Sie wollten ein Zeichen setzen, nachdem ein mutmaßlicher Islamist den 29-Jährigen getötet hatte. Geflüchtete aus Afghanistan und der örtliche Asylarbeitskreis luden dazu in die Lutherkirche in Heidelberg-Bergheim ein. Rund 100 Menschen versammelten sich – etwa die Hälfte davon hat afghanische Wurzeln. Sie wollten ihre Trauer darüber ausdrücken, dass ein Landsmann von ihnen die Tat begangen hat, sagten die Teilnehmer der Gedenkfeier.
Ideengeber für die Gedenkfeier war unter anderem Zaki Darya, ein afghanischer Musiker. Er spielte ein Lied für den 29-jährigen getöteten Polizisten, andere teilten ihre Gedanken zum Tod von Rouven Laur. Den anwesenden Afghanen ist vor allem eines wichtig: Sie wollen sichtbar machen, dass Sulaiman A., der mutmaßliche Mörder, nicht „die“ Afghanen in Deutschland präsentiert, sagten sie dem SWR.
Mehr zu der Gedenkfeier in Heidelberg bei unseren Kollegen von SWR Aktuell:
Gedenkfeier mit rund 100 Menschen Heidelberg: Afghanen trauern um getöteten Polizisten Rouven Laur
Afghanen haben in Heidelberg zum Gedenken an den Polizisten Rouven Laur eingeladen. Sie wollten ein Zeichen setzen, nachdem ein mutmaßlicher Islamist den 29-Jährigen getötet hatte.
Mutmaßlicher Messerangreifer von Mannheim jetzt in JVA
Der 25-jährige Angreifer war seit seiner Attacke auf dem Mannheimer Marktplatz in einem Krankenhaus behandelt worden und dort wohl auch im künstlichen Koma gelegen. Jetzt sei der tatverdächtige Afghane in einem Gefängnis untergebracht worden, teilte eine Sprecherin des Generalbundesanwalts in Karlsruhe auf SWR-Anfrage am Freitag (28. Juni) mit. In welchem Gefängnis er ist und ob er dort weiter medizinisch behandelt werden muss, wollte die Sprecherin „aus Sicherheitsgründen“ nicht sagen. Es könne noch mehrere Monate dauern, bis Anklage gegen ihn erhoben werde.
Der Mann war am 31. Mai von einem Polizisten angeschossen worden, nachdem er auf dem Mannheimer Marktplatz mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen und dabei auch den Polizisten Rouven Laur tödlich verletzt hatte.
Afghanen laden zu Gedenkveranstaltung für Rouven Laur
- Trauerfeier für getöteten Polizisten Rouven Laur in Mannheim
- Steinmeier: Messerangriff in Mannheim war „blutiger Terrorakt“
- AfD darf doch nicht auf dem Marktplatz demonstrieren
- Spende von über einer halben Million Euro
- Messerattacke hatte wohl islamistischen Hintergrund
- Schärfere Gesetze und Abschiebungen gefordert
- Messerangriff in Mannheim: Was ist passiert?
- Das ist über den Tatverdächtigen bekannt
- Tiktok-Video ruft zu Gewalt gegen Islam-Kritiker auf
Tod von Polizist Rouven Laur hat das ganze Land geschockt
Der 29-jährige Polizeihauptkommissar war am 31. Mai auf dem Mannheimer Marktplatz durch Messerstiche so schwer verletzt worden, dass er später im Krankenhaus starb. Zwei Wochen nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Marktplatz hatte am 14. Juni in Mannheim eine Trauerfeier für Rouven Laur stattgefunden.
So war die Trauerfeier für Rouven Laur in Mannheim
An der Veranstaltung im Kongresszentrum Rosengarten nahmen dabei rund 2.300 Menschen teil. Darunter waren Angehörige des Getöteten, Kolleginnen und Kollegen sowie geladene Gäste. Weitere Trauernde konnten die Zeremonie auf dem Friedrichsplatz auf einer großen Leinwand verfolgen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würdigte Rouven Laur in seiner Rede als jemanden, „der sich um Verständigung bemüht hat, der nicht in schwarz-weiß gedacht hat“. Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, der Tod des Polizisten sei ein „Auftrag, sich mit der gleichen Entschlossenheit, mit der er einen tödlichen Angriff auf uns alle abgewehrt hat, denen entgegenzustellen, die unsere Demokratie umbringen wollen“.
Auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) würdigte in einer Rede die Arbeit der Polizei und von Rouven Laur. Der Tod des Polizisten wühle die Menschen in Mannheim deshalb so sehr auf, weil er anderen helfen wollte und dies mit seinem Leben bezahlen musste, so der Oberbürgermeister weiter.
Der Bürgermeister von Laurs Heimatgemeinde Neckarbischofsheim, Thomas Seidelmann, verlas bei der Feier unter Tränen einen Brief der Angehörigen an die Öffentlichkeit. Darin schreibt die Familie, Rouven Laurs Tod sei „ein brutales Zeichen dafür, dass in unserer Gesellschaft noch so viel verändert werden muss“. Rouven hätte nicht gewollt, dass man sich nach der Tat von Hass und Wut überwältigen lasse.
#einervonuns: Polizei Mannheim veröffentlicht emotionales Video
Nach den Ansprachen zeigte die Polizei zum Ende der Trauerfeier einen emotionalen Film, den Kolleginnen und Kollegen des Getöteten vorbereitet hatten. Darin heißt es unter anderem:
„Jeden Tag verabschieden wir uns von unseren Eltern, Partnerinnen und Partnern und von unseren Kindern“, heißt es weiter. „Wir gehen in den Dienst mit einem guten Gefühl und denken oft nicht darüber nach, dass uns etwas passieren könnte.“
Die ganze Trauerfeier gibt es hier zum Nachschauen:
Trauermarsch für Rouven Laur
Vor der Zeremonie veranstaltete die Polizei einen großen Trauerzug mit mehreren tausend Teilnehmern quer durch die Mannheimer Innenstadt. Ein Portrait von Rouven Laur wurde an der Spitze getragen. Wie die Stadt mitteilte, wurden im Vorfeld rund 10.000 Teilnehmer erwartet.
Bei unseren SWR Aktuell-Kollegen gibt es auch ein Video vom Trauermarsch:
Trauerfeier für getöteten Polizisten: Bewegender Abschied in Mannheim
Schon am 7. Juni fand in Mannheim nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Marktplatz ein Tag des Gedenkens statt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm an der Gedenkminute zum Tod des Polizisten Rouven Laur um 11:34 Uhr auf dem Marktplatz teil – zu dieser Uhrzeit geschah am Freitag, 31. Mai, der tödliche Angriff auf den 29-jährigen Polizisten. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) waren ebenfalls vor Ort.
Wie die Gedenkminute in Mannheim ablief, könnt ihr euch im SWR Extra anschauen:
Steinmeier: Messerangriff in Mannheim war „blutiger Terrorakt“
Steinmeier legte Blumen an die Stelle, wo der tödliche Angriff auf Rouven Laur geschehen ist. Danach besuchte er das Mannheimer Polizeipräsidium, um dort mit Beamten zu sprechen. Anschließend bezeichnete der Bundespräsident den Messerangriff als „blutigen Terrorakt“ – gleichzeitig forderte er die Gesellschaft aber dazu auf, zusammenzuhalten und nicht angesichts solcher Ereignisse zu erlähmen.
AfD darf doch nicht auf Mannheimer Marktplatz demonstrieren
Am Abend des 7. Juni sollte auf dem Marktplatz außerdem eine AfD-Demo stattfinden. Nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs (VGH) Baden-Württemberg musste die Kundgebung aber an einen anderen Ort ausweichen.
Die Stadt Mannheim hatte ursprünglich jegliche Veranstaltungen und Kundgebungen auf dem Marktplatz bis Mitte Juni untersagt. Sie hatte den Platz zu einem vorübergehenden Gedenkort für Rouven Laur erklärt. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hatte die Anordnung am Donnerstagnachmittag aber kassiert, woraufhin die Stadt Beschwerde eingelegt hat. Der hat der VGH am Freitagnachmittag stattgegeben.
