Stand
Interview
Benedikt Lawen
Volker Janitz
Autor/in
Ferdinand Vögele
Ferdinand Vögele

Kinder müssen gewinnen und verlieren erst lernen. Lies hier, ab welchem Alter das Sinn macht. Außerdem gibt Erziehungsexpertin Nicola Schmidt Tipps, wie du das deinem Kind bestmöglich beibringen kannst.

Wie kann er nur so gemein sein?! Der ehemalige Torwart von Liverpool, David James, hat in der Halbzeitpause die Träume eines 11-jährigen Nachwuchskickers zerstört. Zwei Elfmeter durfte der Junge gegen James treten und zwei Mal hat der Profi gehalten. Wie KANN er nur? „Lass den Jungen doch gewinnen!“, will man ihm zurufen!

Aber ist das überhaupt der richtige Reflex? Müssen Kinder nicht auch gewinnen und verlieren lernen und wie man richtig damit umgeht? Das hat SWR3 Moderator Volker Janitz die Erziehungsexpertin Nicola Schmidt gefragt. Sie ist Wissenschafts-Journalistin und Autorin von Kindererziehungs-Büchern.

Mama und Papa spielen zusammen mit den Kindern ein Brettspiel (Rummikub) und lachen. Symbolfoto für das Thema, ob man als Erwachsene bzw. Eltern Kindern gewinnen oder verlieren lassen sollte und wie Kinder die Konzepte von gewinnen und verlieren am besten lernen können.

Aktuell Erziehungsexpertin: So lernen Kinder richtig zu verlieren und zu gewinnen

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Müssen Kinder nicht auch gewinnen und verlieren lernen und wie man richtig damit umgeht? Das hat SWR3 Moderator Volker Janitz die Erziehungsexpertin Nicola Schmidt gefragt. Sie ist Wissenschafts Journalistin und Autorin von Kinderzerziehungsbüchern.

Müssen Kinder verlieren lernen? Das sagt eine Erziehungsexpertin

Ja, sagt Erziehungsexpertin Schmidt. Kinder müssen lernen, dass man mal gewinnt und mal verliert. Aber die Rolle, die du dabei als Erwachsener einnimmst, spielt laut Schmidt eine ganz entscheidende Rolle: „Es ist unser Job als Erwachsene das darauf anzupassen, wie die Situation gerade ist.

Konkret bedeute das, dass wir uns konsequent nach der Verfassung des Kindes richten sollen. Hatte dein Kind einen langen Kita- oder Schultag? Willst du vielleicht am Abend nur noch mal entspannt ein Spiel mit ihm spielen? Ist es schon spät und dein Kind ist vielleicht müde und hungrig? Dann macht es Sinn, (absichtlich) zu verlieren und das Kind gewinnen zu lassen.

Bei diesem Spiel hast du gute Möglichkeiten selbst zu entscheiden, ob dein Kind gewinnt oder verliert:

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Also dann besser nicht – selbst wenn du es könntest – dein Kind beim Spielen abzocken. Denn die Gefahr, dass dein Kind dann beim Verlieren gefrustet ist, vielleicht sogar einen krassen Wutanfall bekommt, ist unter diesen Umständen einfach recht groß. Lernen würde es dann auch nichts, erklärt die Expertin. Und du verlierst den schönen Abend. Bringt also nicht wirklich was.

Wenn dein Kind aber in einer guten Verfassung ist, ihr vielleicht entspannt am Sonntagvormittag zusammensitzt, dann könne man durchaus ganz normal spielen und dem Kind zeigen: „Okay, verlieren gehört halt auch dazu.

Das hast du sicher auch schon erlebt: Fremde nehmen sich die Freiheit raus, dein Kind zu maßregeln. Dürfen die das und falls ja, gibt es da eine angebrachte Art und Weise?

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Ab welchem Alter sollte man Kindern Gewinnen und Verlieren beim Spielen beibringen?

Gewinnen- und verlierenlernen muss dein Kind aber nicht von Anfang an. Dreijährige beispielsweise können sich noch ganz schlecht regulieren und – du kennst es – gehen dann einfach durch die Decke. Was also tun bei den ganz Kleinen? Eigentlich musst du nur abwarten, denn das Leben frustriert sie ja auch ständig: Die Schuhe sind nicht die richtigen, den Schal wollen sie heute nicht anziehen, die Taste am Aufzug ist schon gedrückt, die Banane muss anders geschnitten sein und so weiter ... „Da lernen die: ‚Ah, okay, die Welt läuft nicht immer so, wie ich mir das vorstelle.‘“, sagt Erziehungsexpertin Schmidt.

