Neues Ermittler-Duo im Polizeiruf 110: Raczek und Ross
Nachdem Kommissarin Olga Lenksi (Maria Simon) ausgestiegen ist, bekommt Kommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) diesmal nicht nur einen neuen Fall, sondern endlich auch einen neuen Kollegen. Und der ist so ganz anders als der coole Raczek. Die beiden sind ein extrem ungleiches Paar – das aber grade deshalb viel Potential hat, findet unsere Tatort-Checkerin Simone Sarnow.
Zum Trailer: Polizeiruf 110 – „Hildes Erbe“
Alt gegen jung: Welten prallen aufeinander
Der androgyne Typ, der mit Kajal, Rock und Stiefeln vor der Tür des Mordopfers steht, ist nicht nur ein Zeuge, sondern Raczeks neuer Kollege Vincent Ross (André Kaczmarczyk), der frisch von der Polizeihochschule kommt und gerade erst von Berlin zum neuen Dienstort umgezogen ist. Ausgerechnet in die Wohnung unter dem Mordopfer. Der Blick von Old-School-Mann Raczek, als er kapiert, dass dieser Typ sein neuer Kollege ist, ist Gold wert! Wobei er sich recht schnell wieder gefasst hat– spätestens als Ross den Rock gegen eine kurze Hose tauscht.
Dieser junge Neue bringt neben seinem Äußeren aus Raczeks Sicht auch noch völlig neue Arbeitsmethoden und Weltanschauungen mit. Da muss sich der „Alte“ sagen lassen, dass Indianer jetzt Indigene oder First Nations heißen und auch die anderen Kollegen konfrontieren Raczek mit für ihn völlig neumodischem Kram – denn die gendern fleißig. Und weil da Welten aufeinanderprallen, entstehen so richtig schöne Dialoge.
Neuer Kommissar Vincent Ross gibt Gegenwind
Raczek versucht Ross zwar klarzumachen, wer hier der Chef ist, aber das prallt an Ross einfach ab – der atmet das im Zweifel beim Yoga einfach weg. Außerdem studiert er noch Psychologie und findet ziemlich schnell raus, dass hinter der so coolen Schale seines Kollegen ein fast schon trauriges Leben steckt, das Ross so zusammenfasst:
Ein toter Enkel, eine verdächtige Familie
Auch wenn die beiden ganz offensichtlich selbst nicht genau wissen, warum – sie mögen sich. Und sie haben ja auch noch einen Fall zu lösen. Bastian Grutzke, der Enkel der alten Hilde, ist tot. Alles sieht danach aus, als ob der Mörder oder die Mörderin ihn nach einem Streit einfach hat verbluten lassen. Ein mögliches Motiv ist auch relativ schnell klar, denn Hilde hat nicht mehr allzu lange zu leben, aber eine beachtliche Summe Bargeld zu Hause. Und wie das so ist: Kaum geht’s ums Erbe, steht die Familie nach und nach wieder auf der Matte. Dabei ist Hilde ein echtes Scheusal.
Viel Stoff für einen Polizeiruf
Raczek und Voss versuchen also neben ihrer eigenen Kennenlern-Story auch noch die Verhältnisse einer durch und durch kaputten Familie aufzudröseln. Wie so oft, wenn ein neues Team-Mitglied eingeführt und eben noch ein Fall gelöst werden muss, wird es manchmal ein bisschen viel. Oder anders rum – es kommt auch mal was zu kurz. Trotzdem gibt’s von mir 4 von 5 Elchen, denn ich halt’s da wie Raczek, der am Ende sagt: „Kommissar Ross – schön, dass du da bist!“