Pendler müssen jetzt stark sein, Urlauber aber auch. Die stark ausgelastete Bahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt wird für Sanierungsarbeiten gesperrt – und zwar fast bis Weihnachten.
Bahnstrecke MA–FFM: Züge werden umgeleitet
Jeden Tag sind hier mehr als 15.000 Berufspendler und Reisende im Nahverkehr unterwegs. Insgesamt fahren normalerweise über die 70 Kilometer lange Strecke rund 300 Züge am Tag. ICEs, ICs sowie unzählige Regional- und Güterzüge müssen jetzt umgeleitet werden – oder sie fallen ganz aus.
Die Züge des Fernverkehrs werden über zwei Wege umgeleitet: linksrheinisch über die Pfalz und Rheinhessen (Ludwigshafen–Worms–Mainz), rechtsrheinisch über die Bergstraße (Heidelberg–Darmstadt). Für die Umleitungsstrecken müssen Fahrgäste mindestens eine halbe Stunde mehr Zeit einplanen.
Diese beiden Routen sind aber auch sonst schon stark ausgelastet. Deshalb muss dort während der Riedbahn-Sanierung der S-Bahn- und Regionalverkehr ausgedünnt werden, damit es genügend Platz für die ganzen Züge gibt. Nur noch jeder zweite Nahverkehrszug soll dann fahren.
Damit aber nicht genug: Ein Drittel bis ein Viertel aller Fernverkehrszüge, die von Baden-Württemberg gen Norden fahren, fällt weg.
Um die Riedbahn-Sanierung ging es auch in SWR3 MOVE:
Ersatzverkehr der Riedbahn: So kommst du um die Sperrung herum
Von Mannheim aus lässt sich nun auch der Frankfurter Flughafen nicht mehr direkt mit der Bahn ansteuern. Reisebusse sollen Urlauber und andere Flugreisende dann zum Airport bringen.
Auch für den Regionalverkehr auf der Riedbahnstrecke ist ein Ersatzverkehr mit Bussen geplant. Es handelt sich um den wohl aufwändigsten Ersatzverkehr in der Geschichte der Deutschen Bahn: 400 Fahrer wurden extra eingestellt, etwa die Hälfte kommt aus dem Ausland. Für sie wurden kleine Wohnungen und Deutschkurse organisiert. 150 neu beschaffte lila Busse sollen die Passagiere von A nach B bringen.
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Sperrung vor der Sperrung: Sanierungsoffensive der Bahn
Bereits im Januar war die Riedbahn für mehrere Wochen gesperrt. Das war quasi nur ein erster Probelauf, denn in der Zeit passierten Vorarbeiten für die „richtige“ Sperrung. Die ist jetzt der Beginn der großen Sanierungsoffensive der Deutschen Bahn (DB). Da kommt noch einiges auf uns zu.
Bis 2030 will die Bahn wichtige Teilstrecken generalsanieren. Den Anfang macht die Riedbahn, die spätestens seit den 80ern als überlastet gilt. Insgesamt wird es in ganz Deutschland 40 solcher Abschnitte geben, die jeweils für circa fünf Monate gesperrt werden. 2025 sind zum Beispiel die Strecken zwischen Emmerich und Oberhausen in Nordrhein-Westfalen und zwischen Hamburg und Berlin dran. Der letzte Abschnitt ist dann 2030 zwischen Mannheim und Karlsruhe.
Ziel der großen Modernisierung ist es, den Anteil der Fahrgäste zu verdoppeln und auch den Güterverkehr zu erhöhen. Das Gute ist – nach diesen ganzen Sperrungen und Ausfällen: Wenn die Arbeiten 2030 beendet sind, soll der Zugverkehr über Jahre ohne weitere Störungen und Sperrungen laufen.
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Infrago für Modernisierung der Bahn
Seit 1. Januar hat auch die Infrago ihre Arbeit aufgenommen, die neue Infrastrukturgesellschaft bei der Deutschen Bahn. Damit schaffe man „die Voraussetzung, die gemeinsamen verkehrspolitischen Ziele zu erreichen“, sagte DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber vor Betriebsstart. Bisher waren das Schienennetz und die Bahnhöfe in zwei Tochterunternehmen organisiert. In der Infrago wurden die Bereiche nun zusammengeführt.
Als Teil der Strukturreform bei der Deutschen Bahn will man mit der Infrago die Versäumnisse vergangener Jahrzehnte bei der Modernisierung des Eisenbahnnetzes in Deutschland nachholen und die Qualität auf der Schiene verbessern. Eine Hauptaufgabe wird deshalb die Generalsanierung des Streckennetzes sein, deren Anfang der Riedbahn-Abschnitt ist.