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Autor/in
Ferdinand Vögele
Ferdinand Vögele
Redakteur/in
Verena Schälter
Uwe Lueb
Franka Welz
Silke Hahne
Wolfgang Vichtl
Anna Osius
Jörg Seisselberg

Trinkgeld geben funktioniert überall gleich? Leider nein! Wir sagen euch, wie viel ihr in den beliebtesten Urlaubsländern bezahlen solltet und warum das so ist.

Das mit dem Trinkgeld bekommt man zu Hause in Deutschland noch irgendwie hin. Aber sobald man dann im Urlaub ist, kommt die Frage früher oder später auf: Wie viel Trinkgeld soll ich eigentlich geben?! Gilt das nur in Restaurants oder auch in Bars, an der Hotelrezeption oder gar am Taxi? Und deckt das „Coperto“, wie man es aus Italien oder Kroatien kennt, nicht schon das Trinkgeld ab?

So viel Trinkgeld solltest du in diesen Urlaubsländern geben

So ganz einheitlich und überall gleich ist es leider nicht. Wir haben deshalb unsere Korrespondenten in den Auslandsstudios gefragt und für euch die wichtigsten Trinkgeld-Knigge-Regeln für beliebte Urlaubsländer zusammengetragen.

Der schnelle Überblick: Trinkgeld-Knigge in beliebten Urlaubsländern

Spanische Tapa angerichtet auf einem Teller
Spanien: Die Spanierinnen und Spanier selbst geben eigentlich seit der Finanzkrise vor einigen Jahren kaum noch Trinkgeld. Früher waren etwa fünf Prozent üblich, diese Zeiten sind allerdings schon lange vorbei. Die Kellnerinnen und Kellner freuen sich daher umso mehr, wenn man Trinkgeld gibt. Bild in Detailansicht öffnen
Italienisches Omlette auf einem Teller angerichtet
Italien: Im Restaurant sollte man auf jeden Fall Trinkgeld geben, denn Kellner und Kellnerinnen verdienen einfach sehr wenig. 10 Prozent gelten als angemessen, wer sehr zufrieden war, kann auch mehr geben. Bild in Detailansicht öffnen
Türkisches Karniyarik angerichtet auf einem Teller
Türkei: Immer weniger Türkinnen und Türken leisten sich einen Restaurantbesuch. Die Gäste, die noch weggehen, geben immer weniger Trinkgeld sagen Servicekräfte. Ganz früher waren 10 Prozent üblich, doch geht das Trinkgeld – wenn es denn überhaupt gegeben wird – gegen fünf Prozent. Bild in Detailansicht öffnen
Kroatische Cevapcici angerichtet auf einem Teller
Kroatien: Wer größer Essen geht, sollte eher zehn als fünf Prozent geben. An der Bar für ein Bier reicht aufrunden auf die nächste runde Summe. Also beispielsweise von 18,40 auf 20 Euro. Ein Billig-Urlaubsland ist Kroatien schon lange nicht mehr. Bild in Detailansicht öffnen
Griechische Soulvaki auf einem Teller angerichtet
Griechenland: Klare Regeln, wie viel Trinkgeld man geben soll, gibt es in Griechenland nicht. Die Einheimischen geben meist weniger als 10 Prozent und runden vielmehr auf den nächsten glatten Betrag auf. Bild in Detailansicht öffnen
Franzözischer Käse mit Feigen auf einem Teller angerichtet
Frankreich: Auch in Frankreich lässt man das Trinkgeld eher auf dem Tisch liegen oder steckt es in die Rechnungsmappe hinzu anstatt es auf den Gesamtbetrag gleich hinzuzuaddieren. Bild in Detailansicht öffnen
Pastel de nata – ein typisch portugisisches Dessertgericht
Portugal: Fünf bis zehn Prozent Trinkgeld sind in Restaurants üblich. Nur um Centbeträge aufzurunden wird als unhöflich angesehen. Das Geld lässt man entweder auf dem Tisch liegen oder steckt es in die Mappe mit der Rechnung. Bild in Detailansicht öffnen
Baba Ghanoush, eine Auberginen-Paste, angerichtet mit Oliven auf einem Teller
Ägypten: In Restaurants gilt die 10%-Regel für das Trinkgeld auch wenn es oft schon eine Service-Gebühr auf der Rechnung gibt, die hinzu addiert wird. Bild in Detailansicht öffnen
LandTrinkgeld beim EssenTrinkgeld bei TaxifahrtenTrinkgeld bei Hotelservices
Spanien0 % - 5 %Wird nicht erwartet, Aufrunden gerne gesehen1 € pro Nacht / Gepäckstück
Italien10 % +Wird nicht erwartet, Aufrunden gerne gesehen1 € pro Nacht / Gepäckstück
Türkei0 % - 5 %Fahrpreis aufrunden0,50 - 1 € pro Nacht und 1€ pro Gepäckstück
Kroatien5 % - 15 %Fahrpreis aufrunden (5 % - 15 %)1 - 2 € pro Nacht und 1 € pro Gepäckstück
Österreich10 %Fahrpreis aufrunden (5 % - 10 %)1 - 2 € pro Nacht und 1 € pro Gepäckstück
Griechenland5 % - 10 %Fahrpreis aufrunden (10 %)1 € pro Nacht / Gepäckstück
Frankreich5 % - 10 %Fahrpreis aufrunden (10 %)1 € pro Nacht / Gepäckstück
Portugal5 % - 10 %Wird nicht erwartet, Aufrunden gerne gesehen1 € pro Nacht / Gepäckstück
Ägypten10 %Fahrpreis aufrunden1 € pro Nacht / Gepäckstück

