Im Januar 2023 hat der SWR den ARD-Vorsitz übernommen. Zum Start haben wir den SWR-Intendanten Kai Gniffke live eingeladen und euch alle Fragen stellen lassen, die euch beschäftigt haben. Jetzt ist Halbzeit im Vorsitz und wir fragen uns: Wie viele der hochgesteckten Ziele wurden umgesetzt, was hat sich verändert und wo hapert’s noch? Deshalb gingen wir in die zweite Runde: live auf Instagram mit euren Fragen.
Das Insta Live mit Kai Gniffke nochmal anschauen
Ihr konntet nicht dabei sein oder wollt euch das Insta Live mit Kai Gniffke nochmal in Ruhe anschauen? Hier gibts das Video in voller Länge. ⬇
Eure Fragen im Insta Live
In über 1,5 Stunden Livesession kamen eine Menge Themen auf den Tisch. Hier greifen wir nach und nach Fragen nochmal auf und fassen die Antworten zusammen:
- Wie neutral berichtet ihr über die Bauerndemos?
- Was sind die Pläne der ARD mit der Mediathek?
- Sind GEZ und Rundfunkbeitrag dasselbe?
„Wie neutral berichtet ihr über die Bauerndemos?“
„Und wieso zeigt ihr nicht mehr davon?“ – Diese beiden Fragen wurden Kai Gniffke während unseres Insta Lives gestellt. Dass zu wenig berichtet wird, sieht Kai Gniffke anders:
Bauernpräsident Rukwied: Proteste waren nur „Vorbeben“
Wer sich die Nachrichtenseiten regional oder national anschaut, der würde viele Beiträge über die Bauernproteste finden; da sei es „ein Riesenthema“.
Und trotzdem: Wie entsteht dann der Eindruck, dass darüber eben nicht berichtet wird? Damit hat Sabrina Kemmer nachgehakt. Für den ARD-Chef sei das schwer zu erklären. Ein Ansatz: Wenn man selbst emotional involviert sei und nach 15 Minuten SWR3 hören noch nichts zum Thema gehört hat, könne dieser Eindruck entstehen. Er empfiehlt: Wenn ihr 'ne Stunde hört, zwei Stunden oder eine ganze Morningshow, dann könnte sich dieser Eindruck ändern:
Pluralität könne man eben nicht in jeder Viertelstunde durchhalten, dafür aber im Programm als Ganzem.
Teilt eure Meinung Umfrage zeigt riesige Zustimmung zu Bauernprotesten – wie seht ihr das?
Protestwoche der Bauern in ganz Deutschland mit zahlreichen Verkehrsbehinderungen: Anders als die Klimaaktivisten stoßen die Landwirte auf große Zuneigung.
Was sind die Pläne der ARD mit der Mediathek?
Das wollte ein User in den Kommentaren wissen und fragte den ARD-Chef: „Ist es realistisch, sich Netflix als Zielvorgabe zu setzen?“ Kai Gniffke hat da ganz viel Hoffnung – sein Wunsch ist vor allem Unabhängigkeit von den großen Tech-Konzernen:
Es sei deshalb sehr wichtig, die eigenen Plattformen zu stärken – also Mediathek und Audiothek. Deshalb arbeite die ARD hier auch eng mit dem ZDF zusammen. Wer in der ARD Mediathek etwas suche, bekomme deshalb auch ZDF-Inhalte angezeigt.
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Sind GEZ und Rundfunkbeitrag dasselbe?
„Sind GEZ-Gebühren noch zeitgemäß? Frankreich hat diese schon vor Jahren abgeschafft.“, schrieb ein User. Kai Gniffkes Antwort: „GEZ-Gebühren sind nicht mehr zeitgemäß, deshalb sind sie auch bei uns abgeschafft.“ Die GEZ wurde 2013 durch den Rundfunkbeitrag ersetzt – jetzt zählt einfach der Haushalt, nicht mehr die Geräte. Der ARD-Chef fügt hinzu: „Und Frankreich wäre für mich jetzt nicht so das pralle Beispiel, weil Frankreich hat jetzt gerade umgestellt auf eine Steuerfinanzierung.“ Das bedeute, dass die Regierung darüber entscheide, wie viele Mittel der öffentlich-rechtliche Rundfunk bekomme.
