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Von Autor/in Kira Urschinger

Wer entscheidet, wozu es einen Faktencheck bei SWR3 gibt? Welche Regeln und Kriterien gibt es und wie genau gehen die Redakteure bei der Recherche vor? Hier erklären wir, wie wir arbeiten.

Ab dem 15. Mai 2020 gebe es einen Impfzwang gegen das Coronavirus in Deutschland. Ungeachtet der Tatsache, dass es noch gar keinen Impfstoff gibt, verbreiten sich Falschmeldungen und Verschwörungstheorien wie diese im Netz. Das kann verunsichern, Ängste schüren oder auch richtig wütend machen. Gerade weil die Lage in der Corona-Krise aber wirklich unübersichtlich ist, sind viele Menschen auf der Suche nach seriösen Faktenchecks. Auch bei SWR3 bekommen wir sehr viele Rückmeldungen, wenn wir uns mit Falschmeldungen, Lügen oder Verschwörungstheorien rund um Corona befassen.

SWR3 erstellt schon seit mehreren Jahren solche Faktenchecks, nicht erst seit Corona. User können auch jederzeit an die Redaktion schreiben, wenn sie etwas im Netz gesehen haben, das sie nicht so richtig einschätzen können. Faktencheckerin Kira Urschinger erklärt, was dann in der Redaktion abläuft – von der ersten Info bis dahin, wenn ein Faktencheck fertig ist und online geht oder im Radio landet:

So entscheiden wir, was im Faktencheck landet

In der Redaktion haben wir das Netz natürlich immer im Blick, wir sehen, wenn etwas trendet oder ein großes Gesprächsthema ist. Manchmal machen uns auch unsere Hörer auf etwas aufmerksam, das sie gesehen oder geschickt bekommen haben. Wir besprechen in der Redaktion, was wir als Faktencheck dann wirklich umsetzen. Das geht nicht nach Bauchgefühl, sondern nach Kriterien. Zum Beispiel ist es wichtig, wie oft ein Video aufgerufen wurde und in welchen Netzwerken es sich wie stark weiter verteilt. Denn es ist ja eine Gratwanderung: Geben wir da einer Falschmeldung eine zusätzliche Plattform, machen wir sie also noch bekannter – oder haben es so viele Leute gesehen, dass es eine Einordnung braucht.

Ganz wichtig: unvoreingenommen sein

Erst einmal gucken wir das Video, den Post oder was immer es ist, an und schreiben raus, was es da an angeblichen Fakten, Zahlen und abgeleiteten Behauptungen gibt. Da sind wir völlig unvoreingenommen. Das ist ganz wichtig: mit der Haltung da dranzugehen, das Thema völlig ergebnisoffen zu recherchieren. Uns geht es ja nicht darum, unterschiedliche Meinungen zu bewerten, die man natürlich äußern darf – sondern wir prüfen, ob die Fakten stimmen, die da ins Netz gestellt wurden. Denn unserer Überzeugung nach sind Informationen eine wichtige Grundlage zur Meinungsbildung – wenn die angeblichen Fakten aber falsch sind, kann das irreführend sein und im schlimmsten Falle richtig gefährlich.

Sortieren nach Fachbereichen – welche Experten brauchen wir?

Die einzelnen Punkte aus beispielsweise einem Video sortieren wir nach Fachbereichen. Also für die Impfpflicht zum Beispiel: Das hat einen rechtlichen Aspekt, aber es hat auch mit Wissenschaft zutun und mit Politik. Da wissen wir dann schon strukturierter, in welche Bereiche wir uns einarbeiten müssen und welche Experten wir suchen. Ich kann ja nicht ausschließlich mit Wissenschaftlern über Impfpflicht sprechen und dabei außer Acht lassen, die Gesetzeslage zu prüfen und ob das überhaupt so schnell möglich wäre im Gesetzgebungsverfahren in Deutschland, so etwas umzusetzen.

Und jetzt geht’s an die Recherche: Die Quellen checken, wenn denn welche angegeben sind. Gucken, wer hinter dem Video steckt, wer das gemacht und gepostet oder veröffentlicht hat. Das kann ja auch wichtig sein, um herauszufinden, welches Interesse jemand bei der Verbreitung der Nachricht haben könnte. Dann: Einen Überblick verschaffen, was es schon für Berichte dazu gibt. Wir gucken in die Meldungen von Nachrichtenagenturen, in Wissenschafts- und Aufklärungsportale und prüfen, ob schon eine offizielle Stelle reagiert hat. Wir suchen nach Studien und passenden Interviews, die wir in den letzten Tagen bei SWR3 oder in der ganzen ARD dazu schon mit Experten macht haben und führen weitere Gespräche.

Enge Zusammenarbeit mit den SWR-Fachredaktionen

Ganz wichtig ist, dass wir auch Journalisten haben, die wirklich das ganze Fachgebiet kompetent im Blick haben. Deshalb arbeiten wir für SWR3-Faktenchecks ganz eng mit den Fachredaktionen vom SWR zusammen. Für das Beispiel mit der Impfpflicht sind das die Kollegen in der Wissenschaftsredaktion, der Rechtsredaktion und Korrespondenten aus Berlin. Die beschäftigen sich über Jahre mit ihrem Thema, sind da ganz tief drin und deshalb unentbehrlich für einen seriösen Beitrag.

Nicht immer gibt es eine eindeutige Antwort

Gerade in der Corona-Krise ist es leider oft so, dass wir nicht alles beantworten können, weil es die Datenlage nicht hergibt – wir sind ja in einem laufenden wissenschaftlichen Prozess. Das ist uns aber auch ganz wichtig, dass das im Faktencheck dann auch so drinsteht. Das ist vielleicht manchmal ein bisschen unbefriedigend, aber es ist ja auch ein Erkenntnisgewinn zu sagen, was man (noch) nicht weiß.

Die Produktion, letzte Kontrollen & Abnahmen

Wenn wir alles beisammen haben, gehen wir an die Produktion. Wir überlegen, wie der Artikel genau aussehen soll, wie er strukturiert wird. Für das Radio gibt es ganz andere Möglichkeiten, so einen Faktencheck ins Programm zu bringen – auch das bereiten wir dann oft vor. Und wenn alle Produkte stehen, die zu diesem Faktencheck gehören, dann kommen natürlich auch bei uns in der Redaktion noch einmal die Kontrolldurchläufe und Gegenchecks, bevor wir damit endgültig rausgehen.

Baden-Baden

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