Trinkgeld in Spanien: Finanzkrise hat ihre Spuren hinterlassen

Franka Welz aus dem ARD-Studio Madrid berichtet, dass die Spanierinnen und Spanier selbst eigentlich seit der Finanzkrise vor einigen Jahren kaum noch Trinkgeld geben. Früher waren etwa 5 Prozent üblich, diese Zeiten sind allerdings schon lange vorbei. Viele waren knapp bei Kasse waren und haben deshalb aufgehört, Trinkgeld zu geben.

In Spanien ist es außerdem schon lange üblich, mit Karte zu zahlen. Dass automatisch vorgeschlagen wird, den Betrag aufzurunden – wie beispielsweise in den USA – geschieht so gut wie nicht.

Also wenn ihr trotzdem etwas Trinkgeld geben wollt: Das Service-Personal freut sich bestimmt – am liebsten in bar. Bei Trinkgeld per Karte lieber vorher vergewissern, ob es auch wirklich beim Kellner oder der Kellnerin ankommt, schlägt unsere Korrespondentin vor.

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Trinkgeld in Italien: Das Restaurantpersonal ist darauf angewiesen

Im Restaurant sollte man auf jeden Fall Trinkgeld geben, denn Kellner und Kellnerinnen verdienen einfach sehr wenig (in Rom sind es ca. 4 Euro pro Stunde) und einen gesetzlichen Mindestlohn gibt es nicht. 10 Prozent gelten als angemessen, wer sehr zufrieden war, kann auch mehr geben.

In der Bar bei einem Cappuccino oder Espresso reicht es 10 oder 20 Cent neben die Tasse zu legen. Im Taxi gibt man normalerweise kein Trinkgeld, dem „Banino“ am Strand, der den Sonnenschirm aufspannt hingegen schon.

Kein Trinkgeld im Taxi in Italien, aber am Strand

An die selbst ernannten Parkplatzeinweiser in den Großstädten sollte man übrigens kein Trinkgeld geben. Die sind illegal und das Geld fließt in eher dubiose Taschen.

Oft steht in Italien auch das sogenannte „Coperto“ auf der Rechnung und deckt das Eindecken des Tisches mit Geschirr, Besteck und Gläser sowie Wasser oder Brot mit ab. Der Betrag geht allerdings direkt an das Restaurant und hat nichts mit dem Service-Personal zu tun.

Damit auch das Vokabular sitzt, haben wir hier einen lustigen Italienisch-Crashkurs für euch! 😂

Trinkgeld in der Türkei: Viele Einheimische verzichten auf den Restaurantbesuch

Als Faustregel für die Türkei gilt: 10 Prozent Trinkgeld. Das sagt Uwe Lueb aus dem ARD-Studio Istanbul. Wenn der Service sehr gut war, kann man natürlich mehr geben. Die Kellnerinnen und Kellner freut's. Weniger geht dagegen oft nicht.

