Julia Heidhäuser sucht nach dem Sinn in ihrem Leben und entfernt sich dabei immer mehr von ihrer Familie und ihren Freunden. Die 17-Jährige konvertiert heimlich zum Islam, will nach Syrien und dort den Islamischen Staat unterstützen. Das Problem: Dafür wäre Kommissar Borowski gar nicht zuständig. Denn der arbeitet bei der Mordkommission.
Also muss erst ein Mord her. Maria heißt das Opfer, das in der Kieler Förde landet. Julia und Maria kannten sich und Julia liefert der Polizei auch gleich den Täter: ihren Bruder. Der, so sagt sie bei der Vernehmung, hätte Maria gedroht, sie umzubringen.
„Wenn du das hörst, werde ich nicht mehr hier sein.“
Julia wendet sich jedenfalls in Sprachnachrichten an ihre Mutter von allem Westlichen ab. „Mama, wenn du das hörst, werde ich nicht mehr hier sein.“ Sie will nach Syrien, trägt Kopftuch, später Tschador.
Nebenbei geht es während der 90 Minuten um Erpressung, Drogen, Unzucht mit Abhängigen, Gewalt gegen Frauen. Das alles soll wohl deutlich machen, warum Julia sich zunehmend radikalisiert. Ich fand das eher wirr als überzeugend. Und dann taucht, um die Verwirrung zu steigern, auch noch der Staatsschutz auf. Namentlich Jürgen Prochnow, als Herr Kesting ohne Vornamen.
Unspannend, unscharf, oberflächlich
Ein Wortgeplänkel folgt dem anderen. Gut, für spritzige Dialoge war der Kieler Tatort noch nie berühmt. Borowski hat andere Stärken. Normalerweise. Aber diese Mischung funktioniert nicht. Als Krimi zu unspannend, als gesellschaftliche Studie zu unscharf und oberflächlich, als Mix für den Sonntagabend zu konstruiert.
Ist es wirklich sinnvoll und nötig, zusätzlich reale Videosequenzen einzuspielen, in denen trotz Verpixelung Hinrichtungen durch IS-Kämpfer deutlich zu erkennen sind? Soll das die Geschichte glaubhafter machen? Mich lässt das mit einem Kopfschütteln zurück.
Für die junge Schauspielerin Mala Emde in der Rolle der Julia gibt's von mir einen Elch. Und dabei bleibt es auch.