Armselige, kleine Würstchen sitzen in ihren aufgemotzten, röhrenden Autos und tun das, was sie am besten können: Sie drücken das rechte Knie durch und geben Gas.
Man könnte sie nun belächeln und bemitleiden, dass sie nichts anderes können und haben, im Film wie im Leben. Nur leider ist es im echten Leben wie im Film so, dass diese „Würstchen“ Menschen töten.
Die unendliche Trauer des Vaters
In diesem Fall Sara Wagner, 21 Jahre alt, Bäckereifachverkäuferin, hübsch, verliebt, das war sie. Jetzt ist sie tot, weil sie, wie ihr Vater sagt, einem Rennauto im Weg stand. Ben Becker spielt Saras Vater, der nicht weiß, wohin mit seiner unendlichen Trauer, Wut und Verzweiflung und deswegen die Scheibe der Balkontür einschlägt. Obwohl er sich, wie er sagt, eine neue Scheibe gar nicht leisten kann.
Die macht Scheibletten per Handkantenschlag
Zu diesem Zeitpunkt steht auf meinem Notizzettel: „Schön, dass Kommissarin Brasch nicht mehr ganz so pseudo-obercool ist, wie in den vergangenen Fällen“. Dieser Satz wird aber von mir im Laufe der kommenden Stunde wieder dick durchgestrichen. Sie ist immer noch der Typ Frau, die ihre Wohnungstür mit einem Schneidbrenner öffnet und Scheibletten eigenhändig per Handkantenschlag aus Käse herstellt.
Wie mit der Rakete zum Mond
Lieber Kommissar-Kollege Köhler. Wie kann man nur Angst um seine Kids haben, wenn diese irren Raser unterwegs sind. „Meine Kinder stehen jeden Morgen am Zebrastreifen“, sagt er. Und die Brasch: „Ja, die sollen nur schön links, rechts, links schauen, bevor sie über die Straße gehen und dann klappt das schon mit dem Zebrastreifchen.“ Und dann bekommt Kollege Obermemme, bei der Verfolgung mit Tempo 240 auch noch leichte Schnappatmung. „Probleme?“, fragt sie. „Normale Menschen haben Probleme, wenn sie mit einer Rakete zum Mond geschossen werden“, sagt Köhler. Ein langer abschätziger Blick der Fahrerin auf den Kollegen auf dem Beifahrersitz bei 240 auf der Autobahn. Entschuldigung, nur Memmen gucken bei diesem Tempo nach vorne.
Raserei mit zu viel Leerlauf
Illegale Autorennen, das ist wirklich ein super spannendes Thema. Ben Becker spielt den vor Trauer halb irren Vater super, aber die Geschichte hat für mich zu viel Leerlauf und Längen und – mein ganz persönliches Empfinden – zu viel Superwoman. Nach 60 Minuten frage ich mich dann auch schon mal: „Liebe Kommissarin Brasch. Was machen wir beide denn jetzt noch die letzte halbe Stunde? Nochmal durch Magdeburg rasen?“
„Le Magdeburg“
Brisantes Thema, man hätte aber noch mehr daraus machen können. Und vor allem der Raserszene dringend einen anderen Namen verpassen. Le Mans klingt gut, aber wie bitteschön klingt denn „Le Magdeburg“?
Für den Polizeiruf gibts von mir 2,5 von 5 Elchen.