Matt Simons: Geduldiger Geschichtenerzähler
SWR3 Musik-Redakteur Bernd Lechler sagt über ihn: „Manchmal braucht es einfach Geduld. Und Umwege. Und den richtigen Beat. Denn als Matt Simons’ Song „Catch & Release“ diesen Januar im „Deepend-Remix“ die deutsche Chartspitze eroberte (und Adele entthronte), gab es den Song schon über ein Jahr. Das gleichnamige Album hatte Ende 2014 nur in Holland die Top 30 erreicht – die Niederländer kennen Simons nämlich schon seit 2012, als sein Song „With You“ in einer TV-Serie eingesetzt und zum Top-Ten-Hit wurde. Deshalb also kam ausgerechnet ein holländisches DJ-Team auf die Idee, „Catch & Release“ zu remixen.
Matt Simons stammt aus New York, ist im kalifornischen Palo Alto aufgewachsen und hat am Konservatorium Jazz und Saxophon studiert – aber das hört man seinem Songwriting nicht wirklich an. Eher, dass er auf die Beatles steht. Und auf Melancholie. Die sei „ein Gefühl der Wahrheit“, sagt er und schreibt Lieder über Beziehungswirrwarr, über die schwierige Suche nach dem richtigen Weg im Leben, über das Auffangen und Loslassen. Auf der Bühne tut er das mit Band oder allein am Klavier, singt berührend, spielt auch mal ein Saxophon-Solo, erzählt Geschichten und kommentiert zwischendurch witzig-selbstironisch seinen Hang zur Ballade. Jetzt müssen sie ihn nur noch daheim in Amerika entdecken. Manchmal braucht es einfach Geduld.“
Dua Lipa: Stilsicheres Stimmtalent
SWR3 Musik-Redakteur Robby Gierer sagt über sie: „Ich habe Dua Lipa bei einem Showcase in Berlin Anfang Dezember 2015 getroffen. Duas Eltern und ihr Freund haben sie begleitet. Schon vor dem Auftritt konnte ich sie persönlich kennenlernen. Erster Eindruck: ein wahnsinnig nettes, wenn auch etwas schüchternes Mädchen. Das Konzert, das sie später gespielt hat, war auch einer der ersten Shows vor größerem Publikum – wir waren dort etwa 250 bis 300 Leute. Man hat ihr die Anfangsnervosität schon angemerkt, aber mit jedem Song, mit jeder Minute wurde sie sicherer. Ich finde das wahnsinnig spannend, so vielversprechende Künstler von Anfang an begleiten zu können, die Entwicklung zu beobachten – mehr New Pop geht eigentlich nicht! Mit ihren 20 Jahren ist sie auch noch sehr jung, hat aber gleich schon ihren eigenen Stil gefunden – klamotten- wie musiktechnisch. Gekleidet war sie irgendwie typisch britisch: Ein langer, dunkler, schwerer Mantel und schwarze Stiefel mit richtig hohem, dicken Absatz. Man merkt Dua auch ihre Herkunft aus dem Kosovo an – ihr Temperament, ihre Emotion zeigt sie speziell in ihrer Musik. Man hört ihr eine tief verwurzelte Leidenschaft an und eine Art Sehnsucht. Dua Lipa kann wahnsinnig gut mit ihrer Stimme spielen – so eine facettenreiche Sängerin habe ich selten erlebt. Und sie klingt deutlich erwachsener als es ihr junges Alter vermuten lässt. Wenn sie merkt, dass ihr Talent anerkannt wird, das Publikum ihr etwas zurück gibt, dann wächst sie über sich hinaus.“
Jamie Lawson: Erfahrener Spätstarter
SWR3 Musik-Redakteur Matthias Kugler sagt über ihn: „Jamie Lawson ist ein bescheidener, sympathischer und überaus freundlicher Mensch, der mir sofort ein Bier in die Hand drückt, als ich ihn backstage nach seinem ausverkauften Konzert in London treffe. Er hat ein Lächeln im Gesicht und freut sich riesig über seinen späten Erfolg, denn der englische Singer/Songwriter aus Plymouth ist schon 40, hat bislang vier Alben veröffentlicht und spielte im großen Popbusiness so gut wie keine Rolle. Bis … ja, bis ihn Ed Sheeran als ersten Künstler für sein neues Label „Gingerbread Man“ unter Vertrag nahm. Die Folge: sein neues Album „Jamie Lawson“ schaffte es auf Platz 1 der UK-Charts, bekam eine Goldauszeichnung und Jamie durfte in Großbritannien und Irland sogar die Konzerte von One Direction eröffnen. „Wasn’t Expecting That“, ein wundervoller Akustik-Pop-Song, stieg bis auf Platz 6 der Single-Charts und ist auch aus dem deutschen Radio nicht mehr wegzudenken. Als ich gehe, kommt mir auf der Treppe noch Ed Sheeran entgegen, sichtlich angetan vom Konzert seines „Angestellten“. Warum hat er gerade Jamie Lawson ausgesucht für seine neue Plattenfirma, frage ich Ed. „Ganz einfach, weil er großartige Songs schreibt!“ So einfach kann also die Welt sein. Dann besucht er Jamie in der Garderobe und schwärmt ihm von seinem eigenen Auftritt beim New-Pop-Festival 2012 vor und dass er unbedingt in Baden-Baden auftreten müsse. Und das wird er jetzt tun. Ganz ehrlich: Das hatte ich nicht erwartet, „I wasn’t expecting that!“.“