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Autor/in
Janine Beck

Schneiden ledige, junge Frauen bei der Wohnungssuche besser ab als ledige, junge Männer? SWR3 hat den Test gemacht und rund 30 Wohnungen in SWR3 Land angeschrieben – in Trier, Ulm, Mainz und Stuttgart!

Selbstversuch: Haben es Frauen einfacher, eine Mietwohnung zu finden, als Männer?

Diese Wahrnehmung hatte ich, Janine Beck, als Frau. Die SWR3-Redakteurin in mir wollte es genauer wissen: Also startete ich ein Experiment mit den beiden Lockvögeln Johanna und Leon – zwei erfundene und ziemlich gleiche Menschen – bis auf das Geschlecht. Und tatsächlich war einer erfolgreicher als der andere… Wer das war, wie die Reaktionen ausfielen – und wie das Experiment genau ablief, erzähle ich hier. Inklusive Tipps eines privaten Vermieters – für alle, die vielleicht gerade selbst auf Wohnungssuche sind.

Wie kam es zum Miet-Experiment?

Privat habe ich das so erlebt – während ein Freund innerhalb eines halben Jahres nur zu einer Hand voll Besichtigungstermine eingeladen wurde, klappte das bei mir als Frau innerhalb von 24 Stunden. Auch von anderen Männern im persönlichen Umfeld hörte ich, wie schwierig es sei, eine Wohnung zu kriegen. Liegt das wirklich daran, dass Frauen als potentielle Mieterinnen beliebter sind? Das schrie nach einem Selbsttest – und zwei Fake-Profilen.

Wer sind die Lockvögel Johanna und Leon?

Johanna und Leon sind frei erfunden. Und vor allem: Bis auf das Geschlecht eigentlich gleich.  
Beide sind ledig und 30 Jahre alt, wohnen in SWR3-Land und haben einen bodenständigen Beruf. Sie verdienen 3.000 Euro brutto im Monat – er als Einzelhandelskaufmann, sie als Bürokauffrau. Die beiden sind hilfsbereit und ordentlich. Bilderbuchmieter(innen)!

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Das Experiment: Wohnungssuche als Mann und Frau!

In Trier, Mainz, Ulm und Stuttgart habe ich auf diversen Online-Plattformen rund 30 Wohnungen mit einer Kaltmiete bis zu 700 Euro und zwei bis drei Zimmern herausgesucht. Per Online-Nachricht an die Makler bzw. privaten Vermieter haben sich dann beide Lockvögel interessiert gezeigt – Leon immer mit circa einer Stunde Vorsprung.  
Wichtig war mir, dass kein persönlicher Eindruck mit reinspielte. Schließlich ist der ganz von Mann und Frau abgesehen bei jedem Menschen anders. Also nichts als die harten Fakten, „schwarz auf weiß“, ohne persönlichen Kontakt am Telefon oder gar in echt.  
Auch bei den Texten dieser Kontaktaufnahmen sollte alles möglichst chancengleich und nach bestem Wissen und Gewissen sein. Bei beiden wurde auf einwandfreies Deutsch geachtet, und auf ähnliche Formulierungen. Leon und Johanna merkten auch bei jeder Wohnung eine Sache an, die sie als Highlight empfanden. Es sollte schließlich einfach sein, sie als perfekte Wahl anzusehen und einzuladen – ohne Grund für Beanstandungen… theoretisch. 

Und praktisch? Johanna wurde DOPPELT so oft zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen wie Leon! Der wurde dagegen doppelt so oft nach weiteren Informationen zu seiner Person gefragt. Absagen haben beide gleichermaßen kassiert.

Hallo Frau Mayer,

wir möchten sie gerne kennenlernen und bieten Ihnen eine Wohnungsbesichtigung am kommenden Feitag, 28.01. um 14:30 Uhr an. Die Adresse steht unten. Bitte geben Sie uns Bescheid, sollten Sie den Termin nicht wahrnehmen können.

Mit freundlichen Grüßen aus Filderstadt

Wie haben die Makler und Vermieter reagiert?

Als ich die Makler damit konfrontierte – auch mit der Versicherung, dass alles Gesagte anonym bleibt – waren sie über das Ergebnis sehr überrascht, und viele auch irritiert. Das klang für mich glaubwürdig. Offenbar hätten sie selbst nicht mit so einem Ergebnis gerechnet. Sie alle waren sich unabhängig voneinander sicher: Das Ergebnis meines Experiments ist Zufall! Eine Maklerin erklärte mir: „Wir bearbeiten die eingehenden Nachrichten mal von oben, mal von unten.“ Außerdem würde auch mal der Azubi antworten. Ich hatte den Eindruck, niemand wollte da ein Problem bekommen. Irgendwie schienen sie zu befürchten, durch mein Experiment könnten sie schlecht dastehen.  

Die privaten Vermieter waren auch überrascht, aber sprachen offener. Eine Vermieterin erzählte mir, dass Frauen ihrer Erfahrung nach sauberer und ordentlicher seien. Ein anderer Vermieter meinte, oft würden Männer nicht so nett schreiben und zu wenig von sich preisgeben.

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Tipps eines privaten Vermieters für Mieter

Ein Vermieter aus Filderstadt gibt folgende Tipps für alle, die auf Wohnungssuche sind:  

  • Erstkontakt: Persönliches sei immer gut – erzählt also was von euch im ersten Anschreiben und seid offen, hebt euch von der breiten „Ich bin interessiert“-Masse ab! 
  • Besichtigungstermin: Seid höflich und respektvoll, auch zu den derzeitigen Mietern und deren Einrichtung. Das fängt schon beim Ausziehen der dreckverklumpten Schuhe in einer noch bewohnten Wohnung an und hört bei Ansprüchen an den potenziellen Vermieter auf: Nur anzumerken, was alles schlecht ist und gemacht und verbessert werden muss, macht keinen guten ersten Eindruck. Das scheint selbstverständlich, ist es aber wohl nicht.  
  • Interesse: Wenn der potenzielle Mieter nach der Besichtigung von der Wohnung überzeugt ist, sei er erstmal in der Bringschuld. Heißt: Hörer in die Hand, oder per Mail Bescheid geben, dass man Interesse hat!

Ob es Zufall war, dass Frauen sowohl im privaten Umfeld als auch in meinem Experiment erfolgreicher bei der Wohnungssuche waren, bleibt hier offen. Erstaunlich ist das Ergebnis trotzdem. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht, Meinungen oder Tipps?

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Janine Beck

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