Fünf Tage nach dem schweren Erdbeben in Japan am Neujahrstag haben Bergungskräfte eine über 90 Jahre alte Frau lebend aus den Trümmern geborgen. Die Frau sei am Samstag unter den Überresten eines eingestürzten Hauses in der westlichen Küstenstadt Suzu gefunden worden, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag.
Diese Aufnahmen des japanischen Fernsehens sollen die Rettung zeigen:
Behörden melden mehr als 120 Erdbebentote
Nach der Serie starker Erdbeben an der Westküste Japans am Neujahrstag war die Zahl der Todesopfer nach Behördenangaben von Samstagnachmittag (6. Januar, Ortstzeit) auf 126 gestiegen. Besonders betroffen ist die Präfektur Ishikawa mit der Hafenstadt Wajima auf der Halbinsel Noto. Dort hatte ein riesiger Brand viele Häuser zerstört. Noch immer werden viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Insgesamt gelten noch mehr als 220 Personen als vermisst.
Japan: Küste verschiebt sich durch Erdbeben
Kathrin Erdmann berichtet aus Tokio:
Ein Team der Universität von Hiroshima hat festgestellt, dass sich durch Flutwellen und Erdrutsche die Sandküste mancherorts um bis 175 Meter Richtung Meer verschoben hat. Das Erdbebenforschungsinstitut an der Universität von Tokio beobachtete sogar Verschiebungen von bis zu 250 Metern.
Einige Küstengebiete waren von gut einem Meter hohen Flutwellen getroffen worden. Für die Halbinsel Noto hatte die japanische Meteorologiebehörde vor einer bis zu fünf Meter hohen Tsunami-Welle gewarnt. Die Tsunami-Warnung konnte am Montagmittag (1. Januar) aufgehoben werden.
In diesem Tagesschau-Video vom 1. Januar sieht man, wie die Erde bebte:
Erdbeben in Japan: eingestürzte und brennende Häuser
Die Erschütterungen durch die Erdbeben brachten selbst in der Hauptstadt Tokio Häuser zum Wanken, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Das genaue Ausmaß der Schäden durch die Naturkatastrophe war zunächst unklar. Auf Fotos der Zeitung Yomiuri Shimbun aus Wajima in der Präfektur Ishikawa waren ein teilweise eingestürztes Haus und tiefe Risse in Straßen zu sehen.
In Wajima gerieten rund 100 Häuser und Geschäfte in Brand, wie örtliche Medien berichteten. Im Online-Netzwerk X wurde ein Video veröffentlicht, das eine Reihe umgestürzter Holzhäuser zeigt. Eine Stimme kommentiert: „Das ist der Bezirk Matsunami auf Noto. Wir befinden uns in einer schrecklichen Lage. Bitte kommen Sie und helfen Sie uns.“
Schwerstes Beben hatte Stärke von 7,6
Eine ganze Serie schwerer Beben hatte am Neujahrstag die Region Noto in der Präfektur Ishikawa erschüttert. Die japanische Meteorologiebehörde verzeichnete dort innerhalb von gut anderthalb Stunden insgesamt 21 Erdbeben mit einer Stärke von über 4,0. Bis Donnerstagmorgen unserer Zeit wurden rund 150 Nachbeben registriert.
Das schwerste Beben ereignete sich den Angaben zufolge gegen 16:10 Uhr (Ortszeit, 8:10 Uhr unserer Zeit) am Montag und hatte der Behörde zufolge eine Stärke von 7,6. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 7,5 an. Die Bewohner der betroffenen Gebiete wurden daraufhin in japanischen Rundfunksendern eindringlich aufgerufen, sich sofort in höher gelegenen Gebieten in Sicherheit zu bringen.
Russland warnt vor Tsunami – und gibt dann Entwarnung
Auch Russland hatte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zunächst Tsunami-Warnungen für die Städte Wladiwostok und Nachodka im Osten des Landes herausgegeben. Auch an der Westküste der russischen Insel Sachalin wurden Tsunamis befürchtet. Evakuierungen wurden aber nicht angeordnet. Gegen Montagmittag hieß es, die Behörden hielten die erwartete Tsunami-Welle nicht für lebensbedrohlich. Auch die beiden koreanischen Staaten gaben Warnungen heraus.
Behörden in Japan warnen vor weiteren Beben
Die Behörden warnen auch vor neuen Erdstößen in den Präfekturen Ishikawa, Niigata, Nagano und Toyama. In den betroffenen Gebieten sei auch das Risiko von Feuersbrünsten und Erdrutschen erhöht.
Die Erdbeben sorgten in rund 33.500 Haushalten für einen Stromausfall. Es gab Straßensperrungen, Zugverbindungen wurden gestrichen. Japan liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, wo tektonische Platten aufeinander stoßen. In diesem Gebiet kommt es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Deswegen gelten in Japan strenge Bauvorschriften, regelmäßig finden Erdbeben-Übungen statt.
Erinnerung an die Katastrophe von Fukushima
Die Warnungen waren die schärfsten seit dem 11. März 2011. Damals war die japanische Ostküste von einem Erdbeben der Stärke 9,0 und einem Tsunami getroffen worden. Durch die Naturkatastrophe kamen rund 20.000 Menschen ums Leben.
Der Tsunami traf außerdem auf das Atomkraftwerk Fukushima und führte dort zu gewaltigen Explosionen und zur Kernschmelze in drei Reaktoren. Es war das weltweit schwerste Atomunglück seit dem GAU in Tschernobyl 1986.