Die junge Naila Mafani aus Kamerun stirbt, eingeschlossen in einer Kammer, deren Türriegel während des Brandes zuschnappt. Vielleicht war Naila kein zufälliges Opfer, möglichweise sollte sie sterben. Kommissarin Paula Ringelhahn sucht nach Zeugen, richtig reden will keiner, da keiner sein laufendes Asylverfahren gefährden will.
Vom Wurstgeschenk zum Brandanschlag?
Ihr Kollege Felix Voss weiß noch gar nichts von dem Anschlag, er kommt gerade aus dem Urlaub. Seine Oma ist Tschetschenin und seinen Kollegen bringt er eine kaukasische Köstlichkeit mit: Würste! Handgemacht! Ich habe mich an der Stelle gefragt: Wie kriegen die Tatort-Macher da die Kurve? Hier schrecklicher Brandanschlag – da ausführliche Wurstgeschenke! Aua. Aber das funktioniert super. Denn erstens empfiehlt sich Voss mit seiner tschetschenischen Herkunft, um als verdeckter Ermittler in die Flüchtlingsunterkunft einzuziehen und zweitens passen solche Wurstszenen perfekt, um zu zeigen, dass sich da ein Team richtig gut versteht.
Franken-Ermittler stechen heraus
Keine Eitelkeiten, keine Selbstdarstellung, einfach nur selbe Wellenlänge, trotz zweier völlig unterschiedlicher Typen. Die mögen sich richtig, das macht den Sound dieses Teams trotz der Schwere des Falls so positiv. Ich weiß, für viele Tatort-Fans ist die Flüchtlingsthematik in letzter Zeit zu oft strapaziert worden, aber auch da stechen die Franken-Ermittler heraus. Keine mahnende Betroffenheitslyrik, der Film traut sich, die Flüchtlingstragödie ironisch zu brechen, ohne sich drüber lustig zu machen. Da philosophiert Assistent Fleischer über die vermutlich dramatische Flucht von Naila aus Afrika: „Schrecklich, der lange Fußweg durch Nordafrika. Hunger, Durst, marodierende Banden, Angst vor Vergewaltigung. Dann Schleuser, ein völlig überfülltes Boot, das jederzeit sinken kann…!“ Antwort seiner Kollegin: „Fleischer! Sie ist geflogen.“
Vielschichtig ohne Moralkeule
Ein sehr vielschichtiger Film, ohne Moralkeule, unaufgeregt erzählt, tolle Darsteller. Der einzige Kritikpunkt von mir: Die vielen Flüchtlinge sprechen durch die Bank irritierend gut Deutsch – im Gegensatz zu den naturbelassen fränkischen Darstellern. Trotzdem von mir gibt’s vier von fünf Elchen.