Die Antifa hatte eine Gegendemonstration zur AfD-Kundgebung angekündigt. Zudem hatte das Bündnis „Mannheim gegen rechts“ ebenfalls eine Gegendemonstration mit rund 800 Teilnehmern angemeldet. Laut Polizei stellten sich insgesamt rund 3.300 Demonstranten der AfD-Demo entgegen. Bei den Demos sei es friedlich geblieben.
Auch in Rouven Laurs Heimatort – der etwa 60 Kilometer entfernt von Mannheim liegt – wurde am Freitagabend an den getöteten Polizisten erinnert.
AfD und Gegendemo treffen in Mannheim aufeinander: keine größeren Zwischenfälle
Spende von über einer halben Million Euro
Auf der Online-Spenden-Plattform Go-Fund-Me sind zwei Wochen nach der Tat (Stand 14.6. 13:30 Uhr) über 580.000 Euro zusammengekommen. Organisiert wurde die Aktion nach eigenen Angaben von Mitgliedern eines gemeinnützigen Vereins von Bereitschaftspolizisten. Weil das Spendenziel eigentlich bei 20.000 Euro lag, soll das Geld auch für „ähnlich gelagerte Fälle innerhalb der Polizeifamilie“ genutzt werden. Auch die Polizisten und Polizistinnen, die mit dem Verstorbenen auf dem Marktplatz im Einsatz waren, sollen unterstützt werden.
Messerattacke in Mannheim hatte wohl islamistischen Hintergrund
Nach bisherigen Ermittlungsergebnissen hat die tödliche Messerattacke einen islamistischen Hintergrund. „Es verdichten sich die Erkenntnisse, dass es sich um eine religiös motivierte, oder um es konkret zu sagen, um eine islamistisch-extremistisch motivierte Straftat handelt“, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am 4. Juni. Bisher gebe es aber keine Hinweise darauf, dass er einer größeren Gruppe angehörte. Strobl sagte außerdem, dass gerade Einzeltäter nur schwer zu überwachen seien.
Neue Erkenntnisse nach Messerangriff Mannheimer Attentäter soll radikaler Islamist sein
Ein aus Afghanistan stammender Mann verletzte am Freitag in Mannheim mit einem Messer einen Polizisten so schwer, dass er später im Krankenhaus starb. Nun klärt sich das Tatmotiv.
Schärfere Gesetze und Abschiebungen nach Tod des Polizisten in Mannheim gefordert
Der mutmaßliche Täter stammt aus Afghanistan. Jetzt will die Politik etwas verändern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte zum Beispiel im Bundestag, dass er die Abschiebung von Schwerstkriminellen wieder ermöglichen wolle, „auch wenn sie aus Syrien und Afghanistan stammen“. Man werde auch nicht länger dulden, wenn terroristische Straftaten verherrlicht und gefeiert werden. „Wer Terrorismus verherrlicht, wendet sich gegen alle unsere Werte und gehört auch abgeschoben“, so Scholz.
Nach Scholz' Regierungserklärung hat Innenministerin Nancy Faeser (SPD) angekündigt, rasch einen Gesetzentwurf dazu vorzulegen. Was Scholz gesagt habe, werde schnell umgesetzt, sagte sie. Unter anderem will Faeser den Tatbestand der Terrorverherrlichung als weiteren Grund für eine Ausweisung ins Gesetz aufnehmen. Das werde bei geplanten Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan helfen, so die SPD-Politikerin. Faeser machte aber auch deutlich, dass es noch praktische Probleme gebe. Man könne in den Ländern nicht einfach den Flughafen ansteuern.
Faktencheck: Messerangriff in Mannheim Achtung, dieses Video ist ein Fake!
In Mannheim ist bei einem Messerangriff ein Polizist gestorben. Jetzt wird ein Video verbreitet, das eine Demo danach zeigen soll. Aber: Dabei handelt es sich um Fakenews.