Wenn du deinem Kind also was über gewinnen und verlieren beibringen willst, macht das vermutlich erst so richtig Sinn, wenn dein Kind dazu bereit ist. Und für Dreijährige ist das eben ganz oft noch zu früh. Mit älteren Kindern klappt das schon besser.

Mama und Papa spielen zusammen mit den Kindern ein Brettspiel (Rummikub) und lachen. Symbolfoto für das Thema, ob man als Erwachsene bzw. Eltern Kindern gewinnen oder verlieren lassen sollte und wie Kinder die Konzepte von gewinnen und verlieren am besten lernen können.
Wenn Eltern zusammen mit Kindern spielen stellt sich oft die Frage: Wann lasse ich das Kind gewinnen, wann verlieren. Erziehungsexpertin Nicola Schmidt sagt, dass man ganz genau auf die Verfassung des Kindes achten sollte.

Und wie sieht es mit dem Gewinnen aus? Wie soll das mein Kind lernen?

Auch das Gewinnen will gelernt sein. Ihrem eigenen Grundschulkind hat Schmidt damals den Satz mitgegeben: Siege aber triumphiere nicht. Denn sonst wird das Kind, das verloren hat, nicht mehr mit dem Kind, das gewonnen hat, spielen wollen.

Ein guter Sieger und ein guter Verlierer zu sein, bedeutete, auch selbst über sich lachen zu können. Sich selbst nicht so ernst zu nehmen, ergänzt Schmidt. Und das seien alles Dinge, die du deinem Kind vorleben kannst, rät die Expertin.

Ganz konkret geht das, indem du deinem Kind zeigst, was passiert, wenn es „falsch gewinnt“. Dass beim Triumphieren eben nicht unbedingt weitergespielt werden will. Es geht darum, dass du deinem Kind Fragen stellst, über die es anfängt nachzudenken: „Wie schaffst Du es, dass der Verlierer trotzdem mit dir weiterspielen will.

Und wenn du als Elternteil gewinnst, kannst du deinem Kind das ebenfalls erklären. Du rennst zum Beispiel einfach schneller, weil du als Erwachsener längere Beine hast oder kannst den Ball weiter werfen, weil du mehr Kraft hast.

Comedian Sebastian Lehmann ist seit rund zwei Jahren selbst Papa geworden. In unserem Podcast „Elternzeit“ erzählt er über die kleinen und großen Freuden und Höllentrips des Elternseins. In der ein oder anderen Geschichte erkennst du dich 100%ig wieder, wetten?!

Podcast-Kolumne Sebastian Lehmann – Elternzeit

Sebastian Lehmann, in Freiburg geboren, lebt in Berlin. Seit über zehn Jahren schreibt er Kurzgeschichten über Themen wie Langeweile, Apokalypse, Jugendkulturen, Kapitalismus und Elche (!!!). Er liest sehr erfolgreich auf Poetry Slams in ganz Deutschland und bei der Lesebühne Lesedüne in Kreuzberg. Hauptthema: Seine Jugend und die Beziehung zu seinen Eltern.

Kurz und knackig: So bringst du deinem Kind Gewinnen und Verlieren bei

Zusammengefasst: Kinder müssen also erst lernen, wie man gewinnt und verliert. Dabei kommt es auf folgende Punkte an:

  • Nicht zu früh damit beginnen. Für Dreijährige und früher macht das kaum Sinn.
  • Die richtige Situation und den richtigen Zeitpunkt wählen gerade, wenn es ums Verlieren geht.
  • Auch richtig Gewinnen will gelernt sein. Ein guter Leitsatz ist: Siegen aber nicht triumphieren.
  • Stelle Fragen, die das Kind zum Nachdenken anregen. Kommunikation ist Trumpf!

Und was hätte der Torwart machen sollen?

Um nochmal zum Anfang zurück zu kommen, du erinnerst dich, die Geschichte mit dem Torwart: Erziehungsexpertin Schmidt hätte David James geraten, den ersten Ball zu halten. Aber den zweiten dann reinzulassen! Dann hätte das Kind gelernt: „Wenn ich mich anstrenge, kann ich was erreichen“, sagt die Expertin.

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