Einen Tag nach dem Urteil im Prozess um den Amokfahrer von Trier legte die Verteidigung Revision ein. Das teilte eine Sprecherin des Landgerichts mit.
Der Amokfahrer war zuvor wegen fünffachen Mordes und 18-fachen versuchten Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Trier stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest und ordnete deswegen die Unterbringung des Mannes in einem geschlossenen psychiatrischen Krankenhaus an.
Nach dem Gutachten eines psychiatrischen Sachverständigen leidet der inzwischen 52-jährige Mann an einer paranoiden Schizophrenie mit bizarren Wahnvorstellungen. Er ist demnach vermindert schuldfähig und gilt als gemeingefährlich.
Frage nach Motiv – Täter schweigt bis zum Schluss
Nach dem Urteilsspruch bleibt für die vielen Opfern und Hinterbliebenen die Frage offen: Warum hat er das getan? Das Motiv des Täters ist weiter unklar. An den Tatzeitraum will der Amokfahrer keine Erinnerung haben. Der Mann hat sein Schweigen über sein Motiv bis zum Ende des Prozesses nicht gebrochen.
Amokfahrt in Trier am 1. Dezember 2020
Am 1. Dezember 2020 war der damals 50-jährige Mann mit einem Geländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast. Dabei soll er das Auto gezielt als Waffe eingesetzt haben, um so viele Menschen wie möglich zu töten oder zu verletzen, so die Staatsanwaltschaft.
Bei der Tat starben fünf Menschen: ein neun Wochen altes Baby, dessen Vater (45) und drei Frauen im Alter von 73, 52 und 25 Jahren. Zudem gab es zahlreiche Verletzte und rund 300 traumatisierte Augenzeugen.
„Für Angehörige ist Prozess ein Meilenstein“
Für viele Angehörige war der Prozess extrem wichtig. Sie wollten erklärt haben, was damals passiert war, erklärte Bernd Steinmetz, Leiter der Telefonseelsorge in Trier.
Es gebe aber auch Angehörige, die sich von dem Prozess überfordert fühlten und nicht dabei sein mochten, die sich deshalb durch die Nebenklage vertreten ließen. Wichtig sei aber in allen Fällen für die Angehörigen, dass die Schuldfrage des Täters geklärt werde, um die Möglichkeit zu haben „das Kapitel abschließen zu können“, so Seelsorger Steinmetz.
Wie haben die Menschen in Trier die Amokfahrt verarbeitet?
Zum Beginn des Prozesses im August 2021 hatte SWR3-Reporter Jakob Reifenberger die Trierer nach ihren Gefühlen befragt. Wie haben die Menschen diese Tat verarbeitet? Oberbürgermeister Wolfram Leibe sagte: „Unsere Stadt hat mehrere Phasen durchgemacht. Die erste Phase war Schock, Entsetzen.“