Die Bildhauerin Annette Baer kommt spät nach Hause – und findet ihren erwachsenen Sohn Lucas im Badezimmer, verstört und mit Blut an den Händen und auf dem T-Shirt. Am nächsten Tag kommt die Meldung, dass seine Freundin Cara ermordet in ihrer Wohnung gefunden wurde. Wenig später stirbt auch Lucas Ex-Freundin. Der beteuert trotzdem weiter seine Unschuld, und auch wenn seine Mutter ihm nicht glaubt, schützt sie ihn.
Tatort aus Frankfurt: Ausflug in die Gaming- und Influencer-Szene
Nicht nur Lucas, auch die ermordete Cara und deren Hausverwalter Leon sind in der Gaming-Szene aktiv. Eine eigene, völlig neue Welt tut sich da für die Ermittler auf. Cara hat über 12.000 Follower und setzt sich unter dem Namen „Chipmunk“ online für Gleichberechtigung und Frauenrechte ein. Dafür bekommt sie nicht nur Zuspruch, sondern auch Hate – vor allem von einem User namens „CancelChipmunk“. Vielleicht war der ja auch der Mörder und hat seine Online-Drohungen wahr gemacht? Eine Möglichkeit, vor allem, nachdem Caras Nebenjob vor Kurzem online öffentlich gemacht wurde – gedoxt wurde, wie es im Internet heißt.
SWR3 Tatort-Kritik: Ein missverstandener Künstler mit Aggressionsproblem
Vor allem geht es in diesem Tatort aber um Lucas, den blutverschmierten Jungen aus der ersten Szene. Lucas ist jung und voller Talent, hat dazu eine Mutter, die ihn bedingungslos unterstützt. Immerhin hat sie sich damals auch ohne Partner bewusst für ein Kind entschieden, durch eine Samenspende. Lucas ist also ein absolutes Wunschkind. Trotzdem wirkt der junge Mann missverstanden, zurückgezogen und verloren. Nur in seinen Zeichnungen kann er sich offenbar ausdrücken – werden die kritisiert, rastet er aus. Schauspieler Béla Gábor Lenz drückt diesen Zwiespalt grandios aus, wie ich finde. Er spielt sowohl den verletzten als auch den verletzenden Lucas überzeugend – und ist ein echtes Highlight in diesem Tatort.
Kontrollverlust – vor allem bei den Ermittlern
Dieser Frankfurter Tatort ist einer der Fälle, bei dem wir glauben, den Täter von Anfang an zu kennen. Das muss ja nicht unspannend sein, denn auch beim Krimi gilt ja: Der Weg ist das Ziel. Allerdings ist der Weg hier sehr langwierig. Kommissar Brix und seine Kollegin Jannecke lassen sich meiner Meinung nach auch viel zu schnell ablenken oder abfertigen, zum Beispiel mit Alibis, die kaum bis gar nicht überprüft werden.
Dazu kommen offensichtliche Fehler in der Polizeiarbeit. Seit wann dürfen Verdächtige oder Verwandte von Verdächtigen zum Beispiel die Ermittlungstafel sehen, an der alle Beweise hängen? Teilweise kommt mir das stümperhaft vor, genau wie die gewollten lockeren Unterhaltungen zwischen Brix und Jannecke.
Deshalb gibt es von mir 2 von 5 Elchen.