Bei uns gibt es eine unabhängige Kommission, die empfiehlt, wie viel Geld der öffentlich-rechtliche Rundfunk benötigt, dann entscheidet der Landtag darüber.
„Warum bezahle ich, wenn ich das Angebot nicht nutze?“ Das hat Kai Gniffke hier beantwortet! 👉
Und: GEZ und Rundfunk seien nicht nur andere Begriffe, so Gniffke. Früher sei an Haustüren geklingelt worden, um zu schauen, wer einen Radio oder Fernseher Zuhause hat – auch bei Kai Gniffke während seiner Studienzeit. „Und das war entwürdigend, das geht doch nicht.“ Deshalb finde er es gut, dass das Verfahren jetzt geändert wurde und jeder Haushalt bezahlt – wer es sich aus sozialen Gründen nicht leisten könne, werde befreit. „Wichtig ist: Alle bezahlen es, weil wir nur so auch einen solidarisch finanzierten Rundfunk und Medienlandschaft bekommen, die eben auch die Unabhängigkeit sicherstellen.“
Von einer Staffelung des Rundfunkbeitrags nach Einkommen hält der ARD-Chef nichts – unter anderem, weil der Verwaltungsaufwand „gigantisch“ wäre. Dafür müssten ja Anträge ausgefüllt und finanzielle Daten offengelegt werden: „Das würde zu einer Daten-Schnüffelei führen, die auch kein Mensch haben will.“
FAQ: Hier erfahrt ihr alles rund um das Insta Live!
- Wie läuft ein Insta Live?
- Community-Fragen vorab im Kreuzfeuer
- Wer ist der ARD-Chef und was macht er?
- Wie können Fragen gestellt werden?
- Warum gerade Instagram?
- Kann ich die Live-Session auch ohne Instagram-Account anschauen?
- Wer moderiert die Live-Session?
- Wo kann ich die Live-Session anschauen?
Wie läuft das Insta Live?
Wir sind mit unserem Account live und den SWR-Intendanten Kai Gniffke zwei Stunden lang mit allen Fragen löchern können, die aufkommen. Das heißt: Eigentlich löchern nicht wir ihn, sondern ihr! Alle Fragen, die gestellt werden, kommen von der Community. Ihr könnt fragen, was ihr wollt, Feedback geben und Verbesserungsvorschläge bringen.
Pre-Talk: Erste Fragen an Kai Gniffke – seine Antworten
Seit unserem letzten Insta Live haben wir eure Fragen gesammelt und die ersten schon mal in einem Kreuzfeuer gestellt. Die Spielregeln: kurz und knackig. Für jede Antwort hatte Kai Gniffke nur maximal 15 Sekunden Zeit und nein, natürlich kannte er die Fragen vorher nicht. Warum wird nur Fußball übertragen (ist das wirklich so?), warum sitzen Kirchenvertreter in den Rundfunkräten und warum wird in manchen Programmen gegendert? Das sagt er dazu!
Wer ist Kai Gniffke?
Kai Gniffke kennt SWR3Land gut! Aufgewachsen ist er in der Eifel (Grüße an alle aus Trittscheid) und blieb dem Sendegebiet auch nach der Schulzeit treu: Noch während seines Studiums hat er beim SWF angefangen. Nach vielen Nachrichtenstationen wechselte er später zu den Tagesthemen nach Hamburg und bekam den Grimme Online Award für die entwickelte Tagesschau-App. Seit 2019 ist er jetzt wieder zurück zuhause – zuerst als SWR-Intendant, inzwischen auch für die ganze ARD. In SWR3Land ist es eben am schönsten. ♥
Wie können Fragen gestellt werden?
Während der Live-Session könnt ihr euch melden – wir nehmen euch mit ins Gespräch und ihr fragt selbst ganz direkt. Es gibt keine Vorauswahl oder Anmeldung vorab: Einfach die Live-Session besuchen und fragen.
