„Weil die ist echt voll intelligent“, sagte der Oberlippenflaum. „Echt nice sieht sie aus“, meinte sein Freund. Beide wollten die Chiara ins Kino einladen. Nur wer durfte?
„Ey, wir brauchen Kompromiss!“, sagte der Flaum.
Ich stutzte. Eigentlich müsste ich jetzt aussteigen. Doch den Chiara-Kompromiss würde ich schon gern hören, also blieb ich sitzen. Ich hatte sowieso keinen wichtigen Termin. Irgendwas mit Gericht und über eine rote Ampel fahren, ich kann mich nicht mehr erinnern. War einfach zu betrunken.
Kompromisse eingehen: Ist das die Lösung?
Kompromisse sind ja unterschätzt. Auch in der Politik. Es heißt dann immer, die eine Partei konnte sich nicht durchsetzen. Aber vielleicht hat sie nur bei einer Sache zurückgesteckt, um etwas anderes durchzusetzen. Die Grünen konnten das Tempolimit nicht durchsetzen, dafür haben sie aber… Okay, schlechtes Beispiel.
Oder es heißt, etwas sei nur ein fauler Kompromiss. Ich finde das klingt gar nicht so schlecht. Ich bin ganz gern faul als Kompromiss: Soll ich endlich die Fenster putzen, weil es draußen auch neblig aussieht, wenn die Sonne scheint? Oder wäre es nicht besser als fauler Kompromiss im Bett liegen zu bleiben und Serien statt aus dem Fenster zu gucken?
Was bedeutet es, Kompromisse einzugehen?
Kompromisse schließen ist meistens besser als stur auf seinem Standpunkt zu beharren. Anderseits kann man mit Fakten schlecht Kompromisse schließen: Der Erderwärmung ist egal, ob ein Politiker seinen Wählern versprochen hat, dass die Kohlekraftwerke weiter laufen sollen. Oder: Meine Freundin beeindruckt nicht, wenn ich behaupte, die nackte Frau im Kleiderschrank, sei nur die Putzhilfe, die sich beim Fensterputzen nass gemacht habe und sich jetzt neue Kleider aussuche.
Vielleicht braucht es auch einen Kompromiss beim Kompromisse machen: Wir machen nur noch welche, wenn sie nicht einfach alles nur ein bisschen schlechter machen statt total schlecht. Wenn wir es beispielsweise nicht schaffen die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, dann bringt es nichts, uns auf 3 Grad zu einigen. Nach dem Motto: Da geht nur Norddeutschland unter – und ich, König Markus Söder, wohne ja in Bayern. Also bauen wir hier keine Windräder.
„Also wie is jetzt Kompromiss, Digga?“, fragte schließlich der eine Junge im Bus. „Kompromiss is: Ich geh mit Chiara ins Kino und du nachher mit ihr Eis essen. Und sie entscheidet, wen sie will“, sagte der Oberlippenflaum.
Ich drehte mich zu den beiden um. „Wollt ihr vielleicht in die Politik gehen?“, fragte ich sie. Aber sie starrten mich peinlich berührt an. In ihren Augen bin ich wahrscheinlich ein verrückter Alter.
Später vor Gericht plädierte ich dann auf Unschuldig. „Ey, Kompromiss“, schlug ich dem Richter vor. „Ich fahre ab jetzt nicht mehr betrunken mit dem E-Roller über Rot. Großes Amerikanische-Ureinwohner-Ehrenwort! Darf ich dafür meinen Führerschein behalten?“
Was soll ich sagen? Anscheinend habe ich das Konzept „fauler Kompromiss“ doch nicht richtig verstanden.
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