Fünf Tage nach der Tragödie am Ballermann steht fest: Es hat keine Betriebslizenz für die eingestürzte Balkonterrasse des „Medusa Beach Club“ gegeben. Das sagte der Bürgermeister der Inselhauptstadt Palma de Mallorca, Jaime Martínez Llabrés, bei einer Pressekonferenz.
Die Terrasse sei kürzlich ohne Baugenehmigung mit einem neuen Estrich ausgestattet worden, was zu einem „Übergewicht“ geführt habe, berichtet der Feuerwehrchef von Palma. Das durch die Umbauten verursachte Übergewicht in Kombination mit den vielen Gästen habe zum Einsturz der Terrassen-Bar geführt.
Restaurant auf Mallorca eingestürzt: zwei deutsche Frauen unter Todesopfern
Bei dem Unglück am vergangenen Donnerstag (23. Mai) sind vier Menschen ums Leben gekommen – darunter zwei deutsche Urlauberinnen, 20 und 30 Jahre alt. Zudem seien eine 23-jährige Spanierin und ein 44 Jahre alter Mann aus dem Senegal ums Leben gekommen, teilte die Polizei in Palma mit.
In Sekunden war der „Medusa Beach Club“ am Ballermann zu einem Ort des Schreckens geworden. Er liegt nur wenige Straßen von den Kultlokalen Megapark und Bierkönig an der Playa de Palma entfernt. Um 20:30 Uhr brach der erste Stock plötzlich bis in den Keller ein. Dazwischen lag ein Lokal, in dem gerade viele Menschen zu Abend aßen.
Unglück am Ballermann: Das ist über die Opfer bekannt
16 Menschen wurden verletzt, am Anfang war von 21 Verletzten die Rede gewesen. Sieben Menschen seien sehr schwer und neun schwer verletzt worden, heißt es vom Rettungsdienst der Insel. Sie seien außer Lebensgefahr.
SWR3 Topthema: Interview am Freitagmittag mit Spanien-Korrespondent Hans-Günter Kellner aus Madrid – das ist von den Opfern aus Deutschland bekannt:
Überlastung des 1. Stockwerks vermutlich für Einsturz verantwortlich
Laut ARD-Spanien-Korrespondent Hans-Günter Kellner sei Boden der Cocktailbar und der Tanzfläche aus dem 1. Stock auf das Restaurant heruntergestürzt. Wegen des großen Drucks und des Gewichts sei dann auch der Boden des Restaurants eingestürzt und in den Keller gekracht, so der ARD-Korrespondent.
Experten sollen jetzt unter anderem überprüfen, ob alle Bauvorschriften eingehalten wurden. „Wir prüfen, ob alles in Ordnung ist. Und wenn nicht, werden wir herausfinden, warum“, wird der Regionalminister für Stadtplanung Óscar Fidalgo von der Regionalzeitung Diario de Mallorca zitiert.
Wir informieren euch auch im Radio über die aktuelle Situation:
Viele Gäste im Restaurant zum Zeitpunkt des Einsturzes
Zum Zeitpunkt des Einsturzes seien viele Gäste im Restaurant gewesen, das zum Teil auch als Cocktailbar mit Livemusik fungierte, berichteten Medien. Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der mallorquinischen Notfalldienste seien schnell vor Ort gewesen.
Die angrenzenden Lokale und Wohnhäuser wurden aufgrund einer möglichen Einsturzgefahr evakuiert, das Gebiet abgeriegelt. Psychologen und Ärzte betreuten am Unglücksort noch Stunden nach dem Einsturz Leichtverletzte, Angehörige der Opfer und sichtlich mitgenommene Zeugen der Tragödie.
Javier, ein Bewohner der Playa de Palma, war in unmittelbarer Nähe, als das Gebäude an der Straße Cartago schnell wie ein Kartenhaus, aber mit lautem Getöse in sich zusammenfiel. „Es hörte sich wie eine Bombe an“, erzählte er einem Reporter der Regionalzeitung Última Hora. Andere Menschen sagten, das Gebäude sei erst „vor ein paar Jahren“ renoviert worden. Der Teil im ersten Stock, der einstürzte, sei als Chill-out-Bereich benutzt worden.
ARD-Korrespondent Sebastian Kisters mit Infos aus Mallorca:
Bis zu 1.000 Menschen hätten sich unmittelbar nach dem Einsturz vor dem Unfallort versammelt, berichteten die Regionalzeitungen Diario de Mallorca und Última Hora. Angehörige von Mitarbeitern bangten um ihre Lieben, Schaulustige debattierten über die möglichen Ursachen. Immer wieder musste die Polizei die Menge bitten, ruhig zu sein, damit die Rettungsteams die Stimmen möglicher Überlebender unter den Trümmern hören könnten.
Seit dem Start der Party-Saison Ende April sind wieder zahlreiche Touristen am Playa de Palma, die – anders als die Besucher der englischen Partyhochburg Magaluf westlich von Palma – mehrheitlich aus Deutschland kommen.