Denn immer mehr Wirte setzen das Trinkgeld gleich mit auf die Rechnung. Daher lohnt sich der genaue Blick, ob „servis“ drauf steht, also Trinkgeld in der Rechnung enthalten ist oder nicht. Manche berechnen mittlerweile sogar schon 15 Prozent.

Wichtig ist aber: Wird Trinkgeld mit der Rechnung eingefordert, müssen Gastronomen das ihren Gästen zum Beispiel durch einen Hinweis auf der Karte vorher mitteilen

Trinkgeld in Kroatien: Mittlerweile bis zu 15 Prozent

Trinkgeld erwünscht, gilt auch in Kroatien. Nicht nur im Restaurant, sondern auch bei Reiseführern, im Taxi, bei den vielen kleinen „Helfern“ oder beim Friseur, sagt Silke Hahne aus dem ARD-Studio Wien. Fünf bis 15 Prozent sind üblich, wenn man zufrieden war. Wenn nicht, dann nicht.

Das „Coperto/Couvert“ – also die Gebühr für das Gedeck, wie man es aus Italien kennt – ist inzwischen selten in kroatischen Restaurants. Wer dort größer Essen geht, sollte eher zehn als fünf Prozent geben. An der Bar und in Cafés reicht Aufrunden bei kleineren Beträgen. Also beispielsweise von 1,70 Euro auf 2 Euro. Bei zweistelligen Beträgen gilt auch hier: fünf bis 15 Prozent.

Wer mit Karte zahlt, sollte das Trinkgeld in bar auf den Tisch legen, dann kommt es garantiert bei der Kellnerin oder dem Kellner an, die es sich verdient hat. Inflation hat daran nichts geändert, außer dass die Preise insgesamt gestiegen sind und Kroatien schon lange kein „Billig-Urlaubsland“ mehr ist.

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Trinkgeld in Österreich: Zehn Prozent, wenns OK war sind üblich

Alles ist teurer geworden. Österreich hat einen Inflationsschub hinter sich, die Preise im Restaurant gelten als Preistreiber. Die Leute sind sparsamer geworden, sagt Wolfgang Vichtl aus dem ARD-Studio Wien. Umso mehr freuen sich die Kellnerinnen und Kellner über die alten „zehn Prozent“, weil viele eher drunter bleiben.

Bezahlt wird fast nur mit Karte, heißt also: kleine Rechenaufgabe beim Aufrunden, in dem Moment, in dem das Lesegerät auf dem Tisch liegt. Digitales Trinkgeld heißt meistens: Wird im Service-Team geteilt. Wollt ihr nur einer Kellnerin was Gutes tun, dann: Trinkgeld in bar auf den Tisch.

Trinkgeld in Griechenland: Klare Knigge-Regeln gibt es nicht

Klare Regeln, wie viel Trinkgeld man geben soll, gibt es in Griechenland nicht. Diese Erfahrungen hat Verena Schälter aus dem ARD-Studio Athen gemacht. Die Einheimischen geben meist weniger als 10 Prozent und runden vielmehr auf den nächsten glatten Betrag auf. Das Wechselgeld lässt man dabei diskret auf dem Tisch liegen.

In touristisch eher weniger erschlossenen Regionen reagieren die Servicekräfte freudig überrascht, wenn man die klassischen 10 Prozent hinterlässt.

In der Altstadt von Athen oder anderen touristischen Hochburgen sind eher höhere Trinkgelder üblich und wer zu wenig gibt, kann schon mal einen finsteren Blick vom Kellner oder der Kellnerin ernten. Grund: Die Hauptstadt ist für die Einheimischen teuer. Doch der durchschnittliche Brutto-Lohn für Vollzeit-Servicekräfte in der Gastronomie liegt gerade mal bei 700 Euro.

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Trinkgeld in Frankreich: Bitte nicht „Garçon“ rufen

Auch in Frankreich lässt man das Trinkgeld eher auf dem Tisch liegen oder steckt es in die Rechnungsmappe hinzu, anstatt es auf den Gesamtbetrag gleich hinzuzuaddieren. Das schreibt das offizielle französische Tourismusportal. Das getrennte Zahlen einer Rechnung ist eher unüblich, wenn auch generell möglich.

