Der Tatort mit den Kölner Kommissaren Ballauf und Schenk kommt diesmal aus dem riesigen Braunkohle-Tagebau-Gebiet in der Nähe von Köln. In einem der verlassenen Dörfer drumherum wird eine Leiche gefunden. Denn ein paar Menschen, die sich nicht haben vertreiben lassen wollen, leben immer noch dort. Bis irgendwann die Bagger kommen. Ein bewegendes Thema und ein lohnenswerter Tatort, sagt SWR3-Redakteur Michael Haas.
Tatort Köln: Plötzlich ist der Dorf-Arzt tot
Eigentlich ist das ein Trauspruch aus der Bibel. Aber im Tatort sprechen zwei, die des Lebens müde sind. Abgekämpft. Ein älteres Ehepaar.
Im Film wird dann erstmal eine andere Geschichte erzählt: Der einzige Arzt im Dorf wird erschossen. Das Dorf hat’s aber auch so gut wie hinter sich: Es liegt direkt an der Abbruchkante des gigantischen Braunkohleabbaugebietes westlich von Köln, zusammen mit Lützerath, Hambacher Forst, Garzweiler, alles Orte, die wir aus den Nachrichten kennen. Orte des Kampfes gegen das gigantische alles-fressende Braunkohle-Loch.
Die Zerrissenheit einer Gemeinschaft
Wir erfahren, dass der Arzt nicht der einzige Tote in dem verlassenen Ort ist. Vor Wochen wollte sich das ältere Ehepaar umbringen. Das mit dem Trauspruch aus der Bibel. Aber der Mann hatte das überlebt, weil Sanitäter schneller da sind als gedacht. Seine Frau aber stirbt.
Eine ganz tragische Geschichte, die mit in den Fall reinspielt. Genau wie die Geschichte des Ortes: Im letzten Moment hieß es, das Dorf werde doch nicht abgerissen. Auch das tragisch. Denn da hatten meisten schon die Entschädigung genommen und waren weggezogen. Der Ort ein Geisterdorf mit nur ein paar letzten Aufrechten.
So fasst es einer von denen zusammen, die geblieben sind. Sehr gut, wie uns Zuschauern die Zerrissenheit der Dorf-Bewohner gespiegelt wird: Wer bleibt, lebt in einem toten Ort. Man bekommt eine Ahnung davon, wie schwer es sein muss das abzuwägen: „Man entscheidet ja nicht nur für sich allein, sondern für die ganze Familie. Teilweise für mehrere Generationen.“
Kein Klima-Themenfilm
Sehr gelungen an diesem Tatort ist, dass das Thema der weggebaggerten Dörfer nicht dominiert, auch wenn es allgegenwärtig ist. Der Krimi bleibt ein Krimi. Klasse! Und natürlich hängt alles irgendwie mit dem Selbstmord der alten Leute zusammen. Die Auflösung ist dann voller Wendungen und interessant und spannend bis zum Schluss. Einfach ein sehr guter Tatort, der nie vergisst, dass er ein Krimi sein soll. Sehenswert! Vier von fünf Elchen!