Wer sich nicht mit der eigenen Kamera zeigen möchte, kann außerdem im Live-Chat Fragen stellen. Wir versuchen, so viele Fragen wie möglich für euch zu stellen. Ob wir alle schaffen, hängt aber natürlich davon ab, wie viel gefragt wird.
Wir wissen: Nicht jeder hat einen Instagram-Account oder an genau diesem Termin Zeit. Ausgeschlossen wird aber trotzdem niemand: Noch bis heute Abend sammeln wir Fragen und Anregungen auf allen Kanälen, die wir haben. Ihr könnt zum Beispiel die Kommentarspalte direkt unter diesem Artikel nutzen oder eine Mail an info@swr3.de schicken. Außerdem haben wir im Vorfeld entsprechende Posts auf Facebook, Instagram, Tiktok und X, unter denen wir Fragen sammeln. Die stellen wir dann stellvertretend für Menschen, die nicht dabei sind.
Warum gerade Instagram?
Wir haben überlegt, wie wir die Fragen der Community und den ARD-Chef an einen Tisch bekommen. Natürlich könnten wir da einen Livestream auf SWR3.de anbieten – dann haben wir aber keine Möglichkeit, Zuschauer spontan mit ins Gespräch nehmen. Und das macht das Interview für uns eigentlich aus: Ihr stellt eure Fragen, ohne dass irgendjemand reinreden kann. Ihr bestimmt das Thema. Das funktioniert technisch eben auf Instagram, nicht auf unseren eigenen Plattformen.
Kann ich die Live-Session auch ohne Instagram-Account anschauen?
Live kann man die Session nur verfolgen, wenn man sich mit einem Instagram-Account einloggt. Wir werden die ganze Veranstaltung aber im Nachhinein in diesem Artikel und auf unserem Instagram-Account zur Verfügung stellen – das funktioniert dann auch ohne eigenen Account.
Wer moderiert die Live-Session?
Der Live-Talk 2.0 wird von SWR3-Moderatorin Sabrina Kemmer moderiert. Ihre Aufgabe wird es sein, vorab eingereichte Fragen der Community zu stellen, euch in den Stream zu holen und nachzuhaken, wenn es nötig ist.
Insta-Live mit Kai Gniffke im Januar 2023
Wo kann ich die erste Live-Session anschauen?
Hier findet ihr den Mitschnitt der letzten Live-Session. ⬇ Im Text thematisieren wir außerdem die größten Diskussionspunkte nochmal. Scrollt euch einfach mal durch. Vielleicht ergeben sich daraus schon Fragen, die ihr heute Abend stellen wollt!
Intendant Kai Gniffke im ersten Live-Talk mit euch
Viele von euch waren beim Insta Live dabei und da kam alles: Lob und natürlich auch Kritik – vor allem aber gab es richtig viel Zeit, um echte Gespräche zu führen. Durch die Möglichkeit, sich per Video zuzuschalten, konnten sich auch alle mal in die Augen schauen und sich konstruktiv austauschen. Es wurde nichts geschnitten, nichts nachbearbeitet oder ausgelassen, das Motto lautete: „Fragt, was ihr wollt!“
Hier gibt es das ganze Video:
Auch SWR3-Moderator Kristian Thees hat sich ausführlich mit Kai Gniffke ausgetauscht. Das könnt ihr im Promi-Talk mit Thees anhören.
Was waren die größten Themen beim Insta Live?
Weder die Themen noch deren Reihenfolge hat die Redaktion festgelegt – das kam alles von der Community! Diese Themen waren euch besonders wichtig:
- Gendern: Warum wird im Öffentlich-Rechtlichen gegendert, wenn das doch von vielen abgelehnt wird?
- Rundfunkbeitrag: Warum muss ich ihn bezahlen, wenn ich die Angebote gar nicht in Anspruch nehmen möchte?
- Unabhängige Berichterstattung: Welche politische Gesinnung haben die Mitarbeiter und wie frei ist die Berichterstattung wirklich?
Gendern: Warum wird im Öffentlich-Rechtlichen gegendert?
