allem bei Kombipräparaten mit Östrogen und Gestagen.
  • Nicht rauchen.  Insbesondere wenn Mädchen schon im Teenageralter anfangen zu rauchen, steigt ihr Brustkrebsrisiko deutlich an. 
  • Tierische Fette vermeiden und auf mediterrane Kost setzen: viel Ballaststoffe, frisches Gemüse und Obst, wenig rotes Fleisch.

Mythos 7

Das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, ist sehr hoch

Nein. Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 80 Prozent. Zum Vergleich: Bei Darmkrebs sind es knapp 60 Prozent, bei Bauchspeicheldrüsenkrebs knapp 10 Prozent.

Heute sterben weniger Frauen an Brustkrebs als früher. Ein Früherkennungsprogramm bietet ab dem 30. Lebensjahr die Möglichkeit einer jährlichen Tastuntersuchung. Im Rahmen des Mammographie-Screening-Programms werden Frauen zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre zu einer Röntgenuntersuchung der Brust eingeladen.

Ab dem 1. Juli 2024 können auch Frauen bis 75 zum Screening gehen – es dauert aber noch, bis sie auch schriftlich eingeladen werden. Durch die Ausweitung des Screenings haben 2,5 Millionen mehr Frauen als früher Anspruch auf die Teilnahme.  

Mythos 8

Chemo ist die einzige Behandlungsmöglichkeit

Nein. Bis die Diagnose Brustkrebs gestellt ist und alle notwendigen weiteren Untersuchungen durchgeführt wurden, kann es einige Tage dauern, unter Umständen auch länger.

Dann folgt die Planung der Behandlung: Sie wird heute individuell für die Bedürfnisse jeder Patientin angepasst. Die erste Behandlung von Brustkrebs sollte an einer Klinik erfolgen, die über ausreichende Erfahrung verfügt und an der alle in die Diagnostik und Therapie eingebundenen medizinischen Fachgebiete vertreten sind. Der erste Ansprechpartner ist aber die Frauenärztin.

Video: Brustkrebs – Geht es ohne Chemotherapie?

Brustkrebs: Geht es ohne Chemotherapie? | Odysso – Wissen im SWR

Mythos 9

Wenn ich schwanger bin oder stille, kann ich keinen Brustkrebs bekommen

Nein. Auch dann kann Brustkrebs auftreten, was allerdings sehr selten vorkommt. Andererseits gibt es wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Stillen das Brustkrebsrisiko senken kann.

Mythos 10

Nur Frauen bekommen Brustkrebs

Nein, auch Männer können von Brustkrebs betroffen sein: Auf etwa 100 Erkrankungen bei Frauen kommt eine bei einem Mann. In Deutschland wird die Diagnose jährlich etwa 700 mal gestellt. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei rund 71 Jahren.

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