Lagerfeuerpinkeln, weil es zischt
Zwei übermüdete Kommissare und jede Menge eigenwillige Charaktere. Das geht von der Frage „Wer rennt nachts in Boxershorts durch den Wald?“, über einen Lagerfeuerwildpinkler, der dabei eine Leiche findet. Ins Feuer gepinkelt hat er schon damals bei den Pfadfindern gerne. „Das zischt so.“
Panische Flucht aus der Bibliothek
Einen etwas einfach gestrickten Montagearbeiter gibt es auch noch und diesen seltsamen Jurastudenten namens Damian. Er rennt in den Hörsaal zur Prüfung und ist außer sich, als er erfährt, dass er drei Wochen zu spät dran ist. Hat ihn wirklich jemand in der Bibliothek eingeschlossen, um ihn an der Prüfung zu hindern?
Tod beim Sex und jede Menge Kuchen
Die Story erscheint erst überfrachtet und wirr. Eine Holzhütte brennt, ein Toter. Der Tennislehrer und seine Schülerin werden beim Sex im Wald erwischt. Zwei Tote. Hängt das irgendwie zusammen? Es gibt hilflose Eltern, einen anderen Jahrzehnte zurückliegenden Fall und jede Menge selbst gebackenen Kuchen.
Schlager löst Verzweiflung aus
Und man könnte sich an erster Stelle überlegen, wie das denn alles am Ende zusammenkommen soll. So viele Menschen, so viele Geschichten. Aber für mich sind sie nur die Bühne für den durchgeknallten Jurastudenten, der immer wieder Stimmen hört. Der sich verfolgt und angegriffen fühlt. „Genau wenn ich euch besuchen komme, spielt ihr Schlager?“, fragt er voll Verzweiflung seine Eltern. „Ihr wisst ganz genau, dass ich diesen Dreck nicht leiden kann und jetzt spielt ihr ihn“, schreit er ihnen entgegen. „Das ist Radio“, entgegnet leise seine fassungslose Mutter.
Ein Jungschauspieler der Extraklasse
Wie der junge Schauspieler Thomas Prenn diesen Damian spielt, das ist wirklich Extraklasse. Und die beiden Kommissare, in ihrer unaufgeregten Art, lassen ihm ja auch den Raum, diesen extremen Charakter so eindrücklich darzustellen. Klasse auch Johann von Bülow als Montagearbeiter mit Vorliebe für Kuschelbären mit BH. Aber was bitteschön macht Frau Richter von der polizeilichen Beratergruppe in diesem wirklich guten Tatort? Dieses stöckelnde, zickige, laienspielhafte Wesen ist kein wohltuender, gelungener Gegenpol zu den anderen Charakteren. Diese Figur tut eher weh, wie ein Fremdkörper im Auge.
Das verlorene Gefühl von Zeit und Raum
Allein die Figur und Darstellung des Damian ist es aber wert, sich diesen Tatort anzuschauen. Und am Ende, wenn alles wieder scheinbar von vorne beginnt, werdet auch ihr euch fragen, ob da zeitlich, räumlich und überhaupt, alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
Einschätzung: Wie real ist dieser Tatort?
ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam schätzt ein, wie real die Darstellungen im Tatort sind. Zum einen, was die Ermittlungen angeht, aber auch, was das Jura-Studium in Freiburg angeht.