Justin hat sich zuerst zu Kai Gniffke und Constantin Zöller live geschaltet und das Thema angesprochen: „Warum wird im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegendert, obwohl es Studien gibt, nach denen die meisten Menschen das ablehnen?“
Richtig ist: Laut Umfragen ist die Mehrheit der Befragten tatsächlich gegen das aktive Gendern. Das ZDF hat beispielsweise gefragt, wie „die Medien“ damit umgehen sollten. Das Ergebnis: 71 Prozent waren gegen das Einführen von Doppelpunkten, Sternchen oder einem großen i bei „-innen“.
Kai Gniffke betont: Eine Vorgabe für die ARD gebe es nicht. In manchen Formaten wird gegendert, in vielen anderen wird darauf verzichtet. Ihm ist es persönlich wichtig, möglichst niemanden auszuschließen:
Wird bei SWR3 gegendert?
Wer SWR3 hört oder Artikel liest, wird so gut wie nie aktiv gegenderte Formulierungen mit Doppelpunkt, Sternchen oder Ähnlichem finden. Grundsätzlich ist unsere Haltung: Wir möchten niemanden ausschließen! Das kann in vielen Fällen aber auch ohne Sonderzeichen in Worten gelingen.
Warum ist der Rundfunkbeitrag nicht freiwillig?
Knapp 19 Euro pro Monat sind viel Geld – vor allem, wenn man noch studiert oder das Gehalt reicht, um gerade so über die Runden zu kommen. Warum ist der Beitrag dann immer noch verpflichtend? Könnte die ARD nicht ein freiwilliges System einführen oder den Rundfunkbeitrag abschaffen?
ARD-Chef Kai Gniffke ist sicher: Besonders heutzutage sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk wichtig wie nie. Er versteht ihn dabei als ein Korrektiv: Während Tech-Konzerne, andere Medienhäuser und Suchmaschinen auf besonders viel Umsatz achten müssen, können sich öffentlich-rechtliche Sender auf den Inhalt fokussieren und ohne Sensationsdruck genauer hinschauen.
Außerdem fiele bei einem freiwilligen Konzept einiges weg:
Wie unabhängig ist die Berichterstattung wirklich?
Wie viel Meinung steckt in unserer Berichterstattung und wie ist die Parteiverteilung unter den Mitarbeitern? In den Kommentaren beim Insta Live und unter diesem Artikel war das ein großer Diskussionspunkt.
Was Kai Gniffke wichtig zu unterscheiden war: Meinung macht nur einen ganz kleinen Teil aus und findet nur in extra dafür vorgesehenen Formaten statt. Das sei beispielsweise in den Tagesthemen eine Rubrik. Um sie noch deutlicher von der Berichterstattung abzuheben, wurde sie von „Kommentar“ in „Meinung“ umbenannt. Der allergrößte Teil der Arbeit besteht aber aus der Berichterstattung und das nach handwerklich-journalistischen und ethischen Standards – immer nachprüfbar.
Und trotzdem komme häufig der Vorwurf, die Berichterstattung sei links-grün gefärbt, hakte Constantin Zöller nach. Vorab: Wir wissen nicht, welche politische Einstellung die Mitarbeiter im öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben. Das wird nicht gefragt und nicht geprüft. Für Kai Gniffke steckt hinter dem Vorwurf aber eine tiefergehende Fragestellung:
Alle Fragen und Antworten, die wir hier nochmal schriftlich aufgeführt haben, sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem langen Interview mit euch. Angesprochen wurden darüber hinaus Themen wie der Sender ARD One, die Verteilung von Unterhaltung und Nachrichten oder zum Beispiel, ob die ARD eigentlich genug für junge Menschen tut. Das ganze Video findet ihr oben im Artikel!
Der Promi-Talk Talk mit Thees
Kristian Thees hat sie alle. Jeden Sonntag unterhält er sich mit Stars, Promis und interessanten Menschen verschiedener Branchen. Kristian hat einfach Lust auf seine Gesprächspartner und spricht über die besonderen Geschichten der Popstars, Schauspieler, Autoren & Co.. Neue Folgen gibt's jeden Sonntag.