Vielmehr ist es häufig so, dass einer einlädt und für den Tisch zahlt. Oder aber der Gesamtbetrag der Rechnung wird durch die Anzahl der Personen am Tisch gleichmäßig aufgeteilt. Centgenaues Aufrechnen, wer wie viel gegessen und getrunken hatte, sollte man also eher lassen.

Und noch etwas: Auch wenn es ein klassisches Filmbild ist, nach dem „Garçon“, dem Kellner zu rufen – das macht in Frankreich niemand. Vielmehr gibt man ein dezentes Zeichen.

Trinkgeld in Portugal: „Stimmt so“ gibt es nicht

Eher Fünf als zehn Prozent sind in Restaurants hier üblich, bestätigt uns Franka Welz aus dem ARD Studio Madrid (sind auch zuständig für Portugal) – abhängig davon, wie zufrieden man war. Zimmermädchen und Gepäckträger im Hotel freuen sich ebenfalls über ein kleines Trinkgeld. Nur um ein paar Cent aufzurunden, beispielsweise von 2,95 Euro auf 3,00 Euro sei allerdings nicht gern gesehen und gilt eher als Zeichen, dass man nicht zufrieden war.

Das Trinkgeld wird in Portugal in die Mappe gesteckt, mit der die Rechnung häufig dem Gast ausgehändigt wird oder einfach auf dem Tisch liegen gelassen. „Stimmt so“ und das Geld gleich dem Kellner oder der Kellnerin überreichen, gibt es hier also nicht und sorgt auch eher für Verwirrung.

Viele Restaurants in Portugal bieten ein „Couvert“ an, eine kostenpflichtige Vorspeise (Brot, Oliven, Käse etc.), die automatisch serviert wird und auch auf der Rechnung steht (wenige Euro). Es wird aber nur berechnet, wenn es auch tatsächlich gegessen wird und es ist kein Trinkgeld-Ersatz.

Trinkgeld in Ägypten gehört zum Alltag

In Ägypten gehöre das Trinkgeld in fast allen Bereichen zum Alltag, erklärt Anna Osius aus dem ARD-Studio Kairo. Egal ob der Tankwart an der Tankstelle, der Lieferant für die Pizza, das Paket oder den Einkauf nach Hause, der Taxifahrer oder der Kofferträger – alle bekommen Trinkgeld und leben davon. Denn die Löhne sind oft so niedrig, dass nur mit dem Trinkgeld ein würdiges Gehalt zusammenkommt.

In Restaurants gilt die 10%-Regel für das Trinkgeld, auch wenn es oft schon eine Service-Gebühr auf der Rechnung gibt, die hinzuaddiert wird. Für kleinere Dienstleistungen, wie z.B. Toilettenpersonal oder Parkplatzwächter, wären 5-10 Ägyptische Pfund angemessen. Es ist auf alle Fälle sehr hilfreich, immer etwas Kleingeld bei sich zu haben, um in verschiedenen Situationen alles richtig tun zu können.

Manche Reiseanbieter bieten schon Trinkgeld-Pauschalen an, damit man im Urlaub nicht mit Kleingeld hantieren muss. Aber keine Angst: Die Trinkgeldbeträge sind umgerechnet für deutsche Verhältnisse recht gering.

Kartenzahlung und Trinkgeld: Kommt davon was bei den Servicekräften an?

Das Trinkgeld landet auch bei Kartenzahlung früher oder später bei den Servicekräften, sagt Jürgen Benad, Geschäftsführer des DEHOGA Bundesverbands im SWR3-Interview. Das könne zwar ein bisschen zeitversetzt sein, aber der Chef oder die Chefin wisse ja auch, wer zu welchem Zeitpunkt gearbeitet hat.

Aus Sicht der Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes wirkt es allerdings besser, wenn der Rechnungsbetrag mit Karte bezahlt wird und das Trinkgeld dann mit Blick in die Augen der Servicekraft gegeben wird. Das zeige die Wertschätzung und „wirkt einfach besser“, meint Benad.

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