Messerangriff in Mannheim: Was ist passiert?
Bei einem Angriff auf dem Mannheimer Marktplatz hat es am 31. Mai insgesamt sieben Verletzte gegeben. Ein Angreifer attackierte Teilnehmer der islamkritischen Bewegung „Pax Europa“ mit einem Messer und verletzte fünf von ihnen. Auch einen Polizisten, der dazwischenging, traf der Mann mehrmals von hinten im Bereich des Kopfes. Der 29-jährige Rouven Laur erlag seinen Verletzungen zwei Tage später.
Der Angreifer wurde schlussendlich von einem weiteren Polizeibeamten mit mindestens einem Schuss gestoppt und wurde danach in ein Krankenhaus gebracht.
Das ist über den Tatverdächtigen von Mannheim bekannt
Für die Polizei dringend tatverdächtig ist ein Mann, der 1999 in Herat in Afghanistan geboren wurde. Er kam nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 2013 als Teenager nach Deutschland und stellte einen Asylantrag. Der Antrag wurde 2014 abgelehnt. Es wurde allerdings ein Abschiebeverbot verhängt, vermutlich wegen des jugendlichen Alters. Er sei afghanischer Staatsbürger, verheiratet und habe zwei Kinder. Derzeit lebe er mit seiner Familie im südhessischen Heppenheim an der Bergstraße, also rund 30 Kilometer von Mannheim entfernt. Er hat offenbar einen gültigen Aufenthaltstitel für Deutschland.
Die Identifikation des Mannes gestaltete sich zunächst schwierig, da der Mann während der Tat keinerlei Ausweispapiere bei sich trug. Seine Wohnung wurde noch am Tag der Tat durchsucht. Das Amtsgericht Karlsruhe erließ Haftbefehl wegen versuchten Mordes.
Nach Messerangriff in Mannheim So schützt du dich vor Gewaltvideos im Internet!
In Mannheim gab es am Freitag einen Messerangriff. Ein Video davon kursierte im Internet. Was mache ich, wenn mein Kind es gesehen hat? Und wie schütze ich mich vor Gewaltvideos?
Staatsschutz ermittelt nach Messerangriff
Der Tatverdächtige konnte zunächst aus gesundheitlichen Gründen nicht vernommen werden. Der Staatsschutz ermittelt. Es gibt Videoaufnahmen, die zeigen, dass der Angreifer sich den Info-Stand von „Pax Europa“ angeschaut hat, kurz bevor er das erste Mal zustach.
Die „Bürgerbewegung Pax Europa“ ist ein rechtspopulistischer Verein mit Sitz in Krefeld und gilt als islamkritisch. Insofern ist ein Zusammenhang zwischen dem Angriff und der islamkritischen Veranstaltung denkbar. Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger wurde ebenfalls bei dem Angriff schwer verletzt. Laut der Bürgerbewegung habe er „schwere Stichverletzungen am Gesicht und auch am Bein.“ Auch Stürzenberger wurde im Krankenhaus behandelt.
Tiktok-Video ruft zu Gewalt gegen Islam-Kritiker auf
Nach der Messerattacke sorgt ein Internetvideo für heftige Kritik. Darin wird der Angriff verherrlicht und zum Mord an „Ex-Muslimen und Islam-Kritikern“ aufgerufen. Bundesinnenministerin Faeser nannte das auf Tiktok aufgetauchte Video in der Bild am Sonntag widerwärtig und menschenverachtend. Ähnlich äußerte sich auch Baden-Württembergs Innenminister Strobl. Sie kündigten ein hartes Vorgehen gegen Menschen an, die den Angriff verherrlichen.
Aufruf zu Gewalt gegen Islam-Kritiker Messerangriff in Mannheim: Innenminister Strobl will gegen Gewalt-Video vorgehen
Nach der Messerattacke in Mannheim ist in den sozialen Medien ein Video aufgetaucht, das die Tat verherrlicht. BW-Innenminister Strobl bezeichnete den Clip als "abscheulich".